Level X
bestätigen, dass die Affäre unter dem Stress zustande gekommen war, den Richar d s Krankheit verursacht hatte, und dass sie ganz von selbst wieder im Sande verlaufen würde.
»Das kannst du nicht m it Sicherheit sagen!« Richard ließ sich nicht beirren. »Ebenso wenig wie ich. Aber ich will m i r sicher sein – und i c h habe vor, entsprechende Maßnah m en zu ergreifen.«
Jede weitere Diskussi o n war überflüssig. Cy händigte uns den Schlüssel zu Num m er 9 aus. »Mr. S m ith« hätte das Apartment auf Dauer ge m i etet, sodass er und seine Begleiterin Gebrauch davon machen konnten, wann im m er sie wollten – was, seines W i ssens nach, etwa drei- bis vier m al die W oche der Fall sei.
Richard rechnete stu m m nach, wie oft Anne z urzeit pro Woche Sex hatte. Da b ei berück s i chtigte er, d ass s i e es möglicher w eise zwei oder drei Mal pro Treffen m it Harold trieb – was, solange die A ffäre noch so frisch war, tatsächlich nicht ganz abweg i g sein m ochte. Dazu ka m e n die Gelegenheiten, bei denen s i e n ach wie vor m it ih m , Richard, ins Bett ging. Als er alles addierte, war er über die Gesa m t summe zutiefst schockiert. Ich sagte nichts dazu.
Das Z i m m e r selbst war ein klassisches Beis p i el für Vulgarität. So gehoben das Bal t hazar’s auch sein m ochte, Etablisse m ents wie d i e s es erreichen stets nur ein gewisses Niveau, über das sie nie h i nauskommen. Der Spiegel an der Decke war rosa getönt und das große Doppelbett m it einem weißen, flau m i gen Material bedeckt, das wie abwaschbares Nylon aussah. Aber die Leint ü cher waren sauber, und das ganze Zimmer befand sich in gutem Zustand. Am Fußende des B e ttes stand ein Breitwand-Fernseher. Richard schaltete ihn per Fernbedienung ein, die er auf einem der am Bett a n gebrac h ten Nachtschränkchen fand. Es war ein Kabelfernseher, der auf einen jener Kanäle progra m m i ert war, die rund um die Uhr Pornos zeigen. Richard schaltete wieder ab, ohne an dem wilden Treiben a u ch nur das geringste Interesse zu zeigen.
»Das ist keine ein m alige, kurzle b i g e Affäre«, mu r m elte er lei s e. »Das ist purer S ex! W enn sie es auf diese Art hier m it Harold treiben kann, dann kann sie’s m it jed e m m achen.«
»Denk nicht zu viel da r über nach«, riet ich ih m .
»Erledige einfach, wozu du hergekommen bist, und dann verschwinde von hier.«
Er bestand jedoch darauf, z u erst n o ch das angrenzen d e Badezim m er zu inspizieren. In einer Nische war ein Whirlpool eingelassen, der Pla t z für zwei bot, m it ein e m darüber angebrachten Duschkopf. Über dem Handwaschbecken hing ein einzelner Spiegelschrank. Ich betete, dass Richard ihn nicht ö ff nete, aber nat ür lich t a t er es. Der Schrank enthielt ein halbes Dutzend verschiedener Liebesöle, alle halb au f gebrauc h t . Richard sc h raubte von einem den Deckel ab u nd m usste sich bei n ahe übergeben, als ihn der überwältigende, süßliche D uft nach künstlichem Erdbeeraro m a traf. D a s war einfach zu viel für ihn! Er setzte sich auf den R a nd des li m onengrünen Whirlpools und brach in Tränen aus.
Ich schwieg. W as hätte ich sagen können? A ber ich f ühlte m it ihm.
»Es tut m i r Leid«, sagte er nach einer W eile, »ich hatte nicht vor, die Beherrschung zu verlieren. Ich schaff’s schon.«
»Das weiß ich«, versicherte ich ihm. »Kom m , l ass uns von hier verschwinden.«
Er versteckte das winzige Mikrofon hinter dem Kopfbrett des Bettes, wo die Zim m e r mädchen es höchstwahrscheinlich nicht entdecken würden. Dann schloss er m it Cy ein groß z ügiges Geschäft, indem er Apart m ent Nr. 15 wochenweise m i etete und Cy zusätzlich hundert Dollar pro W o c he für seine Diskretion versprach. Schließlich schloss er den Ka s settenrek o r d er an das E m pfangsg e rät an und vers t ec k te beides in Nr. 15 in einem Nachtschrän k chen, das i d entisch m it denen in Nr. 9 war.
Als wir wieder im Auto s a ßen, schwiegen wir beide für eine W eile. Dann sagte er: »Mein ganzes Leben ist eine Farce. Nicht nur m eine Ehe, m ein ganzes Leben!«
»Richard«, begann ich und wählte m eine Worte m it Bedacht, »im Augenblick hast du keinen besseren Freund als m i ch. Ich weiß, wie du dich fühlst, wirklich. Aber bevor du ein Urteil über Anne fällst, denk an die Nacht zurück, in der du ihr von m i r erzählt hast. Naja, wahrscheinlich war ich es, der ihr davon erzählt hat – oder eine Mischung aus uns beiden. Zu der Zeit hatten wir
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