Level X
n i c h t d i e Absic h t, diesen Fehler zu begehen. Er pickte das winzige Mikrofon aus den fleischigen Fingern des Verkäufers und betrachtete es genau. Es war kaum größer als eine Stecknadel.
»Stellen Sie den dazugehörigen Sender irgendwo im U m kreis von fünfzig Metern auf, und Sie können aus bis zu fünfzehn Kilo m etern Entfernung m ithören.«
»Ich will nicht dire k t mithö r en«, erklärte Richard. »Ich will n u r a u f neh m en, was die L eute in u n m ittelbar e r U m gebung s agen.«
»Stim m aktivierung – kein Problem. Sie m ü ssen den Sender so einstellen«, er l e gte einen Schalter u m , »und Ihr Aufnah m egerät e n twe d er dire k t h i er an die s e Buchse klem m en, oder der Sen d er über m ittelt d i e S i gnale, und Sie neh m en aus der Ferne auf.«
Richard entschied sich für die einfachere Methode der Direktaufnah m e. Er dachte daran, entweder ein Auto in der Nähe des Motels zu parken oder als neuer Dauer m ieter ein Apart m e nt zu belegen und das Aufnah m egerät dort zu installieren. Das winzige Mikrofon in Apart m ent Nr. 9 unterzubringen würde sicher kein Problem darstellen.
D e m fetten Mann gefielen Leute, die bar bezahlten – wie Richard. »Brauchen Sie sonst noch was? Richt m ikrofone, versteckte K a m eras? Sie würden staunen, wozu die Faseroptik heutzutage i m stande ist …«
»Danke, ich glaube, das rei c ht«, erwiderte Richard und nahm die Plasti k tüte m it sei n en Ein k äufen entgegen. »Ich kom m e wi e der, falls noch etwas fehlen sollte.«
»Sir … ? « Richard blieb auf halber Strecke zur Tür stehen. Der Fettwanst blic k te ihn auf zie m lich plu m pe Weise bedeutungsvoll an, als w o lle er Richard, sozusagen von Mann zu Mann, das Gefühl ver m itteln, dass er hier, in diesem Laden, m it all seinen Sorgen genau an der ric h tigen A d resse wäre.
»Brauchen Sie ’ne W affe? W i r haben ein außergewöhnlich großes Angebot.«
Richard blickte zu den Regalen und Vitrinen in der anderen Hälfte des Ladens, in denen Gewehre, Schrotflinten und Handfeuerw a ff e n aller Art ausgestellt waren. Ich spürte, wie er in Versuchung geriet, doch dann riss er sich zusam m en.
»Danke, ich habe schon eine«, sagte er und ging.
Es war eine Lüge, aber ich war froh, dass er sich dazu entsc h ieden hatte. All e rdings bedauerte ich, dass es m i r nicht gelungen war, ihn von der schwachsinnigen Idee abzubringen, Anne und Harold im Motel nachzuspionieren. Nie m and, so hatte ich ihm prophezeit, erfährt Gutes über sich, wenn er andere hei m lich belauscht.
»Mich interessiert nicht, wie sie über m i ch reden«, hatte er gea n two r tet. » Ich will hö re n, was sie ü b er sich selbst sagen! Ich will wissen, ob du Re ch t ha s t und d i ese ganze Affäre nichts Ernstes ist.«
»Und wenn sie es doch ist ? «, h a kte ich nach, ohne dass ich da m it meine ursprüngliche Behauptung zurückneh m en wollte. Anderer s eits w o llte ich zu m i ndest die Möglich k eit einräu m en, dass ich m i ch geirrt haben könnte.
» W enn do c h … nun, dann werde ich weitersehen. Und wenn ich sage ich, dann m eine ich ich. Ich kann auf deine Hil f e verzi c hten, also h alt dich verdam m t noch m al aus der Sache r a us!«
Mehr konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Er lernte erschreckend schnell, sich gegen m i ch abzuschir m en. Ich konnte noch immer in seinen Gedanken lesen, kannte die Entscheidungen, vor denen er stand, wusste aber nic h t m ehr m it Sicherh e it, w e lchen W eg er letztendlich wählen würde. In gewisser W eise war d as ein Fortschritt. Es bedeutete, dass er m i ch in zunehmendem Maße als real akzeptierte, als je m anden, m it d e m er rechnen musste, m it dem er in einer Beziehung stand und den er nötigenfalls überlisten musste. Meine Absicht, ihn zu kontrollieren, erleichterte das all e rdings nicht gerade.
An diesem Morgen hatte er e i n en T er m i n m i t e i n i g en Geschäftspartnern wahrneh m en m ü ssen. G e m e i nsam m i t ihnen plante er eine neue W ohn a nlage, die auf einem Gelände e r r i cht e t wer d en sollte, a uf dem jet z t noch e i n außerordentlich schönes Art-déco-Theater stand. Man klopfte sich gegenseitig auf die Schulter und beglück- wünschte sich, wie m an die Bauaufsicht und die Denk m alschützer erfol g rei c h u m g a ngen hatte. Richard war jedoch nicht in der Stimmung zum Feiern. E r entsch u l digte seine s chlechte Laune m it Zahnsch m erzen, was ihn auch vor dem obligatorischen gemeinsa m en
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