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Leute, ich fuehle mich leicht

Titel: Leute, ich fuehle mich leicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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findest.«
    Johannes sieht mich irritiert an und fummelt sich eine neue Zigarette aus der Hosentasche. Dann reicht er mir auch eine und zündet sie an. Mit der Zigarette zwischen den Lippen nuschelt er: »Bist du wahnsinnig? Denkst du wirklich, ich stehe auf die Schreckschraube?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Vielleicht.«
    »So ein Quatsch. Ich dachte einfach nur, dass es ja möglicherweise ganz lustig werden könnte, der dabei zuzugucken, wie sie eurem Chefarzt ›schöne Augen‹ macht, während seine Frau danebensitzt.«
    Ich ziehe an meiner Zigarette und blase den Rauch aus. Jetzt muss ich doch grinsen. »Da hast du natürlich vollkommen recht. Das könnte lustig werden.«
    Johannes streicht mir mit der Hand durch die Haare. »Bist du etwa eifersüchtig?«
    Ich schüttle den Kopf. »Hä? Ich? Wie kommst du denn darauf? Ich habe mich nur geärgert, dass die Tussi sich einfach meine Flip-Flops ausgeliehen hat. Die nimmt sich ständig irgendwelche Sachen aus meinem Schrank, ohne zu fragen.«
    »Dann sag ihr doch, dass du das scheiße findest.«
    »Mache ich ja, aber die hört nicht auf mich.«
    »Vielleicht hast du einfach nur zu leise gesprochen.«
    »Nee, ich habe einen Schreianfall gekriegt.«
    »Aber offenbar hat sie den nicht auf sich bezogen.«
    »Das kann sein.«
    »Los, wir üben das jetzt mal. Sprich mir laut und deutlich nach: ›Liebe Simone, bitte komm nie wieder auch nur auf den Gedanken, dir etwas ungefragt von meinen Sachen zu nehmen, sonst bekommst du es mit meinem Freund zu tun!‹«
    Ich drehe meinen Kopf zu Johannes und sage ganz laut: »Liebe Simone, bitte komm nie wieder auch nur auf den Gedanken, dir etwas ungefragt von meinen Sachen zu nehmen, sonst bekommst du es mit meinem Freund zu tun!«
    Mein Freund grinst mich an und schnippt seinen Zigarettenfilter vor uns in den Sand. »Sehr gut. So machst du das ab heute.«
    Mit dem nackten Fuß schippe ich Sand darüber und sage: »Okay, Chef.«
    Und dann knutschen wir rum, bis es im Himmel sanft zu dämmern anfängt und es Zeit wird, sich für den Abend zu präparieren.

18
    S imone hält sich schon seit über einer halben Stunde im abgeschlossenen Badezimmer auf, um sich für den Abend zurechtzumachen. Um sich stimmungsmäßig auf ihr späteres Vorhaben im Restaurant vorzubereiten, hat sie drinnen ihren MP3-Player und die dazugehörigen kleinen Boxen aufgestellt. Ihre verdammte Billig-Musik dröhnt zu mir raus, und ich würde wirklich gerne langsam aufbrechen, weil wir in zehn Minuten mit Johannes in diesem sogenannten Etablissement verabredet sind. Mein Freund schläft im Ort in einer kleinen Pension, am liebsten würde ich da gleich mit übernachten, anstatt auch diese Nacht mit Simone in einem Raum zu fristen. Überhaupt fände ich es schöner, den Abend allein mit Johannes zu verbringen, anstatt hier im Klinik-Doppelzimmer rumzuhocken und zu warten, bis die bulimische Simone-Tussi aus dem Badezimmer geschlichen kommt. Außerdem wundere ich mich zwischendurch immer mal wieder, warum Johannes so scharf darauf war, Simone auf ihrer Mission zu begleiten. Vielleicht findet er sie doch gut und träumt davon, mit ihr eine flotte Nummer zu schieben. Immerhin hat sie wesentlich größere Brüste als ich. Männer stehen auf solche dicken Dinger. Was soll ich machen? Am besten, ich lasse all diese Gedanken nicht an mich heran, schiebe sie weit weg. Mir muss egal sein, was andere wollen oder nicht wollen. Hauptsache, ich weiß, was ich will. Ich ziehe mir ein frisches T-Shirt über, mache mir einen neuen Pferdeschwanz und schminke mir die Wimpern nach. Ich wäre dann so weit.
    Endlich, als ich schon denke, dass wir nie loskommen werden, weil Simone im Bad vor lauter Magen-Darm-Tätigkeit die letzten Energiereserven aufgebraucht hat, geht die Tür auf, und die Tussi kommt in einer enormen Wasserdampfwolke wie eine himmlische Erscheinung rausgeschwebt. Sie hat sich die Haare mit einem Lockenstab zu merkwürdigen Schillerlocken gedreht und diese leger auf dem Oberkopf festgesteckt. Dazu trägt sie dramatisches Make-up mit schwarzen Augenlidern und knallrotem Lippenstift. Zur Krönung hat sie sich so einen komischen schwarz schillernden Fummel angelegt, der bis zum Bauchnabel ausgeschnitten ist. Dazu trägt sie silberne Pumps. Leute, ganz offenbar will sie hier einen auf »Sex and the City« machen. Ich fasse es nicht. Simone sieht echt schrill aus. Wie ihre eigene Großmutter. Wenn Doktor Wilhelm da zugreift, werde ich die Therapie frühzeitig abbrechen

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