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Level 26 – Dunkle Offenbarung

Level 26 – Dunkle Offenbarung

Titel: Level 26 – Dunkle Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony E. Zuiker / Duane Swierczynski
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ein Ja durchgehen lassen.«
    Der Mann, der sich selbst Labyrinth nannte, lächelte. Er schloss seine angeschwollenen Augen und rezitierte laut und mit spöttisch erhobener Stimme:
NIEMALS WAR ICH, WERDE IMMER SEIN. NIEMAND SAH MICH, UND VERBORGEN WILL ICH BLEIBEN. DENNOCH BIN ICH DAS, WORAUF VOLL VERTRAUEN ALLE, DIE LEBEN UND ATMEN, AUF DEM ERDENRUND SCHAUEN. WAS BIN ICH?
    Dark wusste die Antwort. Die Rätsel waren nie das Problem. Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hatte, in Gleichnissen und Chiffren zu denken, kam man immer leichter auf die Antworten. Die Schlüsselworte in dem Rätsel waren war und werde sein . Zeitformen. Vergangenheit und Zukunft. Der Sprecher war keine Person, sondern ein abstrakter Begriff.
    »Die Antwort ist die Zukunft «, sagte Dark.
    »Dann sprechen Sie es aus, Steve Dark. Sagen Sie mir, dass ich die Zukunft bin. Sagen Sie es! ICH BIN DIE ZUKUNFT!«
    Dark ignorierte ihn.
    »Wo sind die weiteren Hinweise?«, fragte Natasha. »Das Wer und das Wann?«
    »Nun, Sie haben mich unterbrochen, bevor ich Gelegenheit hatte, beides zu hinterlegen. Das Wer finden Sie in Reihe drei. Und was das Wann angeht … Wussten Sie, dass in diesem Saal ausschließlich bei Tageslicht operiert wurde?«
    Dark blickte kurz zu Natasha, die bereits unterwegs war. Sie rannte die knarrenden hölzernen Stufen hinauf bis in die dritte Reihe. Lief sie etwa in eine weitere Falle? Dark wurde überwältigt von dem furchtbaren Gefühl, dass Labyrinth dies alles genau so arrangiert hatte, jede winzige Bewegung in diesem Operationssaal.
    Womöglich hatte Blair die ganze Zeit über recht gehabt. Dass es nur einen Weg gab, um Labyrinth zu besiegen, nämlich indem man sich mit ihm in seinen Irrgarten begab.
    »Das wusste ich nicht«, sagte Dark. »Warum bei Tageslicht?«
    »Weil es kein elektrisches Licht gab. Kommen Sie, Dark, ich hatte Sie für scharfsinniger gehalten. Die Chirurgen waren darauf angewiesen, dass von oben das ungetrübte Tageslicht einfiel. Die meisten Eingriffe fanden zwischen elf Uhr morgens und etwa zwei Uhr nachmittags statt.«
    »Ich habe hier einen verschlossenen Koffer«, rief Natasha von oben herunter. »Ich mache ihn auf.«
    »Nein«, rief Dark. Er packte Labyrinth an der Kehle und drückte zu. »Ich werde dafür sorgen, dass er ihn für uns öffnet.«
    Oh ja – sich mit ihm in den Irrgarten begeben, ihm dann in den Arsch treten und ihn zwingen , einem den Weg hinaus zu zeigen.
    »Ich kann Ihnen versichern, Natasha Garcon«, presste Labyrinth mühsam hervor, »dass es in diesem Koffer absolut nichts Bedrohliches gibt. Sie können ihn ohne Furcht öffnen.«
    Traue nie einem verdammten Monster. Niemals!
    Dark beschwor sie: »Gottverdammt, mach es nicht …«
    Ein Schuss hallte durch den Saal. »Das Schloss ist auf. Ich hebe den Deckel.«
    Labyrinth lächelte. Er bewegte langsam den Kopf vor und zurück. Er fixierte Dark aus Augen, die von Sekunde zu Sekunde schwärzer wirkten.
    »Also?«, rief O’Brian. »Was ist darin?«
    Natasha zögerte. Sie klang unsicher. »Fotografien«, sagte sie. »Es müssen Hunderte sein … vielleicht sogar Tausende von Fotos mit Säuglingen. Neue und alte, in Farbe, schwarzweiß, alle möglichen Fotos.«
    Darks Verstand überschlug sich. Ein Koffer voller Babyfotos. Der zweite Gegenstand, neben dem Zeitmesser, verwies immer auf das Opfer. Wollte Labyrinth etwa sagen, dass er Tausende von Kindern umbringen wollte? Oder es schon getan hatte?
    »Also … Was verdammt noch mal soll das heißen?«, fragte O’Brian.
    Labyrinth verdrehte die Augen.
    »So ungeduldig, dass Sie nicht einmal versuchen, diesen fetten grauen Muskel in Ihrem Schädel mal anzuspannen, Mr O’Brian? Tatsächlich wird Ihnen das hier gefallen, denn Ihre irische katholische Mutter hat Sie und Ihre zahlreichen Geschwister vermutlich so oft rausgedrückt wie ihren Stuhlgang.«
    »Dark, Sie sitzen näher dran. Können Sie dem Scheißkerl ein paar von seinen Zähnen zu schlucken geben?«
    Labyrinth redete weiter:
    »Die Idee der Familie wurde verdorben. Durch Ehebruch, Scheidung, Stieffamilien, allein erziehende Familien. Familie bedeutet überhaupt nichts mehr. Der Gedanke der Kernfamilie wird erneuert wieder aufleben! Wir werden jeden als unsere Familie behandeln! Eine Familie unter Labyrinth! Wir sollten uns alle gleichermaßen und ohne Rücksicht auf die Herkunft lieben und unterstützen. Lösen wir alle Bindungen. Beginnen wir von vorn.«
    Von vorne beginnen …
    Dark erkannte, was Labyrinth getan

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