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Leute, mein Herz glueht

Titel: Leute, mein Herz glueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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möglich, dass er in Afrika eine Entwicklungshelferin kennengelernt hat, mit der er sich nun eine Bambushütte teilt. Möglicherweise wird er mir das morgen alles gestehen. In dem Fall würde ich Johannes mein Herz schenken, vorausgesetzt, er kann was damit anfangen und ist noch nicht mit Alice über alle Berge. Heutzutage ist ja alles möglich. Die Leute verlieben und entlieben sich in einem Affenzahn. Vielleicht hat Arthur aber auch gar keine neue Freundin, und ich werde es sein, die ihm sagt, dass ich mit Johannes zusammen bin. Arthur wird mich aus seinen lieben Augen traurig ansehen und murmeln: »Aber Lelle, wie kann das sein? Ich liebe dich doch.«
    Scheiße, Leute, was mache ich dann bloß?
    Johannes hampelt von einem Fuß auf den anderen, es regnet immer stärker, und wenn er sich nicht bald mal unter das Vordach stellt, sind Papas Klamotten auch noch durchnässt.
    Ich sage also: »Warum ist es besser, wenn du jetzt gehst?«
    Irgendwas muss ich ja sagen, auch wenn ich weiß, was los ist. Aber verdammt noch mal! Johannes soll seine Gefühle in Worte fassen. Er ist ja kein Baby mehr. Er macht einen Schritt zu mir nach oben und ich schließe die Haustür auf. Ich gehe rein und in dem Augenblick hält er mich am Arm fest. Sein Gesicht ist ganz nass von all dem Regen und von seiner Nasenspitze tropft das Wasser.
    »Lelle! Was wirst du tun, wenn Arthur wiederkommt? Wirst du ihm von mir erzählen?«
    »Tja …«
    Ich starre meinem Freund für mehrere Minuten in die grünen Augen und weiß nicht, was ich sagen geschweige denn denken soll. In meinem Kopf wird das Rauschen immer lauter. Ich könnte gerade nicht einmal mehr sagen, wie ich heiße. Besser, ich zucke nur entspannt mit den Schultern und tue so, als bräuchte er sich gar keine Gedanken zu machen. Aber innerlich weiß ich genau, dass alles davon abhängt, wie sich Arthurs Privatleben so entwickelt hat.
    Ich lüge: »Bestimmt werde ich ihm von dir erzählen.« Zumindest irgendwas.
    Johannes nickt und fragt: »Liebst du ihn?«
    »Keine Ahnung. Wir kennen uns ja schon so lange.«
    »Ich meine: Liebst du ihn mehr als mich?«
    Tja, das ist echt eine hammerharte Frage. Die kann ich nicht beantworten. »Also...«
    »Ich liebe dich, Lelle.«
    Ich schlucke und versuche schleunigst, von mir abzulenken.
    »Ach ja? Und warum hast du dich dann eben schon wieder derartig an Alice rangeschmissen?«
    »Habe ich doch gar nicht.«
    »Hast du wohl!«
    »Ich habe nur versucht, freundlich zu sein, weil sie deine Freundin ist. Ich dachte, ich mache jetzt alles wieder gut. Die Sache mit Alina und so. Ich wollte wirklich nicht …«
    Johannes sieht mit einem Mal total zerknirscht aus. Richtig, richtig betroffen und irgendwie ängstlich. Seltsam, wie die Menschen so sind.
    Ich hole tief Luft, um mich innerlich etwas zu entspannen, und sage: »Okay, ich glaube dir. Ich bin gerade nur etwas gestresst - wegen der Geschichte mit Alina.«
    »Das verstehe ich und es wird nie wieder vorkommen. Aber ich kann es leider nicht rückgängig machen, sosehr ich es mir auch wünsche.«
    Ich streiche Johannes über das feuchte Haar und lächle aus tiefstem Herzen. Er ist wirklich sehr lieb, und ich darf ihm nichts Böses unterstellen, nur weil ich mir selbst nicht über den Weg traue. Das ist das Allerschlimmste! Ich weiß ja selbst nicht mal, wem ich als Nächstes das Herz brechen werde. Egal, ob ich es will oder nicht. Aber einem von beiden - Johannes oder Arthur -, einem werde ich wehtun, weil ich mir die Liebe von Johannes voreilig genommen habe.
    Er schließt für einen Moment die Augen und legt seine Wange in meine regennasse Hand. Dann öffnet er wieder die Lider und sagt: »Elsbeth, ruf mich an, wenn du dich entschieden hast. Du sollst einfach nur wissen, dass du das Mädchen meiner Träume bist. Und dass uns eine Sache für immer verbinden wird: unsere Mikrobe.«
    Damit dreht sich Johannes um, schlurft hinaus in den Regen, der in immer heftigeren Schauern vom Himmel fällt, und schließt gemächlich sein Fahrradschloss auf. Dann dreht er sein Rad rum und fährt los. Ganz langsam. Durch das ewige Rauschen.

9
    Ich schubse die Haustür hinter mir zu und glotze in den großen Spiegel, der neben der Garderobe hängt. Das also bin ich. Ein dünnes Mädchen, in zu großen Jeans, einer merkwürdigen Blümchenbluse und nassen schulterlangen Haaren. Mein Gesicht ist mit Sommersprossen übersät, und aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Papa hinten im Wohnzimmer in Regenbekleidung durch die

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