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Leute, mein Herz glueht

Titel: Leute, mein Herz glueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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Fernsteuerung die Türen. Die Rücklichter blinken auf und Arthur wirft seine Reisetasche in den Kofferraum. Anschließend haut Papa die Klappe wieder zu. Einmal hat er die Mama aus Versehen voll auf den Kopf geknallt. Das war krass. Sie ist direkt in die Knie gegangen und musste sich zittrig an Papas Hosenbeinen festhalten, um nicht vollends auf den Boden zu rutschen. Weil Papa die Angelegenheit total peinlich war, hat er aus Reflex gebrüllt: »Was stehst du denn da auch so dusselig rum?« Und Mama hat rumgestottert: »Tut mir leid, Berni.«
    Arthur und ich steigen hinten ein und Papa vorne. Als er den Zündschlüssel ins Loch geprokelt hat, dreht er sich zu uns um und meint, um gute Stimmung bemüht: »Ladys and Gentlemen. Bitte anschnallen. Es geht los.«
    Das machen wir. Arthur grinst mich volle Pulle an, als hätte ich ihm gerade gesagt, dass wir ein Baby erwarten, und für mich wird es zunehmend mühsamer, entspannt zu lächeln. Inzwischen müsste mein Gesicht aussehen wie eine Halloween-Gummifratze. Ich meine, ich halte diese innere Zerrissenheit nicht mehr aus. Ich kann doch nicht gemütlich mit Arthur auf der Rückbank sitzen, meinen Kopf auf seine Schulter betten und so tun, als hätte ich jungfräulich auf ihn gewartet, während mein anderer Freund unruhig zu Hause auf meinen Anruf wartet, damit ich ihm mitteile, ob es das nun schon wieder mit uns war. Doch bevor ich nicht weiß, wie der Hase läuft, kann ich ja schlecht Johannes eine definitive Absage rüberreichen, noch sollte ich bei Arthur »die Pferde scheu machen«, wie Papa sagen würde. Also krame ich in meinem Kopf nach einem adäquaten Gesprächsstoff und bemerke schließlich: »Stell dir vor: Cotsch will heiraten.«
    Arthur reißt die Augen auf. »Was? Wen denn?«
    »Helmuth.«
    »Welchen Helmuth?«
    »Na, den Tennistrainer-Helmuth.«
    »Ich denke, der ist schon verheiratet.«
    »Jetzt nicht mehr. Er hat für Cotsch seine Frau verlassen.«
    »Aha. Und was sagt seine Frau dazu?«
    »Die ist fertig mit den Nerven.«
    Arthur nickt verständnisvoll, als könne er die Situation von Helmuths Exfrau total gut nachempfinden. Das zum Thema »adäquater Gesprächsstoff«. Dann lächelt er mich wieder an und meint mit diesem weichen Unterton: »Also, ich würde dich nie für eine andere verlassen. Wenn man sich einmal entschieden hat, sollte man dabei bleiben.«
    Leute, diese Info hat mir gerade noch gefehlt. Jetzt habe ich einen ziemlich dicken Klumpen im Hals, an dem ich vermutlich gleich ersticken werde. Ich schlucke und schlucke, um irgendwie wieder atmen zu können, wahrscheinlich bin ich schon total blau im Gesicht. Krampfig ziehe ich die Mundwinkel nach oben und in meinen Augen steigen brennende Tränen auf.
    Ich presse hervor: »Du hast also keine neue Freundin?«
    »Hä?«
    Arthur glotzt mich mit weit aufgerissenen Augen an und lässt meine Hand los. »Wieso sollte ich eine neue Freundin haben? Ich habe doch dich!«
    Tja, Leute. Was sagt man dazu? Langsam frage ich mich, wie ich überhaupt jemals auf die bescheuerte Idee kommen konnte, mich anderweitig zu orientieren. Für Arthur scheint die Lage wesentlich geklärter gewesen zu sein. Zu meiner Verteidigung kann ich lediglich sagen, dass ich - für meinen Teil - nie wusste, wann und ob er jemals wiederkommt. Ich meine, er wäre nicht der Erste, der in dem großen afrikanischen Land verschollen ging. Einmal durch die Wüste marschiert und schon in das nächste Sandloch gefallen, in Treibsand geraten oder von einer Wanderdüne überrollt. Oder schlicht in der Hitze des Tages verdurstet, während er voller Verzweiflung noch versucht, aus den Sandkörnchen Wasser zu pressen. Ist alles schon vorgekommen.
    Wie auch immer. Vermutlich hätte er sogar erwartet, dass ich, falls er von einem Löwen verspeist worden wäre oder von einem Kamel zertrampelt, bis an mein Lebensende keinen anderen Mann angeguckt hätte. Excusez-moi , aber ich bin doch keine Soldatenwitwe! Allerdings wurde mein geliebter Arthur weder von einer Wanderdüne überrollt noch von einem Krokodil gefressen, sondern sitzt herrlich gebräunt und gestählt neben mir und erklärt mir ganz nebenbei, wie wichtig und selbstverständlich er Treue findet. Schittenhausen. Was mache ich bloß? Lächeln. Einfach nur lächeln.
    Papa guckt mit hochgezogenen Augenbrauen in den Rückspiegel und ich glotze ihm direkt in die Pupillen. Mit dem Finger schnippt er den Blinker an und meint: »Wie lange warst du jetzt weg, Arthur?«
    »Ein halbes

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