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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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wandte sich um und griff nach der Burgzinne. Eine scharfe Kante des Steins schnitt ihm in die Finger. Plötzlich konnte er kaum noch atmen. »Aber … das alles ist vor zwei Jahren geschehen. Warum hat er es mir nicht gesagt?«
    Volger schnaubte. »Aleksandar, man vertraut doch einem Knaben nicht das größte Geheimnis des Reiches an.«
    Einem Knaben … Plötzlich blendete ihn das strahlende Mondlicht, das der Schnee reflektierte, und Alek kniff die Augen zu. Sein ganzes Leben spulte sich vor ihm ab. In seinem eigenen Haus war er immer ein Hochstapler gewesen und sein Vater war nicht in der Lage gewesen, ihm etwas zu hinterlassen, während sich seine entfernten Verwandten wünschten, er wäre niemals geboren worden. Sogar seine Mutter – und sie war der Grund für alles. Sie hatte ihn ein Reich gekostet und irgendwie hatte dieser Umstand stets zwischen ihnen gestanden.

    Wie konnte dieser Abgrund, der sein Leben begrenzt hatte, so plötzlich verschwinden?
    Die Antwort lautete: Er war nicht verschwunden. Die Leere bestand fort.
    »Es ist zu spät«, sagte Alek. »Meine Eltern sind tot.«
    »Immerhin können Sie den größten Anspruch auf den Thron geltend machen.« Der Wildgraf zuckte mit den Schultern. »Ihr Großonkel weiß vielleicht nichts über diesen Brief, aber das ändert nichts am Gesetz.«
    » Niemand weiß etwas über diesen Brief!«, rief Alek.
    »Ich wünschte, dem wäre so. Doch Sie haben selbst gesehen, wie beharrlich man uns verfolgt hat. Die Deutschen müssen offensichtlich von der Sache Wind bekommen haben.« Graf Volger schüttelte gemächlich den Kopf. »In Rom wimmelt es von Spionen, fürchte ich.«
    Alek nahm das Lederfutteral und schloss die Hand fest darum. »Also ist dies der Grund, weshalb meine Eltern …« Einen Moment lang hätte er es am liebsten vom Turm geworfen.
    »Das stimmt nicht, Alek. Ihr Vater wurde ermordet, weil er ein Mann des Friedens ist, und die Deutschen wollten den Krieg. Sie sind lediglich ein Postskriptum der Geschichte.«
    Alek holte tief Luft und versuchte, sich mit dieser neuen Realität zurechtzufinden. Er musste noch einmal alles durchgehen, was sich in den vergangenen zwei Jahren ereignet hatte: die Pläne, die sein Vater geschmiedet hatte, seit er dies wusste.

    Eigenartigerweise bereitete ihm eine Kleinigkeit die größten Sorgen. »Die ganze Zeit lang, Volger, da haben Sie mich behandelt wie …«
    »Den Sohn der Hofdame?« Volger lächelte. »Dieses Täuschungsmanöver war notwendig.«
    »Mein Kompliment«, sagte Alek langsam und ruhig. »Ihre Verachtung war überaus glaubwürdig.«
    »Immer zu Diensten.« Volger nahm Aleks Hand in seine beiden und verneigte sich. »Und Sie haben sich würdig erwiesen, Ihres Vaters Namen zu tragen.«
    Alek zog die Hand zurück. »So, was machen wir mit diesem kleinen … Stück Papier? Wie verkünden wir es dem Volk?«
    »Wir verkünden es ihm gar nicht«, meinte Volger. »Wir halten uns an das Versprechen Ihres Vaters und sagen nichts, bevor der Kaiser gestorben ist. Er ist ein alter Mann, Alek.«
    »Aber während wir uns verstecken, geht der Krieg weiter.«
    »Ich fürchte, ja.«
    Alek wandte sich ab. Der eisige Wind blies ihm ins Gesicht, doch er spürte ihn kaum. Sein Leben lang hatte er sich ein Reich gewünscht, aber er hatte nie geahnt, wie hoch der Preis sein würde. Nicht nur seine Eltern, sondern sogar Krieg.
    Plötzlich erinnerte er sich an den Soldaten, den er getötet hatte. Im Verlauf der nächsten Jahre würden Tausende von Menschen sterben – Zehn tausende. Und
er konnte nichts tun, außer sich hier mit diesem Stück Papier im Schnee zu verstecken.
    Diese gefrorene Ödnis war nun sein Königreich.
    »Alek«, sagte Volger leise und nahm seinen Arm. »Hören Sie …«
    »Graf, für einen Abend habe ich wohl genug gehört.«
    »Nein, hören Sie das?«
    Alek starrte den Mann an, seufzte und schloss erneut die Augen. Bauer hackte Holz, der Wind ächzte und das Metall des Sturmläufers tickte, weil es immer noch abkühlte. Und irgendwo am Rande seiner Wahrnehmung … hörte er Motorengeräusche.
    Er riss die Augen auf. »Flugzeuge?«
    Volger schüttelte den Kopf. »Nicht in dieser Höhe.« Er beugte sich über die Brüstung und suchte das Tal ab. »Hierher können die uns nicht gefolgt sein. Das ist unmöglich.
    Aber bestimmt kamen die Geräusche aus der Luft. Alek blinzelte in den eisigen Wind, bis er schließlich einen Schemen entdeckte, der sich über den mondhellen Himmel schob. Allerdings ergab das, was er

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