Level X
nicht etwa zwei einzel n e L i ch t s t re i fen, w i e er es l ogischerwe i se erwar t et ha tt e, sondern ein breites Muster von dunklen und hellen Streifen, die un m erklich i n einander übergingen. Es war eine erstaunlich gelungene De m ons t ration dessen, was ich zu zeigen erhofft hatte, und daher war ich, offen gesagt, von seiner R eaktion m ehr als nur ein wenig enttäuscht.
»Ich werd dir sagen, was › d ie ganze Scheiße‹ soll!«, erwide r t e i c h daher sc h är f er als ge wollt. »Es ist völlig unlogisch. E s ergibt keinerl e i Sinn. Wenn du einen Schlitz öffnest, erhältst du einen dünnen Lichtstreifen auf d e m zweiten Schir m , aber wenn du beide öffnest, erhältst du dieses ko m plexe Muster. W aru m ? Hast du irgendeine Erklärung?«
» W er weiß? Spiegelung oder so was.«
»Nein, keine Spiegelung. Es ist viel grundlegender als das.«
»Also rück schon raus mit der Sprache!«
»Können wir bitte vorher no c h festhalt e n«, sagte ich, entsc h losse n , m ein Hauptanliegen s o klar wie m öglich herauszustellen, »dass du, hättest du all e ine darüber nachgedacht, das Ergebnis des zweiten Versuchsteils nie erwartet hättest?«
»Okay, okay! Und wenn schon – was soll das Ganze? Herrgott noch m al!«
»Das bedeutet«, fuhr ich fort, »dass ich dir etwas gezei g t habe, das m i r, aber nicht dir bekannt war.«
Er überlegte eine W eile. Schließlich gab er unwirsch zu:
»Das stim m t nur t e ilwei s e. W ie kann ich m i r sicher sein, dass es m i r unterbewusst nicht doch schon bekannt war ? «
»Gute Frage, zugegeben. Aber ich werde dir jetzt noch etwas erzählen, das du noch nicht weißt, und zwar, warum das Licht sich so verhält. Und der Grund ist folgender: Wenn nur ein Schlitz offen ist, verhält das L i cht sich, als bestünde es aus Korpuskeln, also eine Art winziger Kugeln oder Golfbälle, die in einem geraden Strom durch die Öffnung fließen. Aber als wir bei d e Schlitze gleic h zeitig öffneten, hat das Licht es sich anders überlegt und begonnen, sich wie eine W elle zu verhalten. Versuch es noch ein m al. Schließe e i nen Schlitz …«, er tat es, »… und schon verhält es sich wieder wie ein Korpuskelstro m .« Erneut war nur ein einzelner, scharf u m rissener Licht s tr e i fen a u f d e m zweiten Schirm zu sehen. »Offne den zweiten Schlitz … und da haben wir wieder die Wellen.«
» W irklich spannend.«
»Spar dir deinen Sarkas m us, und versuch lieber, eine intelli g ente Frage zu stellen.«
»Ist das hier ein Heil m ittel gegen Schlaflosigkeit?«
»Na gut, dann werde ich die F r age für dich s t ellen. Sie laut e t : W oher weiß das Licht, d as d urch den e rs t en Sc h litz f ällt, ob der zweite o ff en oder gesc h l o ssen i s t? Offensichtlich weiß es das, denn wenn der zweite Schlitz geschlossen ist, verhält sich das Licht, das durch den ersten fä llt, als be s t ü n de es aus Korpuskeln. W enn der zweite offen ist, verhält sich das Licht dagegen wie eine Welle. W er also sagt dem Licht, das durch den ersten Schlitz f ällt, ob der zweite o ff en ist o der nic h t?«
Stille. Dann: »Da ist doch irgendwo ein Trick dabei.«
»Du hast gerade das entscheidende Paradoxon de m onstriert, das der Quantenphysik zugrunde liegt.«
»Hab ich das ? «
»Um genau zu sein: Ich habe es getan. Prüf es nach! D u wirst feststellen, dass ich Recht habe.«
»Das beweist noch lange nicht, dass du der bist, für den du dich ausgibst.«
»Dazu kom m en wir später. Für den Augenblick kannst du dich mit dem Gedanken trösten, dass du nicht verrückter bist als der R est des Universu m s. Also hau dich aufs Ohr, und sieh zu, dass du etwas Schlaf kriegst!«
6
»Mit diesem Baby hier können Sie jedes W ort im U m kreis von fünfzig Quadrat m etern hören.« Der Mann war ausgesprochen beleibt und hatte ein breites Gesicht m i t weichen Zügen ohne jegliche besonderen Merk m ale. W i e zum Ausgleich da f ür h a tte er d i e Stirn s t ändig m i ss m utig in Falten gezogen und bedachte die W elt um sich herum m it f i nster e n Blicken. S eine Augen lagen zwischen tiefen Falten verborgen und wirkten, als sei er stets auf der Hut vor irgend w elchen Beleidigungen und Angriff e n. Seinen Kunden ver m ittelte er d as Gefühl, d ass s i e sich glücklich schätzen konnten, überhaupt vorgelassen worden zu sein, ohne dafür eins auf die Nase zu bekom m en – dass sie sich aber ver da mmt noch m al lieber nicht m it ihm anlegen sollten.
Richard hatte
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