Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
des Wunsches, alle bewohnbaren Bereiche zu besetzen, die man nur erreichen konnte, stagnierte die Menschheit. Sie war zufrieden damit, in Schiffen umherzufliegen, die schon vor einem halben Jahrhundert gebaut worden waren, und benutzte eine Technologie, die noch viel älter war und sich nicht weiterentwickelte.
Die Erde war mit den eigenen Problemen beschäftigt gewesen und hatte sich nicht um die weit verstreuten Kinder gekümmert, wenn man davon absah, dass sie einen Teil von deren Arbeitskraft für sich beansprucht hatte. Auf dem Mars konzentrierte sich die Einwohnerschaft darauf, den ganzen Planeten umzuwandeln und das rote Gesicht grün zu färben. Sie wollten eine neue Erde schaffen, um nicht mehr auf die alte angewiesen zu sein. Der Gürtel war zum Slum des Sonnensystems verkommen. Dort waren alle viel zu sehr vom nackten Überleben in Anspruch genommen, um ihre Zeit auf neue Schöpfungen zu verschwenden.
Wir haben das Protomolekül genau in dem Moment gefunden, wo es den größten Schaden anrichten konnte, dachte Holden.
Es hatte wie eine Abkürzung ausgesehen. Ein Weg, damit man keine Mühen auf sich nehmen musste und sofort die Früchte ernten konnte. Außerdem war es lange her, seit irgendetwas anderes als die Menschen selbst die Menschheit bedroht hatte, und niemand war so klug gewesen, beizeiten Vorkehrungen zu treffen. Dresden hatte es selbst gesagt: Die Wesen, die das Protomolekül in Phoebe gepackt und den Felsen zur Erde geschossen hatten, waren bereits gottähnlich gewesen, als die Vorfahren der Menschheit sich noch auf die Photosynthese konzentriert und Geißeltierchen die Spitze der Evolution dargestellt hatten. Doch die Menschen hatten die alte Zerstörungsmaschine in Besitz genommen und den Schlüssel herumgedreht. Wenn man es richtig betrachtete, waren die Menschen immer noch neugierige Affen. Sie mussten immer noch in allem, was sie fanden, mit einem Stock herumstochern, um herauszufinden, wozu es gut war.
Der rote Nebel in Holdens Kopf begann auf eine merkwürdige Weise zu blitzen. Er brauchte eine Weile, um zu erkennen, dass es eine Warnlampe auf seiner Konsole war. Die Ravi rief ihn. Er stieß sich von einer Druckliege ab, schwebte zu seiner Station zurück und meldete sich.
»Hier ist die Rosinante . Ravi , sprechen Sie.«
»Holden, warum haben wir angehalten?«, fragte McBride.
»Weil wir nicht mehr mithalten können. Die Gefahr, dass die Mannschaft darunter leidet, war zu hoch«, antwortete er. Es kam ihm sogar selbst schwächlich vor. Feige. McBride schien es nicht zu bemerken.
»Verstanden. Ich bitte um neue Befehle und sage Ihnen Bescheid, falls sich hier etwas ergibt.«
Holden trennte die Verbindung und starrte mit leerem Blick die Konsole an. Das optische System bemühte sich immer noch, Eros im Visier zu behalten. Die Rosinante war ein gutes Schiff, hochmodern ausgerüstet. Da Alex den Asteroiden als Bedrohung markiert hatte, würde der Computer alles tun, was er nur konnte, um den Felsen zu verfolgen. Doch Eros flog viel zu schnell, strahlte kein Licht ab und verschluckte Radarstrahlen. Er konnte mit hoher Geschwindigkeit unvorhersehbare Manöver fliegen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn verlieren würden. Vor allem, wenn Eros es darauf anlegte.
Neben den Informationen zur Bahnverfolgung zeigte ihm ein kleines Fenster die Daten der Ravi , die den Transponder eingeschaltet hatte. Wenn es keine akute Bedrohung und keine Notwendigkeit zur Geheimhaltung gab, flogen auch Militärschiffe normalerweise mit aktivem Transponder. Der Funker der UNKorvette hatte ihn vermutlich aus reiner Gewohnheit eingeschaltet.
Die Rosinante registrierte das Schiff als bekanntes Objekt und zeigte es als leicht pulsierenden grünen Punkt, der sogar einen Namen hatte, auf dem Bildschirm. Holden starrte ihn einen langen Moment an, dann riss er die Augen auf.
»Verdammt!«, rief er und aktivierte den Schiffscom. »Naomi, ich brauche dich in der Operationszentrale.«
»Ich glaube, ich sollte noch eine Weile hier unten bleiben«, erwiderte sie.
Holden drückte auf den Alarmknopf. Die Beleuchtung wechselte nach Rot, und eine Sirene ertönte dreimal.
»XO Nagata in die Operationszentrale«, sagte er. Vorwürfe konnte sie ihm später immer noch machen, darauf war er gefasst. Aber jetzt galt es, keine Zeit zu verschwenden.
Naomi war in weniger als einer Minute da. Holden hatte sich bereits wieder auf die Druckliege geschnallt und rief die Kommunikationslogs auf. Naomi eilte zu ihrem Platz
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