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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Luft wurden von anderen Orten hergeschafft, die so weit entfernt waren, dass man sie kaum mit dem Teleskop erkennen konnte. Da war eine gewisse moralische Flexibilität durchaus angebracht. Aber bisher hatte er noch nie einen Entführungsjob übernommen.
    »Haben Sie ein Problem damit, Detective?«, fragte Captain Shaddid.
    »Nein, Boss«, antwortete er. »Ich kümmere mich darum.«
    »Verschwenden Sie nur nicht zu viel Zeit darauf«, ermahnte sie ihn.
    »Ja, Boss. Gibt es sonst noch etwas?«
    Ihre harten Augen wurden wieder weicher, als hätte sie eine Maske übergestreift. Sie lächelte sogar.
    »Wie läuft es mit Ihrem Partner?«
    »Havelock ist ganz in Ordnung«, entgegnete Miller. »Wenn er dabei ist, können mich die Leute auf einmal gut leiden. Das ist nett.«
    Ihr Lächeln wirkte um eine Winzigkeit aufrichtiger. Es ging doch nichts über einen kleinen rassistischen Ausfall, um sich beim Boss einzuschleimen. Miller nickte höflich und verließ das Büro.
    Sein Loch befand sich auf der achten Ebene an einem hundert Meter breiten Wohntunnel, in dessen Mitte ein fünfzig Meter breiter, sorgsam kultivierter Park verlief. Die gewölbte Decke des Hauptkorridors wurde von eingelassenen Lampen erhellt und war mit einem Blau lackiert, das, wie Havelock ihm versichert hatte, einem Sommertag auf der Erde entsprach. Auf einem Planeten leben, wo die Anziehungskraft an den Knochen und Muskeln zerrte und wo es nichts als Schwerkraft gab, um die Luft an Ort und Stelle zu halten, kam Miller wie eine Schnellbahn in den Wahnsinn vor. Aber das Blau war schön.
    Manche Leute folgten Captain Shaddids Beispiel und parfümierten die Luft. Natürlich nicht immer mit Kaffee und Zimt. Havelocks Loch roch nach frischem Brot. Andere bevorzugten Blumendüfte oder Semipheromone. Candace, Millers Exfrau, hatte etwas namens EarthLily genommen, das ihn immer an die Recyclingebenen hatte denken lassen. Heutzutage begnügte er sich mit dem leicht stechenden Geruch der Station selbst. Recycelte Luft, die durch Millionen Lungen gestrichen war. Kranwasser, das so sauber war, dass man es im Labor benutzen konnte, doch es bestand aus Pisse, Scheiße, Tränen und Blut und würde wieder dazu werden. Der Kreis des Lebens auf Ceres war so klein, dass man allenthalben die Krümmung erkennen konnte. So gefiel es ihm.
    Er schenkte sich ein Glas Mooswhisky ein, einem auf Ceres hergestellten Gebräu aus genmanipulierter Hefe, zog die Schuhe aus und ließ sich auf dem Schaumstoffbett nieder. Er sah immer noch Candaces missbilligend gerunzelte Stirn vor sich und hörte ihr Seufzen. Vor dem Bild in seiner Erinnerung zuckte er entschuldigend mit den Achseln und machte sich wieder an die Arbeit.
    Juliette Andromeda Mao. Er betrachtete ihre Arbeitspapiere und ihren Ausbildungsgang. Sie hatte sich als Pinassenpilotin hervorgetan. Ein im Alter von achtzehn Jahren aufgenommenes Bild zeigte sie in einem eng sitzenden Vakuumanzug und mit abgenommenem Helm. Ein hübsches Mädchen mit dem schmalen Körperbau der Mondbewohner und langen schwarzen Haaren. Sie grinste, als hätte sie gerade einen Kuss vom Universum bekommen. Der verlinkte Text besagte, sie habe den ersten Platz bei etwas errungen, das als »Parrish/Dorn 500K« bezeichnet wurde. Er suchte danach. Es war ein Rennen, an dem nur wirklich reiche Leute teilnehmen konnten. Ihre Pinasse – die Razorback – hatte den alten Rekord gebrochen und zwei Jahre gehalten.
    Miller nippte am Whisky und überlegte, was aus dem Mädchen geworden war, das reich und einflussreich genug war, um mit einem Privatschiff umherfliegen zu können. Vom Kitzel der teuren Weltraumrennen bis zu der Rücksendung, gefesselt und in eine Kapsel gesperrt, war es ein weiter Weg. Aber vielleicht auch nicht.
    »Armes reiches Mädchen«, sagte Miller zu dem Bildschirm. »Ich glaube, es muss schlimm sein, du zu sein.«
    Er schloss die Dateien, trank stumm und ernst das Glas aus und starrte die Decke an. Der Stuhl, auf dem früher einmal Candace gesessen und ihn gefragt hatte, wie sein Tag verlaufen sei, war leer, doch er sah sie immer noch dort sitzen. Da sie nicht mehr da war und ihn nicht mehr zum Reden brachte, fiel es ihm leichter, sie zu verstehen. Sie war einsam gewesen. Das sah er jetzt ein. In seiner Fantasie verdrehte sie die Augen.
    Eine Stunde später machte er sich, vom Drink innerlich gewärmt, eine Schale echten Reis warm und gab falsche Bohnen dazu. Hefe und Pilze konnten so ziemlich alles glaubhaft nachahmen, wenn man vorher genug

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