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Leute, ich fuehle mich leicht

Titel: Leute, ich fuehle mich leicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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ihrem Körper ausdrücken und ihr die Haare einzeln ausreißen. Ich werde sie ohrfeigen, bis der Arzt kommt. Ihr die Beine brechen. Sie hauen, immer wieder hauen.
    Johannes lächelt, als hätte sie ihn mit einer Feder am Bauch gekitzelt, und meint: »Ich bin Johannes, und wer bist du?«
    Simone lässt sich augenblicklich dicht neben uns runter auf die Knie sinken, wirft wieder ihre Haare nach hinten und trötet mit ihrer Scheiß-eins-a-It-Girl-Stimme los: »Ich bin Simone, die Zimmerkameradin von Elisabeth. Ich hatte früher Magersucht, jetzt leide ich an Bulimie. Ich weiß nicht, ob du eine Ahnung hast, was das bedeutet. In jedem Fall ist Bulimie schlimmer als Magersucht. So viel ist klar. Darum werde ich noch lange hier in der ›Reha‹ bleiben müssen. Du kannst dir ja vorstellen, wie das ist, wenn man suchtkrank ist. Es ist ein langer, steiniger Weg, den man gehen muss, um gesund zu werden. Und ich werde ihn gehen.«
    Johannes glotzt Simone mit riesigen Augen und offenem Mund an. »Okay. Klingt gut.«
    Simone seufzt und fügt hinzu: »Das Einzige, was mir hier wirklich fehlt, ist, dass ich einfach mal rauskann, um ein bisschen was zu trinken, zu flirten, Spaß zu haben. Was junge Frauen eben gern so in ihrer Freizeit veranstalten.«
    Ich gucke von Simones angemalten Wulstlippen zu Johannes weit aufgerissenen Augen. Er scheint voll weggebeamt zu sein. Er kann ganz offenbar seinen Blick nicht mehr von Simone lösen. Er nickt nur immer wieder, als könne er nicht genug von ihren Erzählungen kriegen.
    Darum labert sie gleich weiter, wobei sie sich mit ihren Händen auf ihren nackten, gebräunten Beinen abstützt: »Na ja, wie auch immer. Man muss das Schicksal annehmen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Das sagt jedenfalls meine Mutter. Ich sage euch trotzdem gleich: Lange kann ich nicht hier bei euch in der Sonne bleiben und euch unterhalten. Von einer derart aggressiven Sonneneinstrahlung kriegt man Falten. Ich benutze darum nur Selbstbräuner zum Aufsprühen, der ist toll. Nur so kriege ich die nahtlose Bräune hin. Oder seht ihr hier irgendwo unregelmäßige Flecken auf meinen Armen und Beinen?«
    Simone streckt ihre Arme und Beine aus und Johannes und ich werden von einem unschlagbaren Deo-Duft eingelullt. Johannes besieht sich fachmännisch ihre Arme und das hochgestreckte Bein und meint: »Nee, wirklich keine Nahtstelle.«
    Simone nimmt ihre Arme und Beine wieder runter und lächelt zufrieden.
    »Ja, man muss eben wissen, wie es geht.«
    Endlich guckt Johannes aus dem Augenwinkel zu mir, und ich merke, dass er Simone genauso behämmert findet wie ich. Das beruhigt mich schon mal. Sie steht wieder auf, streckt sich, damit wir sehen, was für einen tollen Kotz-Körper sie hat, und hält sich malerisch die Hand als Schirm über die Augen. Mit ihrer Oberbefehlshaberstimme meint sie dann plötzlich: »Lelle! Besuch hin oder her. Ich rechne heute Abend fest mit dir!«
    »Vergiss es, Simone. Zieh lieber meine Flip-Flops aus, bevor ich sie dir von den Füßen reiße.«
    »Bitte, wenn du gleich so grob werden musst.« Simone zappelt mit ihren braunen Beinen, sodass meine Latschen von ihren Füßen ins seichte Wasser fliegen.
    Ich sammle sie ein und sage: »Merci.«
    Und Johannes sagt: »Was ist denn heute Abend los?«
    Ich sage: »Simone hat sich in unseren Chefarzt Doktor Wilhelm verknallt, der am Wochenende immer mit seiner Frau in diesem einen Restaurant am Marktplatz essen geht. Simone will da nun auch hingehen, um ihm schöne Augen zu machen.«
    »Aha.« Johannes fummelt sich eine Zigarette aus seinem Softpack und zündet sie sich an.
    Simone wedelt gleich hysterisch mit ihrem »nahtlosen« Arm vor der »Sexy Girl«-Brust herum und lächelt bescheuert. »Exakt. Und damit ich nicht alleine essen gehen muss, soll Lelle mitkommen.«
    Ich sage: »Mache ich aber nicht.«
    Doch Johannes meint: »He, cool! Lasst uns doch zu dritt gehen!«
    Simone wirft ihm eine Kusshand zu. »Sehr gerne! Das erhöht meinen Anziehungsfaktor um 99 Prozent. Je mehr Männer mich umschwärmen, desto besser.«
    Damit dreht sie sich um und verschwindet mit ihren hellgelben Bermudashorts wieder in den Büschen. Die Tante hat wirklich eine Schraube locker. Ich muss es einfach so sagen. Ich verstehe nur nicht, warum Johannes da jetzt dringend mitwill. Hinterher findet er Simone doch toll.
    Ich bemerke mit ziemlich beleidigtem Unterton in der Stimme: »Du kannst auch alleine mit Simone essen gehen, wenn du sie so erotisch

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