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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Menschen für den Weltraum bauten, war sie nicht hübsch, sondern vor allem effizient. Das machte Holden immer ein wenig traurig. Sogar hier draußen sollte es doch ein wenig Raum für Ästhetik geben.
    Es schien ihm, als schwebte die Knight davon und würde immer kleiner, während er selbst sich überhaupt nicht bewegte. Die Illusion löste sich auf, sobald er sich drehte und den Asteroiden betrachtete, auf den sie zuhielten. Er öffnete den Funkkanal, der ihn mit Naomi verband, doch sie summte im Flug vor sich hin, was bedeutete, dass sie sich zumindest im Moment keine Sorgen machte. Er sagte nichts, ließ aber den Kanal offen und hörte ihr beim Summen zu.
    Aus der Nähe sah die Scopuli gar nicht so schlecht aus. Abgesehen von dem klaffenden Loch in der Flanke gab es keine Schäden. Offensichtlich war sie nicht gegen den Asteroiden geprallt, sondern nur nahe genug geparkt worden, damit die schwache Anziehungskraft sie festhielt. Während sie sich dem Schiff näherten, machte er Aufnahmen mit der Helmkamera und sendete sie zur Canterbury .
    Drei Meter vor dem Leck im Rumpf der Scopuli hielt Naomi an. Auf dem Rundrufkanal stieß Amos einen Pfiff aus.
    »Das war kein Torpedo, XO. Das war eine Sprengladung. Sehen Sie, wie das Metall an den Kanten nach innen gebogen ist? Da hat jemand direkt auf dem Rumpf eine Hohlladung angebracht«, erklärte er.
    Abgesehen von seinen Aufgaben als Mechaniker war Amos dafür zuständig, Sprengstoff zu chirurgischen Operationen einzusetzen, um die Eisberge, die Saturn umrundeten, in transportfähige Stücke zu zerlegen. Auch das war ein guter Grund gewesen, ihn auf der Knight mitzunehmen.
    »Also haben unsere Freunde auf der Scopuli angehalten, und dann ist jemand auf den Rumpf geklettert und hat eine Sprengladung deponiert. Er hat das Schiff geknackt und die Luft entweichen lassen«, überlegte Holden. »Versteht das jemand?«
    »Ich nicht«, meinte Naomi. »Keine Ahnung. Gehen wir trotzdem rein?«
    Wenn Sie da draußen etwas Komisches bemerken, dann spielen Sie bloß nicht den Helden. Sammeln Sie einfach nur alles ein, und kommen Sie zurück.
    Aber was sonst hätte er schon erwarten können? Die Scopuli war stillgelegt. Natürlich war hier etwas schiefgegangen. Eigenartig wäre es nur gewesen, wenn er überhaupt nichts Auffälliges bemerkt hätte.
    »Amos«, sagte Holden, »halten Sie für alle Fälle die Waffe bereit. Naomi, können Sie das Loch für uns erweitern? Aber seien Sie vorsichtig. Wenn Ihnen etwas nicht geheuer ist, weichen Sie sofort zurück.«
    Naomi fuhr den Mech mit Stickstoffschüben, die in der kalten Nacht wie weiße Atemstöße aussahen, näher heran. Ein Schweißbrenner des Mechs flammte auf, zuerst rot, dann weiß, dann blau. Lautlos entfaltete das Gerät die Arme – dabei erinnerte es sehr an ein Insekt –, und Naomi setzte den Schnitt an. Holden und Amos standen bereits auf der Schiffshülle und hatten sich mit Magneten verankert. Als Naomi ein Stück der Verkleidung herauszog, spürte er die Erschütterungen unter den Füßen. Gleich darauf schaltete sie den Schweißbrenner ab und blies Löschschaum auf die Schnittränder, um das Metall abzukühlen. Holden zeigte Amos den nach oben gestreckten Daumen und schwebte langsam in die Scopuli hinein.
    Die Hohlladung war fast exakt mittschiffs angebracht worden und hatte ein Loch in die Kombüse gesprengt. Als Holden auf der Wand landete, zerdrückten seine Stiefel tiefgefrorene Essensreste. Tote waren nicht zu sehen.
    »Kommen Sie rein, Amos. Bisher keine Spur von der Mannschaft«, rief er über den Anzugcom.
    Er wich zur Seite aus, gleich darauf stürzte Amos herein, die Waffe in der rechten und eine starke Lampe in der linken Hand haltend. Der weiße Strahl wanderte über die Wände der zerstörten Kombüse.
    »Wohin zuerst, XO?«, fragte Amos.
    Holden trommelte mit einer Hand auf den Oberschenkel und dachte nach. »Maschinenraum. Ich will wissen, warum der Reaktor abgeschaltet ist.«
    Sie kletterten über die Leiter ins Heck des Schiffs. Sämtliche Druckschotts standen offen, was ein schlechtes Zeichen war. Im Normalfall sollten sie geschlossen sein und erst recht, nachdem die Hülle beschädigt worden war. Wenn sie offen standen, bedeutete dies, dass es im ganzen Schiff kein Deck mehr gab, das eine Atmosphäre hatte. Folglich gab es auch keine Überlebenden. Das war nicht überraschend, fühlte sich aber trotzdem wie eine Niederlage an. Sie durchsuchten rasch das kleine Schiff und hielten in der Werkstatt an.

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