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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Bildschirmfenster öffnete sich. Hasini, der stellvertretende Manager, war ein dunkelhäutiger Mann mit Augen in der Farbe von Eis. Das ewige schiefe Grinsen war die Folge eines Nervenschadens. Miller hatte ihm einmal einen Gefallen getan, als Hasini so dumm gewesen war, mit einer nicht lizenzierten Prostituierten Mitleid zu haben. Seitdem hatten sich der Sicherheitsbeamte und der Barkeeper im Hafen immer mal wieder gegenseitig aus der Patsche geholfen. Die inoffizielle Grauzone der menschlichen Ökonomie.
    »Dein Partner ist schon wieder hier«, übertönte Hasini die rhythmisch getragene Bhangra-Musik. »Ich glaube, es geht ihm nicht so gut. Soll ich ihn weiter bedienen?«
    »Ja«, sagte Miller. Er blickte auf die Uhr. »Sorge dafür, dass er noch zwanzig Minuten glücklich ist.«
    »Er will nicht glücklich sein. Er sucht eher einen Grund, unglücklich zu sein.«
    »Dann mach es ihm so schwer wie möglich. Ich bin gleich da.«
    Hasini nickte, grinste so schief wie immer und trennte die Verbindung. Miller betrachtete seufzend das halb beendete Abendessen und schob den Rest in den Recycler. Er zog ein sauberes Hemd an, dann zögerte er. Im Blue Frog war es immer wärmer, als es ihm lieb war, und er trug nicht gern ein Jackett. So schob er eine kompakte Plastikpistole in das Halfter an der Wade. Von dort konnte er sie nicht so schnell ziehen, aber wenn es so weit kam, war er vermutlich ohnehin erledigt.
    Ceres bei Nacht unterschied sich nicht von Ceres am Tag. Kurz nach Eröffnung der Station hatte es Bestrebungen gegeben, die Beleuchtung dem alten 24-Stunden-Zyklus der Menschen entsprechend abzublenden und höher zu stellen, um die Erdumdrehung zu imitieren. Die Bestimmung war ganze vier Monate in Kraft geblieben, bis der Rat sie aufgehoben hatte.
    Wäre er im Dienst gewesen, dann hätte Miller mit einem Elektrokarren durch die breiten Tunnel bis zum Hafen hinunterfahren können. Er war in Versuchung, es zu tun, obwohl er freihatte, doch ein tief sitzender Aberglaube hielt ihn davon ab. Wenn er mit dem Wagen fuhr, dann handelte er zwangsläufig als Cop. Die Röhrenbahn war ebenso gut. Miller ging zur nächsten Haltestelle, las den Fahrplan und ließ sich auf einer niedrigen steinernen Bank nieder. Ein Mann in Millers Alter traf nur eine Minute später zusammen mit einem höchstens dreijährigen Mädchen ein und setzte sich ihm gegenüber hin. Die Kleine stieß ein sinnloses Geplapper aus, als wäre in ihr eine Staumauer gebrochen, und ihr Vater antwortete grunzend und nickend, wo immer er es für passend hielt.
    Miller und der Mann nickten einander zu. Das Mädchen zupfte seinen Vater sofort am Ärmel und verlangte dessen volle Aufmerksamkeit. Miller betrachtete die Kleine – dunkle Augen, helles Haar, glatte Haut. Sie war bereits zu groß, um mit einem irdischen Kind verwechselt zu werden, die Gliedmaßen waren zu lang und zu dünn. Ihre Haut hatte den rosafarbenen Schimmer der Bewohner des Gürtels. Die Farbe rührte von dem Medikamentencocktail her, der dafür sorgen sollte, dass ihre Muskeln und Knochen stark wurden. Der Vater hatte bemerkt, dass Miller sein Kind betrachtete. Miller nickte lächelnd in die Richtung der Kleinen.
    »Wie alt?«, fragte er.
    »Zweieinhalb«, sagte der Vater.
    »Ein schönes Alter.«
    Der Vater zuckte mit den Achseln, lächelte jedoch dabei.
    »Kinder?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete Miller. »Nur eine Scheidung im gleichen Alter.«
    Sie kicherten, als sei das ein köstlicher Scherz gewesen. In seiner Vorstellung verschränkte Candace die Arme vor der Brust und wandte sich ab. Ein Lufthauch, der nach Öl und Ozon roch, ging der sich nähernden Bahn voraus. Miller ließ Vater und Kind zuerst einsteigen, dann entschied er sich für ein anderes Abteil.
    Die Wagen der Bahn waren rund und passten haargenau in die luftleeren Schächte. Fenster gab es nicht. Man hätte sowieso nur die nackte Felswand gesehen, die drei Zentimeter vor der Hülle vorüberglitt. Im Innern warben große Bildschirme für Unterhaltungsfeeds, kommentierten politische Skandale der inneren Planeten oder verlockten den Zuschauer, in wundervollen Casinos, deren Besuch das Leben ungeheuer bereichern würde, einen Wochenlohn zu verspielen. Miller achtete nicht auf die grellbunten flackernden Farben und ihre Botschaften. Innerlich wälzte er sein Problem und betrachtete es von allen Seiten, suchte aber nicht wirklich nach einer Lösung.
    Es war eine einfache geistige Übung, ein vorurteilsloser Blick auf die

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