Leute, ich fuehle mich leicht
hunger is like a silent scream into the night. What you need is someone who understands.« Leute, ich glaube, er meint mich! Und ich weiß, hier startet gerade eine wilde und total irre Romanze.
17
I ch bin jetzt seit zwei Wochen in dieser Psycho-Klapse und Simone geht mir so was von auf den Senkel, dass ich gestern Abend einen astreinen Wutanfall bekommen habe. So einen hatte ich bis jetzt nicht einmal, wenn Mama - wie meine Therapeuten hier sagen würden - »Grenzen überschritten« hat. Ich bin nämlich, wie ich jetzt auch weiß, »eher der autoaggressive Typ«. In jedem Fall hat Simone gestern definitiv eine Grenze bei mir überschritten. Sie hat sich einfach, ohne zu fragen, meine Jeans aus dem Schrank gerupft. Mit ihren Ekel-Beinen hat sie sich reingequetscht und den Hosenstall über ihrem knappen Schlüpfer zugeknöpft. Ich meine, will ich ihre Hautpartikel in meiner Hose kleben haben, oder was? Gerade als ich von einer meiner unzähligen »Einzelsitzungen« bei meiner neuen Therapeutin kam, die Frau Eger heißt und ein sehr freundliches Gesicht hat, groovte die blöde Simone plötzlich in meiner Jeans durch die Kliniklobby. Offenbar war sie gerade wieder auf der Jagd nach unserem Chefarzt Herrn Doktor Wilhelm. In den hat sie sich nämlich verliebt, beziehungsweise meint sie, dass es dazugehört, als Patientin eine Affäre mit dem Chefarzt anzufangen. Dass der verheiratet ist, stört sie dabei gar nicht. Sie sagt: »Na und? Dafür hat er Geld.« Doktor Wilhelm spielt in seiner Freizeit gerne Golf und ist ziemlich braun gebrannt. Ich muss zugeben, er sieht gut aus. Ich finde ihn auch ein bisschen anziehend, aber Simone hat sich einen regelrechten Plan zurechtgelegt, wie sie ihn rumkriegen will. Und ich soll ihr dabei helfen. Aber ich habe aus der Vergangenheit gelernt. Wenn jemand Dummheiten begehen will, dann bitte ohne mich. Simone ist das egal. Sie ist es offenbar gewohnt, Leute herumzukommandieren.
Ich sage: »Ich mache da nicht mit.«
Und sie sagt: »Blablabla, liebe Lelle.«
Und ich sage: »Ich bin nicht deine ›liebe Lelle‹.«
Und sie sagt: »Na und? Dann eben nicht. Trotzdem gehst du mit mir essen, sonst sieht das vor Doktor Wilhelm so aus, als hätte ich keine Freundin!«
Ja, tatsächlich, Leute! Die dumme Nuss will mit mir essen gehen - was schon ein Witz an sich ist. Und zwar in dem Restaurant, in dem Doktor Wilhelm am Wochenende immer mit seiner Frau speisen geht. Wenn er dann also mit seiner Frau bei Kerzenschein sitzt, will Simone ihm vom Nachbartisch aus schöne Augen machen. Ich habe sie gefragt, warum sie ihm ausgerechnet schöne Augen machen will, wenn seine Frau dabei ist. Da hat sie gesagt: »Das weckt den Jagdinstinkt bei Männern. In der Klinik bin ich seine Patientin, doch draußen bin ich Freiwild, das darauf wartet, erlegt zu werden.«
Das leuchtet natürlich ein, dennoch halte ich Doktor Wilhelm nicht für so behämmert, sich auf eine abführmittelfressende, kotzende Zwanzigjährige einzulassen. Nun ja. Das muss ich ihr ja nicht so direkt sagen.
Obwohl ich mir wirklich jedes Mal auf die Zunge beißen muss, wenn sie sich mit mir in einem Raum aufhält. Besonders als ich sie gestern mit meiner Jeans erwischt habe. Mir sind direkt die Augen übergegangen, als ich sie durch die Lobby habe hampeln sehen. Ich habe sie sofort angehalten und gemeint: »Augenblick mal! Ist das etwa meine Jeans?«
»Wieso?«
»Weil die verdammt noch mal genauso aussieht wie meine Jeans.«
»Kein Wunder. Das ist ja auch deine Jeans.«
In dem Moment - ich kann nicht sagen, warum - habe ich angefangen, ganz laut zu schreien, so sehr, dass ich in die Knie gegangen bin und mich auf dem Boden wälzen musste. Die Schwester hinter dem Empfangstresen musste sofort Hilfe holen. Die hat sich wohl ziemliche Sorgen um mich gemacht. Nach ein paar Minuten kam dann meine Therapeutin mit fliegendem Kittel die Treppe heruntergerannt und hat mich auf mein Zimmer geschleppt. Dabei hat sie mich die ganze Zeit mit ihrer sanften Stimme gefragt: »Ja, was war denn los? Ja, was war denn los? Hast du einen Anruf von deiner Familie bekommen?«
Ich wusste nicht, was das jetzt wieder soll. Sowieso versucht sie ständig, meine Familie mit ins Spiel zu bringen. Als wären die an meiner seelischen Verfassung schuld. Ich habe geschluchzt und den Kopf geschüttelt und wollte nie wieder aufhören zu heulen. Ich habe mich so einsam und verlassen gefühlt. Irgendwie dachte ich, ich sterbe jetzt. Sie hat mich gestützt und den Gang
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