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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Seite und legte ihre Hand auf die seine. „Wenn ich lächle, ist es ein Ausdruck meiner Liebe für meine Familie. Und mein Lachen ist eine Erinnerung an die gemeinsamen Freuden. Und jedes Mal, wenn ich dich berühre, Jesse, danke ich Gott für meine Familie, die mich gelehrt hat, dass Zärtlichkeit und Liebe die wichtigsten Dinge im Leben sind."
    Sie nahm seine Hand, legte sie an ihre Wange, dann an ihre Lippen. „Wenn ich wie ein Schatten durchs Leben ginge, hätte ich nicht begriffen, was meine Familie mich gelehrt hat."
    Lange saß er reglos und wie versteinert da. Dann stand er auf und nahm ihre beiden Hände. „Es war falsch, zu sagen, du hättest deine Familie nicht geliebt", gab er zu. „Aber du bist anders als ich. Ich kann das nicht."
    „Du solltest es versuchen. Versuche, dich von der Vergangenheit zu lösen. Versuche, wieder zu lieben."
    Er ließ ihre Hände los. „Das", sagte er tonlos, „ist leider unmöglich."
    Mary aber war anderer Meinung. Eines Tages würde er sie lieben. Vor ihr lag noch ein hartes Stück Arbeit, eines Tages jedoch würde er sie lieben.
    Oder etwa nicht?
    Er öffnete die Haustür. Der Herbstwind wehte würzige, kühle Luft herein. Die Tage wurden kürzer. In jedem Windstoß tanzten welke Blätter. Heute Nacht hatte Erik Wache auf dem Turm.
    Mary bückte sich, um ein Scheit in den Kamin nachzulegen. Sie zog den Atem scharf ein, als sie wieder dieses Ziehen im Kreuz verspürte, schmerzhafter diesmal.
    „Fühlst du dich nicht wohl?" fragte Jesse, ohne sich umzudrehen.
    „Es ist alles in Ordnung." Sie richtete sich auf, drückte den Rücken durch und trat ans Bücherregal. „Liest du mir etwas vor? Die Geschichte von König Arthur ist so spannend. Ich möchte mehr darüber hören." Sie zog ein Buch aus dem Regal, dessen Lederrücken neu aussah. „So viele Bücher. Wie heißt das?"
    Jesse durchquerte den Raum und nahm ihr den Band aus der Hand. „Dieses Buch ist ein Geschenk meiner Schwester. Es sind Erzählungen von Emerson." Ein gefaltetes Blatt Papier, das zwischen den Buchseiten lag, flatterte zu Boden, als er das Buch aufklappte.
    Mary bückte sich und hob es auf. „Ein Brief?"
    „Annabelle schrieb mir oft, gab es aber auf, weil ich ihre Briefe nie beantwortet habe."
    „Liest du mir diesen Brief vor?"
    Schulterzuckend setzte er sich auf die Bank. Mary nahm neben ihm Platz und schob sich ein paar Kissen in den Rücken. Er war bereit, etwas aus seiner Vergangenheit preiszugeben - das war gewiss ein Fortschritt.
    Jesse entfaltete das Blatt und reichte ihr eine vergilbte Fotografie. „Das ist ein Hochzeitsbild von Annabelle und ihrem Bräutigam."
    Mary nahm die kartonierte Fotografie zur Hand und betrachtete sie. Eisige Kälte schlich sich in ihr Herz, und sie hob das Bild näher an die Augen.
    Dann stürzte eine Welt für sie ein. Reglos saß sie da, hielt das Bild zwischen den Fingern und blickte ausdruckslos auf das lächelnde Brautpaar. In ihrem Innern breitete sich ein Gefühl der Leere aus. Grauen erfasste sie.
    Jesse las vor - den Brief? Eine Geschichte? Mary hörte nicht zu, war unfähig zuzuhören. Sie blickte auf die Fotografie. Annabelle war ebenso schön wie ihr Name. Ihre Ähnlichkeit mit Jesse war unverkennbar. Beide hatten die gleichen ebenmäßigen Gesichtszüge und die stolze Körperhaltung, die wohl in der Familie lag.
    Aber Annabeiles Ehemann ... Sein Bild hatte sich in Marys Herz eingebrannt. Auch mit geschlossenen Augen sah sie sein schönes, markant geschnittenes Gesicht vor sich, den sorgfältig gepflegten Oberlippenbart, das schimmernde sandfarbene Haar. Die lächelnden, lügenden Lippen. Die charmant blitzenden Augen, die in Wahrheit eine Maske seiner Bösartigkeit waren.
    Übelkeit stieg in ihr hoch, sie kämpfte dagegen an, besiegte sie und atmete tief durch.
    „Jesse?" Ihre Stimme klang schwach und zittrig.
    Er blickte auf. „Was ist?"
    „Ich muss dir etwas sagen."
    „Jetzt?"
    „Ja. Ich ... es kann nicht warten."
    Er faltete den Brief und legte ihn beiseite. Sie reichte ihm die Fotografie. „Deine Schwester ist sehr schön."
    „Ich weiß. Sie war zwölf, als ich sie zum letzten Mal gesehen habe. Und nun ist sie erwachsen und längst verheiratet. Kaum vorstellbar. Ich war nicht einmal bei ihrer Hochzeit. Ich wollte die Station nicht verlassen."
    „Und ihr Ehemann?"
    „Granger Clapp. Wir waren Schulfreunde, später Geschäftspartner." Seine Stimme verriet nicht, was er dachte.
    „Granger Clapp." Sie wiederholte den Namen, der einen

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