Leviathan - Die geheime Mission
Vielleicht sollte er zwischendurch mal eine Prüfung absolvieren!«
Sofort nach Sonnenuntergang starteten sie die Motoren.
Die letzten Strahlen ließen die schneebedeckten Gipfel in der Ferne leuchten. Doch die Berge warfen lange Schatten und tauchten den Pass in Dunkelheit.
Alek legte die Hände auf die Schreiter -
Plötzlich leuchteten auf der Fregatte zwei Suchscheinwerfer auf. Sie schwenkten durch die Dunkelheit wie helle Messer, die die Nacht in Scheiben schnitten.
Er nahm die Hände von der Steuerung. »Die wissen, dass wir hier sind.«
»Unfug, junger Herr«, sagte Klopp. »Die haben inzwischen lediglich begriffen, dass wir uns nur bei Nacht fortbewegen. Aber mit zwei Suchscheinwerfern können sie nicht das ganze Grenzgebiet abdecken.«
Alek zögerte. Ständig kursierten Gerüchte über deutsche Geheimwaffen: Lauschapparate oder Maschinen, die mit Radiowellen durch Nebel und Dunkelheit schauen konnten. »Wenn sie nun nicht nur die Lichter haben?«
»Dann müssen wir improvisieren.« Klopp lächelte.
Alek beobachtete die Suchscheinwerfer aufmerksam. Sie streiften offensichtlich ohne festes Muster durch das Tal. Unentdeckt zu bleiben wäre eine Sache des Glücks, und das behagte ihm gar nicht. Dieser Plan war seine Idee gewesen; wenn es schiefging, musste er die Verantwortung dafür tragen.
Er verdrängte den Gedanken und erinnerte sich an eines seiner Lieblingssprichwörter: Im Leben lauern unendlich viele Gefahren und eine der größten heißt Sicherheit.
Die eigentliche Gefahr bestand darin, sich in Österreich zu verstecken. Wenn sie versuchten, Risiken zu vermeiden, würden sie früher oder später entdeckt werden. Er legte die Hände wieder auf die Schreiter.
»Bereit?«, fragte er.
»Allzeit bereit, Alek.« Graf Volger zog sich an der oberen Luke nach oben und stellte die Füße auf die Lehne des Pilotensitzes. Seine Schuhspitzen tippten Alek an die Schultern, beide gleichzeitig – das Signal, loszugehen.
Alek machte den ersten Schritt.
Volgers Schuhspitzen bohrten sich leicht in seine linke Schulter und Alek steuerte den Läufer nach links. Es war lästig, wie eine Marionette kontrolliert zu werden, aber der Graf hatte oben den besseren Überblick.
»Vorsicht«, sagte Klopp, als der Läufer sich nach vorn neigte. Der Pfad führte steil bergab in das lange schmale Tal, das von der Herkules bewacht wurde. »Kurze Schritte.«
Alek nickte und packte die Steuerung fester, als der Läufer am Hang ein wenig ins Rutschen geriet.
»Werfen Sie den hinteren Anker, Hoffmann«, sagte Klopp in die Rufanlage.
Von hinten war das Rasseln der Kette zu hören, die abgelassen wurde. Alek spürte das Zerren des Ankers, der sich durch Wurzelwerk und Unterholz grub und hinterhergeschleppt wurde wie ein Kinderspielzeug.
»Lästig, ich weiß«, sagte Klopp. »Aber auf diese Weise rollen wir nicht weiter, wenn wir stürzen.«
»Ich stürze nicht«, sagte Alek und hielt die Schreiter fest. Die Motoren liefen nur mit einem Viertel Kraft und die schweren Füße bewegten sich wie in Sirup.
Der Mond ging gerade auf und durch den Sehschlitz
sah Alek nur ein dunkles Wirrwarr von Ästen. Volger stupste ihn ohne erkennbare Muster mit rechts und links an und die Füße des Läufers verhedderten sich in Wurzeln und Unterholz. Es war, als würde er mit verbundenen Augen und barfuß durch einen Raum mit Mäusefallen geführt.
Schließlich erreichten sie die Talsohle und Klopp holte den Anker ein. Alek konnte immer noch nichts anderes sehen als die Zweige, die gegen den offenen Sehschlitz schlugen und ihr Laub auf die Steuerkonsole warfen. Er fragte sich, ob sich die Wipfel der Bäume bewegten, wie die Wasseroberfläche eines Teiches, in dem ein Fisch schwimmt.
Zweifel überwältigten Alek. Vielleicht hätten sie lieber eine windige Nacht abwarten sollen? Oder eine verregnete? Oder den Neumond?
Plötzlich schepperte es neben Alek, als Volger sich in die Pilotenkanzel fallen ließ.
»Runter! Wir müssen in Deckung!«
Alek langte nach der Steuerung, doch Klopps Hände waren schneller: Ein Zischen erfüllte die Kanzel, als der Läufer sich unter die Bäume duckte.
Augenblicke später schwenkte der blendend grelle Suchscheinwerfer über sie hinweg.
Der Strahl verweilte einige Sekunden, dann wanderte er weiter in den Wald und setzte seinen Weg zwischen den Bäumen fort.
»Weiter«, sagte Volger. »Jetzt suchen die woanders.«
»Ich fürchte, es dauert noch einen Moment«, meinte Klopp, der den Blick auf die
Weitere Kostenlose Bücher