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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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hatten seine Schenkel so sehr aufgepumpt, dass er nur noch watscheln konnte. Miller schaltete das Mikrofon seines Terminals wieder ein. Solange die Menge zusah, wie sie einander anstarrten, konnte sie nichts anderes zerstören. Es griff nicht um sich. Noch nicht.
    »Also, mein Freund. Bist du hier der Einzige, der hilflose Leute tottrampelt, oder will dir noch jemand helfen?«, fragte Miller. Seine Stimme klang gelassen, dröhnte aber aus den Lautsprechern im Dock wie eine göttliche Verkündigung.
    »Was blökst du da, du Erdhund?«, fragte der Hemdlose.
    »Erde?« Miller kicherte. »Sehe ich aus, als wäre ich in einer Schwerkraftsenke aufgewachsen? Ich bin auf diesem Fels hier geboren.«
    »Bist trotzdem ’ne verdammte Erdschlampe«, sagte der Hemdlose. »Bist ihr Hündchen.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Is’ doch wahr«, sagte der Hemdlose und spannte die Brustmuskeln. Miller unterdrückte ein Lachen.
    »Dann war es also gut für die Station, die arme Frau zu töten?«, fragte Miller. »War es gut für den Gürtel? Sei kein Trottel, Junge. Du wirst benutzt. Sie wollen, dass ihr euch wie ein paar dumme randalierende Idioten benehmt, damit sie einen Grund haben, den Laden dichtzumachen.«
    »Leck mich doch, du verdammte Erdschlampe«, schimpfte der Mann im Dialekt der Gürtler und beugte sich drohend vor.
    Das war jetzt das zweite Mal, dass er mich eine Schlampe genannt hat, dachte Miller.
    »Auf die Kniescheiben«, befahl Miller. Aus den Kniegelenken des Hemdlosen spritzten zwei rote Schleier, und er sank heulend zu Boden. Miller ging an dem zuckenden Körper vorbei und wandte sich an die Menge.
    »Nehmt ihr Befehle von diesem pendejo entgegen?«, sagte er. »Hört mir zu, ihr wisst genau, was jetzt kommt. Jeder kapiert es, wenn der Tanz beginnt, oder? Sie haben tu agua kaputt gemacht, und wir wissen alle, wie die Antwort lautet. Durch die Luftschleuse, no? «
    Er sah es den Gesichtern an. Die plötzliche Angst vor den Scharfschützen, dann die Verwirrung. Er machte weiter und ließ ihnen keine Zeit zum Nachdenken. Nun benutzte er wieder die Hochsprache, die Sprache der Bildung und der Behörden.
    »Wisst ihr, was der Mars will? Er will, dass ihr genau dies tut. Sie brauchen Mistkerle wie den hier, damit alle die Gürtler für einen Haufen Psychopathen halten, die ihre eigene Station zerstören. Sie wollen sich einreden, wir seien genau wie sie. Tja, das sind wir aber nicht. Wir sind Gürtler, und wir passen auf die auf, die zu uns gehören.«
    Er pickte sich einen Mann am Rand der Menge heraus. Er war nicht so aufgepumpt wie der Hemdlose, aber immer noch sehr groß und trug den geteilten Kreis der AAP als Tätowierung auf dem Arm.
    »Du da«, sagte Miller. »Willst du für den Gürtel kämpfen?«
    »Klaro«, sagte der Mann.
    »Glaub ich dir sofort. Das wollte der da auch.« Miller deutete mit einem Daumen zu dem Hemdlosen. »Aber jetzt ist er ein Krüppel und geht wegen Mordes in den Bau. Damit haben wir schon einen verloren. Verstehst du das? Sie bringen uns dazu, gegeneinander zu kämpfen. Das dürfen wir nicht zulassen. Jeder von euch, der verhaftet, verkrüppelt oder getötet wird, ist einer weniger, den wir haben, wenn es darauf ankommt. Und der Tag wird kommen, aber nicht heute. Habt ihr das verstanden?«
    Der AAP-Mann sah ihn finster an. Die Menge wich vor ihm zurück und machte Platz. Miller spürte es wie eine Strömung, die Stimmung veränderte sich.
    »Der Tag wird kommen, hombre«, sagte der AAP-Mann. »Hoffentlich weißt du dann, auf welcher Seite du stehst.«
    Es klang nach einer Drohung, doch dahinter lag keine Kraft. Miller atmete langsam ein. Es war vorbei.
    »Immer auf der Seite der Engel«, sagte er. »Geht nach Hause. Hier ist der Spaß vorbei, und wir haben alle viel zu tun.«
    Die Menge zerstreute sich bereits, er hatte den Leuten den Schneid abgekauft. Zuerst einer, dann zwei zogen sich an den Rändern zurück, dann löste sich das Gedränge auf. Fünf Minuten nach Millers Ankunft waren die einzigen Anzeichen, dass überhaupt etwas vorgefallen war, der Hemdlose, der sich heulend in seiner eigenen Blutlache wand, Millers verletztes Ohr und die tote Frau, vor der fünfzig brave Bürger gestanden und zugeschaut hatten, als jemand sie zu Tode geprügelt hatte. Sie war klein und trug die Borduniform einer marsianischen Frachtlinie.
    Nur eine Tote. Also war es ein erfolgreicher Abend, dachte Miller verbittert.
    Er ging zu dem gestürzten Mann. Die AAP-Tätowierung war rot verschmiert.

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