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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Eine Messerspitze Currypulver gab der Suppe eine besondere Note. Das Rezept stammte noch von ihrer Mutter.
    „Alle scheinen glücklich zu sein", erzählte Mary weiter. „Melissa Clune hält das Haus blitzsauber in Ordnung. Rheingold, das ist der kranke junge Mann, wird von allen verwöhnt, aber Fiona sagt, sein Herzleiden sei unheilbar. Er und die alte Mrs. Selkirk haben sich angefreundet und stecken ständig zusammen. Hestia gibt den Kindern Unterricht. Sie ist besonders stolz auf Mrs. Clunes ältesten Sohn Edward und sagt, er wird der erste
    Clune sein, der die Universität besucht." Sie neigte den Kopf zur Seite. „Wie sieht es da aus?"
    „Wo?"
    „An der Universität. Das hört sich so großartig an. Aber ich kann mir nichts darunter vorstellen."
    „Dort studieren verwöhnte Söhne reicher Eltern, die glauben, alles besser zu wissen. Sie debattieren über hochtrabende Themen und glauben, die Welt am Biertisch verbessern zu können. An Universitäten entstehen Rivalitäten, die gelegentlich ein ganzes Leben andauern."
    „Das klingt eigentlich gar nicht großartig. Denkst du, es ist richtig, wenn Edward eine Universität besucht? Und solches Zeug lernt?"
    Ein mattes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Etwas zu lernen ist immer gut. Aber die beste Schule ist das Leben selbst. Ich habe hier auf der Station jedenfalls mehr gelernt als auf der Universität. Meine Lehrer waren die Stürme und die Flutwellen. Solche Erfahrungen macht man nicht im Vorlesungssaal einer Universität."
    „Aber du hast studiert. Manchmal male ich mir aus, wie du früher gelebt hast. Doch ich sehe nur prachtvolle Häuser und die vornehme Gesellschaft. Ich kann mir dich in dieser Umgebung gar nicht vorstellen."
    „Das liegt hinter mir", sagte er. „Und ich bin froh darum."
    „Ich denke, du hast dieses Leben zu früh aufgegeben", sagte sie leise.
    „Was, zum Teufel, soll das nun wieder heißen?"
    Er war wieder einmal nahe daran, einen Wutanfall zu bekommen, den Mary gelassen über sich ergehen lassen würde. Es gab ein paar Dinge, die einfach gesagt werden mussten. In diesen ersten Wochen ihrer Ehe waren sie leidlich gut miteinander ausgekommen, was allerdings vorwiegend daran lag, dass sie sich von seinem Herzen fern hielt.
    Sie teilte das Bett mit ihm, aber der Zugang zu seinem Herzen blieb ihr verwehrt. Sie fühlte sich ihm jetzt nicht näher als am Tag ihrer Hochzeit. Sie behandelte ihn wie ein rohes Ei, um ihn nicht zu verärgern. Das musste aufhören.
    „Es wäre besser gewesen, dein gewohntes Leben so lange weiterzuführen, bis du Emilys Tod überwunden gehabt hättest", sagte Mary schließlich.
    Sie sah, wie vor lauter Wut seine Züge gefroren, zwang sich jedoch fortzufahren: „Dein Leben ist wie ein unvollständiger Kreis. Es wäre besser gewesen, zu bleiben, um diesen Kreis zu schließen."
    Er durchschnitt die Luft mit einer unwirschen Handbewegung. „Du redest völligen Unsinn. Im Übrigen geht dich mein Leben nichts an."
    „Seit du sie verloren hast, fürchtest du dich, zärtliche Gefühle zuzulassen." Mary bemühte sich, seine kränkenden Worte zu ignorieren.
    „Du weißt ja gar nicht, was es bedeutet, Gefühle für andere Menschen zu haben", erwiderte er mürrisch.
    Plötzlich sprang sie zornig vom Stuhl auf. „Das weiß ich nicht? Und meine Familie? Ich habe alle verloren. Pa und meine drei Brüder liegen auf dem Meeresgrund, und Mama ist in meinen Armen gestorben. Wie kannst du behaupten, ich hätte sie nicht geliebt?"
    „Immerhin kannst du weiterleben, als sei nichts geschehen!" brüllte er.
    Ein seltsames Ziehen im Rücken zwang sie, sich wieder zu setzen. „Aha. So ist das also. Du meinst, ich hätte sie nicht geliebt, weil ich mich nicht vor Trauer verzehre. Du hältst dich wohl für den Einzigen, der weiß, was Liebe bedeutet. Du hast Emily so sehr geliebt, dass du dich seit zwölf Jahren in deinem Unglück suhlst, nur um das zu beweisen. Ich bin beeindruckt."
    „Ich habe dich nicht darum gebeten, dich in mein Leben einzumischen. Ich habe dich gewarnt, dass ich dir wehtun werde ..."
    „Versuch es nur, Jesse. Nur weiter so. Mir kannst du nicht wehtun. Weil ich weiß, dass du den Unsinn, den du redest, nicht ernst meinst." Diese Behauptung stellte sie einfach auf. „Ich habe meine Familie geliebt", fuhr sie heftig fort. „Ich habe sie wahrhaftig geliebt, aber ich will das Andenken an meine Lieben in Ehren halten und mich nicht von meiner Trauer unterkriegen lassen."
    Sie stand auf, trat an Jesses

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