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Leute, mein Herz glueht

Titel: Leute, mein Herz glueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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entarteten Skulpturen stehen, auch die mit dem von Johannes abgebrochenen Bein. Ob das ein Symbol für die Zerbrechlichkeit unserer Liebe ist? Ich sage zu Mama: »Woher weiß man denn, ob es Liebe ist?«
    »Wenn es eine Zuneigung ist, die bleibt. Egal was passiert.«
    Aha. Heißt das dann, dass Cotsch noch nie jemanden geliebt hat, außer Antoine?
    Ich frage: »Und warum liebt Cotsch ausgerechnet nur solche Typen wie Antoine, die sich nicht mehr melden?«
    Mama holt tief Luft und zieht die Augenbrauen hoch. Sie dämpft etwas ihre Stimme ab, als sie sagt: »Ich glaube nicht, dass Constanze Antoine liebt, weil er sich nicht mehr meldet, sondern weil sie es nicht ertragen kann, dass er sich nicht mehr meldet. Das würde ich eher als Abhängigkeit bezeichnen.«
    »Und woher weiß ich, ob ich von jemandem abhängig bin oder ihn wirklich liebe?«
    »Wenn du keine Angst hast, ihn zu verlieren.«
    »Aber ich habe Angst, Johannes und Arthur zu verlieren. Bin ich jetzt von beiden abhängig?«
    Mama zieht ihre Lippen zwischen die Zähne und runzelt die Stirn. Leute, dies ist ein echt philosophisches Gespräch. Ich bin gespannt, was meine Mutter dazu zu vermelden hat. Schließlich hat sie ja mal in jungen Jahren Philosophie studiert - bevor sie Papa kennengelernt hat. Jetzt ist sie die Sekretärin in seiner Steuerkanzlei. Aber mit Rita, mit der kann sie sich auf geistiger Ebene verbinden, meint zumindest Mama. Nun verbinden wir uns auf geistiger Ebene - und ich habe den Eindruck, dass ich gerade ins Innere des Menschseins vorgedrungen bin.
    Mama kaut auf ihrem Daumennagel herum, und das ist das sichere Zeichen dafür, dass sie echt überfragt ist. Schließlich klopft sie mir mit der Hand auf den Oberschenkel und meint: »Vertrau dir. Dann hast du keine Angst mehr.«
    Anschließend erhebt sie sich wie ein mystisches Orakel und verschwindet wie ein warmer Hauch aus dem Zimmer, den Flur runter, in die Küche. Ich bleibe auf der Bettkante hocken und weiß nicht, was ich denken soll - außer dass meine Mutter ziemlich weise ist. Am besten, ich warte ab. Manchmal muss man sich die Dinge entwickeln lassen, ohne sie zu forcieren, wie man so sagt. Ich glaube, dann fügt sich alles.

    Und als Nächstes fliegt meine Zimmertür wieder auf und Cotsch steht breitbeinig im Türrahmen. Sie hat die Fäuste in die Seiten ihrer ziemlich weit aufgeknöpften Bluse gestemmt und bemerkt mit einem ordentlichen Beben in der Stimme: »Okay, Lelle. Was sagst du zu der Sache mit Helmuth? Ich befürchte, der Typ hat eine Vollmacke. Ich meine, der kann mir doch nicht zuerst einen Heiratsantrag machen und sich dann plötzlich doch lieber wieder von mir trennen. Ich meine: Geht’s noch? Hat der Typ einen an der Waffel oder was ist los?«
    Ich richte mich etwas auf und sage: »Nimm es mir nicht übel, aber ich würde auch niemanden heiraten, der schon vorher weiß, dass er mich zukünftig betrügen wird.«
    Cotsch schwoft nachdenklich rüber zu meinem Schreibtisch und hebt das gerahmte Urlaubsfoto an, auf dem wir beide auf diesen Ponys sitzen.
    Sie meint: »Ja, aber ich kann doch niemandem versprechen, dass ich ihn ein Leben lang nicht betrügen werde.«
    »Wäre es dir egal, wenn Helmuth dich betrügt?«
    Und - zack - knallt meine Schwester das Bild zurück auf die Tischplatte. »Spinnst du? Dem würde ich die Eier abschneiden.«
    »Siehst du.«
    »Ja, aber mich betrügt man ja auch nicht. Ich bin Constanze!«
    »Und er ist Helmuth.«
    »Bist du jetzt auf seiner Seite oder was?«
    »Nein. Ich sage nur, dass ich ihn verstehe.«
    »Soll ich zu ihm gehen und sagen, dass ich ihm verspreche, ihn nicht zu betrügen?«
    »Wenn du ihm das versprechen kannst.«
    Cotsch pflanzt sich neben mich auf die Bettkante, und mir kommt es so vor, als sei das hier eine Art Beratungsstelle für Beziehungsprobleme. Das Gesicht meiner Schwester ist übersät mit roten Flecken. Mir scheint, sie ist ganz schön durch den Wind. Sie starrt vor sich hin und erklärt dann mit harter Stimme: »Helmuth ist super.«
    »Warum willst du ihn dann betrügen?«
    Verlegen fummelt sie an ihrem Blusenausschnitt herum, um irgendwie den Spitzen-BH zu verdecken. »Will ich ja gar nicht. Das passiert einfach so. Ohne dass ich was dazutue. Ich stehe irgendwo rum, plötzlich kommt ein Typ an, macht mir ein paar Komplimente, grapscht mir an den Arsch, und schon denke ich, dass er will, dass ich mit ihm schlafe.«
    »Das heißt, du willst es gar nicht?«
    Cotsch zuckt ratlos mit den Schultern. »Nicht

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