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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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zurückkehrten. Als Holden sich weit genug erholt hatte, um tief einzuatmen, es war das erste Mal seit Stunden, meldete sich Alex.
    »Käpt’n, haben Sie den Antrieb gestoppt?«, fragte der Pilot.
    »Ja, das war ich. Wir sind fertig. Eros wird entkommen, ganz egal, was wir tun. Wir zögern nur das Unvermeidliche hinaus und setzen dabei unser Leben aufs Spiel.«
    Naomi drehte den Stuhl herum und schenkte ihm ein trauriges kleines Lächeln. Die Beschleunigung hatte ihr ein blaues Auge beschert.
    »Jedenfalls haben wir unser Bestes gegeben«, erklärte sie.
    Holden drückte sich so heftig vom Stuhl hoch, dass er mit den Unterarmen gegen die Decke prallte, stieß sich ab und knallte mit dem Rücken gegen ein Spant, während er sich an der Halterung eines Feuerlöschers festhielt. Naomi sah ihm zu, den Mund zu einem komisch wirkenden O geöffnet. Wahrscheinlich machte er sich gerade lächerlich und wirkte wie ein Kind, das sich in einen Wutanfall hineinsteigerte, doch er konnte nicht anders. Er ließ den Feuerlöscher los und schwebte mitten auf das Deck. Es tat weh, als er wütend mit einer Faust auf die Wand eindrosch.
    »Verdammt auch«, schimpfte er. »Verdammt.«
    »Wir …«, begann Naomi, doch er fiel ihr ins Wort.
    »Wir haben unser Bestes gegeben? Was für eine Rolle spielt das jetzt noch?« Holden sah nur noch einen roten Nebel, der nicht allein von den Medikamenten herrührte. »Ich habe mein Bestes gegeben, um die Canterbury zu retten. Ich habe versucht, das Richtige zu tun, als wir uns von der Donnager aufsammeln ließen. Warum geht es eigentlich immer schief, wenn ich mit den besten Absichten handle?«
    Naomis Miene war undurchdringlich, sie schloss die Augen halb und starrte ihn an, presste die Lippen zusammen, bis sie fast weiß waren. Sie haben von mir verlangt, dich umzubringen, dachte Holden. Ich sollte die Crew umbringen und hoffen, dass Eros nicht mehr als fünfzehn G schafft, und darauf konnte ich mich nicht einlassen. Schuldgefühle, Wut und Kummer rangen miteinander und vermischten sich zu einem seltsamen, unvertrauten Gefühl, für das er keinen Namen fand.
    »Du bist der Letzte, von dem ich Selbstmitleid erwartet hätte«, sagte sie gepresst. »Wo ist der Kapitän, der immer fragt, was wir tun können, damit es sich zum Besseren wendet?«
    Holden sah sich hilflos um. »Zeige mir den Knopf, auf den ich drücken muss, um die Menschen auf der Erde zu retten, und ich werde keine Sekunde zögern.«
    Solange du nicht dabei umkommst.
    Naomi löste ihr Geschirr und schwebte zur Leiter.
    »Ich sehe unten nach Amos«, sagte sie und öffnete die Luke. Dann hielt sie inne. »Ich bin dein Erster Offizier, und es gehört zu meinen Aufgaben, die Kommunikation zu überwachen. Ich weiß, was Fred verlangt hat.«
    Holden blinzelte, dann war Naomi verschwunden. Hinter ihr fiel die Luke mit einem Knall zu, der sich anfühlte, als sei er lauter als sonst, obwohl das nicht möglich war.
    Holden rief das Cockpit und sagte Alex, er könne eine Pause machen und einen Kaffee trinken. Auf dem Weg über das Deck hielt der Pilot kurz inne, als wollte er reden, doch Holden winkte ihn einfach weiter. Alex zuckte mit den Achseln und ging.
    Das flaue Gefühl im Bauch hatte sich festgesetzt und wuchs sich zu einer Panikattacke aus, die ihm die Gliedmaßen zittern ließ. Irgendein bösartiger, rachsüchtiger, selbstzerstörerischer Teil seiner selbst bestand darauf, ihm immer wieder einen Film vorzuführen, in dem Eros zur Erde raste. Der Felsbrocken würde kreischend aus dem Himmel niederfahren und die apokalyptischen Visionen sämtlicher Religionen erfüllen – Feuer und Erdbeben, sintflutartiger Regen suchten das Land heim. Doch jedes Mal, wenn Eros in seiner Vorstellung die Erde traf, sah er die Canterbury explodieren. Ein grellweißer Blitz, und dann nichts mehr außer dem Geräusch von Eisbrocken, die wie ein leichter Hagel auf die Hülle prasselten.
    Mars würde noch eine Weile überleben. Einige Nischen im Gürtel würden es vielleicht sogar noch länger aushalten. Es gehörte zu ihrer Kultur, mit dem auszukommen, was vorhanden war, mit Resten zu überleben und sich mit knappen Ressourcen zu begnügen. Doch am Ende würden sie alle sterben, weil die Erde nicht mehr existierte. Die Menschheit hatte schon vor langer Zeit die Schwerkraftsenke verlassen. Lange genug, um die nötige Technik zu entwickeln, die es ihr erlaubte, die Nabelschnur zu kappen. Sie hatten es nie getan, die Entwicklung war ins Stocken geraten. Trotz

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