Leviathan - Die geheime Mission

Anzeigen gerichtet hielt.
    »Die Motoren laufen auf niedrigen Touren«, erklärte Alek. »Den Kniedruck aufzubauen, braucht seine Zeit.« Er lehnte sich zurück, dehnte die Finger und war froh über die Pause. Inzwischen begann er zu wünschen, die Fregatte würde sie entdecken und sie verfolgen. Richtig zu rennen, wäre immer noch besser als dieses langsame Kriechen.
    Die Bauchluke öffnete sich und Hoffmann steckte den Kopf hindurch.
    »Verzeihen Sie, meine Herren. Aber haben Sie das gehört?«
    Alle lauschten und Alek hörte über das Knurren des Motors hinweg ein Rauschen.
    »Ein Bach?«, fragte er.
    Hoffmann grinste. »Und zwar einer, der viel Lärm macht. Mehr als wir jedenfalls.«
    »Hervorragend«, meinte Alek und richtete sich auf. »Halbe Kraft, Meister Klopp?«
    Klopp lauschte kurz, dann nickte er.
     
    Kurz darauf platschte der Sturmläufer durch den Bach und sein Motorengeräusch mischte sich mit dem Rauschen des Wassers. Der Mond stand inzwischen höher und der Weg glitzerte vor ihnen. Volger hielt oben wieder Ausschau nach den Suchlichtern, aber wenigstens stand er nicht mehr auf Aleks Schultern.

    Das Wasser, das gelegentlich aus dem Bach durch den Sehschlitz hereinspritzte, war eisig; oben in den Bergen schmolz wohl immer noch Schnee, selbst jetzt, Anfang August. Alek fragte sich, wie lange sie in den Alpen bleiben müssten. Er hoffte, Volgers geheimnisvolle Vorbereitungen führten zu einer Hütte mit einem warmen Feuer.
    Das Gelände wurde steiler. Sie näherten sich der Erhebung, auf der die Landfregatte Wache hielt. Alek fuhr die Motoren auf Viertelkraft zurück und erneut bewegte sich der Sturmläufer wie mit Bleifüßen. Außer den Rufen der Nachtvögel, dem Platschen der riesigen Metallfüße und dem Murmeln des Baches war nichts zu hören.
    Dann traf ein Tritt seine Rückenlehne.
    »Volger! Was wollen Sie -«
    In der Dunkelheit oben blitzte etwas auf. Alek erstarrte und der Läufer hielt mitten im Schritt inne. Alek spähte in die Dunkelheit.
    »Soll ich die Motoren abstellen?«, flüsterte er.
    »Auf gar keinen Fall!«, sagte Klopp. »Wenn die uns entdeckt haben, brauchen wir volle Kraft.«
    Volger schwang sich von oben durch die Luke. »Deutsche! Zu Fuß, in hundert Meter Entfernung. Die haben uns noch nicht bemerkt. Bis jetzt!«
    Alek fluchte leise, seine Hände umfassten die Steuerung. Er fragte sich, was schlimmer war: entdeckt zu werden oder hier reglos herumzusitzen wie ein Hase, der darauf wartet, vom Falken geschlagen zu werden. Er beugte sich näher zum Sehschlitz vor und beschirmte die
Augen. Metall blitzte in der Dunkelheit auf und dann hörte er einen Ruf.
    »Ich denke nur, sie …«, setzte er an.
    Spritzendes Wasser funkelte weiß im Mondlicht – ein Trupp Infanteristen rannte rufend durch den Bach. Einer kniete am Ufer und legte das Gewehr an.
    »… haben uns entdeckt«, beendete Alek den Satz, als es laut knallte. Die Kugel schlug irgendwo an den Körper des Läufers.
    »Fertig machen zum Schießen!«, schrie Klopp in die Rufanlage.
    »Nein!«, sagte Alek und flog mit den Händen über die Steuerung.
    »Alek hat recht«, sagte Graf Volger. »Diese Gewehrschüsse werden die Aufmerksamkeit der Lauscher der Fregatte wecken, aber ein Kanonenschuss wird alle Zweifel beseitigen. Wir laufen einfach zwischen ihnen hindurch.«
    Die Motoren begannen unter ihm zu dröhnen und Alek drückte die Schreiter nach vorn. Der Sturmläufer streckte den ersten der riesigen Füße aus und trat platschend ins flache Wasser.
    Sie stürmten den Bach hinauf und warfen die Deutschen durcheinander wie Kegel. Einige Kugeln prallten pfeifend von der Panzerung ab, aber Alek machte sich nicht die Mühe, den Sehschlitz schließen zu lassen. Gute Sicht war wichtiger als Sicherheit.
    Jetzt durfte er nicht stolpern und keinen Fehler machen, sonst würde man sie erwischen.

    Der Mond war über die Bäume geklettert, das Wasser vor ihnen glänzte. Auf Aleks Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, während er den Sturmläufer zum Rennen brachte. Sollte die Fregatte doch versuchen, sie nun noch einzuholen.
    Niemand konnte so gut nachtwandern wie er.

18. KAPITEL
    Mit Leuchtkugeln ging es los.
    Sie pfiffen durch den Himmel, brennender Phosphor, der kaltes blaues Licht in die Dunkelheit strahlte. Die Wassertropfen, die unter den schweren Schritten des Sturmläufers aufspritzten, glitzerten wie Diamanten in der Luft.
    Weitere Leuchtkugeln flogen über sie hinweg, bis der Himmel von einem Dutzend Sonnen erhellt