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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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fragte er.
    »Er heißt Frederick Johnson «, sagte sie.
    »Gut.«
    »Colonel Frederick Lucius Johnson.«
    »Jesus.« Mehr fiel Holden dazu nicht ein.
    Der Mann auf dem Bildschirm war einst einer der höchstdekorierten Offiziere des UN-Militärs gewesen und hatte als einer der peinlichsten Versager geendet. Für die Gürtler war er eine Art Sheriff von Nottingham, der sich in Robin Hood verwandelt hatte. Für die Erde war er der Held, der in Ungnade gefallen war.
    Fred Johnson war zu Ruhm und Ehren gelangt, als er im Gürtel eine Reihe berüchtigter Piraten hochgenommen hatte. Zu jener Zeit hatten zwischen Erde und Mars Spannungen geherrscht, wie sie offenbar alle paar Jahrzehnte aufkamen, um nach einer Weile sang- und klanglos wieder zu verschwinden. Wenn die beiden Supermächte des Sonnensystems mit den Säbeln rasselten, hatten die Verbrecher im Gürtel freie Bahn. Colonel Johnson – damals noch Hauptmann – hatte mit seinem kleinen Geschwader von drei Raketenfregatten binnen zwei Jahren ein Dutzend Piratenschiffe und zwei wichtige Basen zerstört. Als die Erde-Mars-Koalition mit der Zankerei aufhörte, war die Piraterie im Gürtel stark zurückgegangen, und Fred Johnsons Name war in aller Munde gewesen. Er wurde befördert und bekam den Befehl über eine Marineeinheit, deren Aufgabe es war, im Gürtel für Recht und Ordnung zu sorgen. Auch dort zeichnete er sich durch besondere Leistungen aus.
    Bis zur Anderson-Station.
    Das winzige Depot befand sich fast gegenüber vom wichtigen Hafen Ceres im Gürtel. Die meisten Menschen, auch die meisten Gürtler, hätten die Anderson-Station nicht ohne Hilfe auf der Karte finden können. Sie diente hauptsächlich als untergeordneter Verteiler für Wasser und Luft in einem der am dünnsten besiedelten Gebiete des Gürtels. Weniger als eine Million Gürtler bezogen ihre Luft von Anderson.
    Gustav Marconi, der Bürokrat der Koalition, der die Station leitete, beschloss, für die dort umgeschlagenen Lieferungen eine dreiprozentige Verwaltungsgebühr zu erheben, um die Bilanzen zu verbessern. Weniger als fünf Prozent der Gürtler, die ihre Luft von Anderson kauften, lebten von der Hand in den Mund, also mussten knapp fünfzigtausend Gürtler einen Tag pro Monat verbringen, ohne zu atmen. Nur ein geringer Bruchteil dieser fünfzigtausend hatte nicht genügend Reserven im Recyclingsystem, um diesen kleinen Engpass zu überbrücken. Unter diesen war wiederum lediglich eine kleine Minderheit der Ansicht, ein bewaffneter Aufstand sei die richtige Maßnahme.
    Deshalb beschlossen von der eine Million Menschen, die betroffen waren, nur hundertsiebzig bewaffnete Gürtler, die Station zu stürmen und Marconi durch eine Luftschleuse zu schieben. Sie verlangten eine Garantie von der Regierung, dass auf dieser Station nie wieder Aufschläge auf Luft und Wasser erhoben würden.
    Die Koalition schickte Colonel Johnson.
    Während des Massakers auf der Anderson-Station ließen die Gürtler die Kameras laufen und sendeten die Vorgänge die ganze Zeit in das Sonnensystem. Alle sahen zu, als die Marinesoldaten der Koalition von Korridor zu Korridor einen langen, grausamen Kampf gegen Männer ausfochten, die nichts zu verlieren und keinen Grund hatten, sich zu ergeben. Wie nicht anders zu erwarten, siegte die Koalition, doch das live übertragene Gemetzel dauerte drei Tage. Das wichtigste Bild des Videos war noch nicht einmal eine Kampfszene, sondern es war das letzte Bild, das die Stationskameras auffingen, bevor sie ausgeschaltet wurden: Colonel Johnson stand in der Zentrale inmitten der toten Gürtler, die sich dorthin zurückgezogen hatten, und betrachtete mit leerem Blick und hängenden Schultern das Blutbad.
    Die UN versuchte, Colonel Johnsons Rücktritt unter den Teppich zu kehren, doch dazu war er viel zu bekannt. Das Video der Schlacht dominierte wochenlang die Netze und trat erst in den Hintergrund, als der ehemalige Colonel Johnson sich öffentlich für das Massaker entschuldigte und erklärte, die Beziehung zwischen dem Gürtel und den inneren Planeten sei unhaltbar und werde zu immer größeren Tragödien führen.
    Dann verschwand er. Er geriet in Vergessenheit und wäre eine bloße Fußnote in der Geschichte menschlicher Grausamkeiten geblieben, hätte nicht vier Jahre später die Kolonie auf Pallas rebelliert. Dieses Mal warfen Metallarbeiter der Raffinerie den Gouverneur der Koalition von der Station. Hier handelte es sich nicht um einen winzigen Verteiler und hundertsiebzig

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