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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Was wäre anders gelaufen, wenn es nicht gezwungen gewesen wäre, den Formen zu folgen, die eine ganz andere Evolution geschaffen hatte?
    Miller, drängte Julie. Geh weiter.
    Er blinzelte. Er stand im leeren Gang am Fuß einer Zufahrtsrampe und wusste nicht, wie lange er dort schon gedankenverloren verharrt hatte.
    Es konnten Jahre sein.
    Er schnaufte vernehmlich und stieg die Rampe hinauf. Die Korridore vor ihm waren erheblich wärmer als die anderen, ein Unterschied von fast drei Grad. Er kam dem Zentrum näher. Licht gab es jedoch nicht. Er nahm den kribbelnden, halb tauben Daumen vom Knopf, schaltete das kleine Licht des Handterminals ein und drückte kurz vor der vierten Sekunde wieder auf den Totmannknopf.
    »Weg und weg und … und … und und und und .«
    Der Eros-Feed kreischte, mehrere Stimmen plapperten auf Russisch und Hindi, übertönten die einsame Stimme, die er vorher vernommen hatte, und wurden ihrerseits von einem tiefen Röhren und Heulen übertrumpft. Vielleicht das Lied eines Wals. Millers Anzug merkte höflich an, dass er noch für eine halbe Stunde Sauerstoff hatte. Er schaltete den Alarm ab.
    Die Umsteigestation war überwuchert. Bleiche Wedel wuchsen auf den Gängen und verflochten sich zu Seilen. Erkennbare Insekten – Fliegen, Küchenschaben, Kellerasseln – krochen zielstrebig und in Wellen auf den dicken weißen Strängen umher. Fäden von etwas, das an geronnene Galle erinnerte, wogten hin und her und verstreuten eine Schicht krabbelnder Larven. Sie waren ebenso Opfer des Protomoleküls wie die menschlichen Einwohner. Die armen Teufel.
    »Du kannst die Razorback nicht nehmen«, erklärte Eros. Es klang beinahe triumphierend. »Du kannst die Razorback nicht nehmen. Sie ist weg und weg und weg.«
    Die Temperatur stieg schneller. Er brauchte einige Minuten, um zu erkennen, dass es in Drehrichtung geringfügig wärmer wurde. Er schleppte den Karren und spürte das Quietschen in Form kleiner, durchdringender Erschütterungen in den Fingerknochen. Die Schultern taten ihm weh, denn die Masse der Bombe und die versagenden Kugellager machten es ihm schwer. Nur gut, dass er das verdammte Ding nicht wieder mit zurücknehmen musste.
    Julie erwartete ihn in der Dunkelheit. Der schmale Strahl seines Handterminals erfasste sie. Ihr Haar schwebte in der Luft. Die Rotationsschwerkraft hatte keinen Einfluss auf Fantasiegebilde. Sie machte eine ernste Miene.
    Woher weiß er es?, fragte sie.
    Miller hielt inne. Im Laufe seiner Karriere hatte hin und wieder ein Zeuge im Geiste etwas gesagt, eine bestimmte Redewendung benutzt oder an der falschen Stelle gelacht, und er hatte sofort erkannt, dass er den Fall aus einem neuen Blickwinkel betrachten musste.
    Dies war ein solcher Moment.
    »Du kannst die Razorback nicht nehmen«, frohlockte Eros.
    Der Komet, der damals das Protomolekül ins Sonnensystem befördert hat, besaß keinen Antrieb, er war kein Raumschiff, erklärte Julie. Die dunklen Lippen bewegten sich nicht. Es war ein ballistisches Geschoss. Einfach nur eine Eiskugel mit dem tiefgefrorenen Molekül im Gepäck. Sie zielte auf die Erde, verfehlte sie jedoch und wurde von Saturn erfasst. Die Fracht hat den Flug nicht gesteuert, das Objekt nicht angetrieben und nicht navigiert.
    »Das war auch nicht nötig«, antwortete Miller.
    Jetzt navigiert es. Es fliegt zur Erde. Woher weiß es, dass es zur Erde muss? Woher kommen die Informationen? Es redet. Woher kommt die Grammatik?
    Wer ist die Stimme von Eros?
    Miller schloss die Augen. Sein Anzug erklärte ihm, er habe nur noch für zwanzig Minuten Luft.
    »Du kannst die Razorback nicht nehmen! Sie ist weg und weg und weg!«
    »Oh, verdammt!«, sagte Miller. »Mein Gott.«
    Er ließ den Karren los und drehte sich zur Rampe, zu dem Licht und den breiteren Korridoren um. Alles bebte, die Station zitterte wie jemand, der an Unterkühlung litt. So war es natürlich nicht. Der Einzige, der zitterte, war er selbst. Es lag alles in der Stimme von Eros. Es war die ganze Zeit da gewesen. Er hätte es erkennen müssen.
    Vielleicht hatte er es sogar erkannt.
    Das Protomolekül konnte nicht Englisch, Hindi oder Russisch sprechen, so wenig wie alle anderen Sprachen, in denen es gebrabbelt hatte. All das hatte in den Köpfen der Toten und in der Software gesteckt, gespeichert in Neuronen und Grammatikprogrammen, die das Protomolekül verschlungen hatte. Verschlungen, ja, aber nicht zerstört. Es hatte die Informationen und Sprachen, die komplexen kognitiven Mechanismen

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