Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
kraftlos über dem Deck. Amos war niedergestreckt worden und lag flach auf dem Boden, der Unterschen kel stand in einem unnatürlichen Winkel ab. Alex hockte neben ihm.
Holden verrenkte sich den Hals und blickte zu den Angreifern. Da war der Kerl mit dem Granatwerfer, der Kelly erwischt hatte. Jetzt richtete er die Waffe auf sie. Wir sind tot, dachte Holden. Naomi machte eine obszöne Geste.
Dann erbebte der Mann mit dem Granatwerfer und löste sich in einem Schauer aus Blut und kleinen Detonationen auf.
»Ins Schiff!«, rief Gomez über Funk. Seine Stimme klang gepresst und schrill, halb unterdrücktes schmerzliches Kreischen und halb der Blutrausch des Kampfes.
Holden zog an der Halteleine von Naomis Anzug.
»Was haben Sie …«, begann sie.
»Vertrauen Sie mir«, sagte er. Er setzte ihr die Füße auf den Bauch und drückte sich kräftig ab. Gleich darauf prallte er auf das Deck, während sie zur Decke flog. Er schaltete die Magnetstiefel ein und riss sie an der Leine zu sich herab.
Maschinenpistolenfeuer sprühte durch den Hangar. »Kopf runter«, sagte Holden. Dann rannte er so schnell es die Magnetstiefel erlaubten zu Alex und Amos. Der Mechaniker bewegte sich schwach, also lebte er noch. Holden hatte Naomis Fangleine nicht losgelassen. Er hakte sie in eine Schlaufe am Gürtel. Sie durften nicht mehr voneinander getrennt werden.
Dann hob er Amos hoch und fing die Trägheit des Körpers ab. Der Mechaniker grunzte und murmelte etwas Unflätiges. Holden verband auch Amos’ Fangleine mit seinem Anzug. Wenn nötig, würde er die ganze Crew mitschleppen. Ohne ein weiteres Wort hakte sich Alex bei ihm ein und zeigte ihm müde den erhobenen Daumen.
»Das war … verdammt auch«, schimpfte Alex.
»Ja«, stimmte Holden zu.
»Jim«, sagte Naomi. »Schauen Sie.«
Holden blickte in die angegebene Richtung. Kelly taumelte auf sie zu. Auf der linken Seite war der Anzug eingebeult, Hydraulikflüssigkeit trat aus und schwebte als Bahn von Tröpfchen hinter ihm, doch er bewegte sich in die Richtung der Fregatte.
»Also gut«, sagte Holden. »Dann los.«
Zu fünft näherten sie sich dem Schiff, während im hitzigen Gefecht immer wieder Transportkisten explodierten. Eine Wespe stach Holden in den Arm, die Anzeige im Helm unterrichtete ihn, dass der Anzug ein kleines Leck abgedichtet hatte. Etwas Warmes rann ihm über die Haut.
Gomez schrie im Funk wie ein Irrer, während er an der Wand des Hangars umherlief und wild um sich schoss. Das Gegenfeuer ließ nicht nach. Holden konnte beobachten, dass der Marine immer und immer wieder getroffen wurde. Kleine Explosionen und Dampfwolken zeichneten sich auf seinem Anzug ab, bis Holden kaum noch glauben mochte, dass dort drinnen jemand überleben konnte. Doch Gomez lenkte die Aufmerksamkeit der Feinde weiter auf sich, während Holden und die Crew sich der Luftschleuse der Korvette näherten.
Kelly nahm eine kleine Metallkarte aus einer Tasche seines Anzugs, zog sie über den Scanner und öffnete die Außentür. Holden zog den schwebenden Amos hinein. Naomi, Alex und der verletzte Marineoffizier folgten. Schockiert starrten sie einander an, als die Luftschleuse ihre Arbeit aufnahm und die Innentür aufging.
»Ich kann nicht glauben, dass wir …«, sagte Alex. Er ließ den Satz unvollendet.
»Darüber können wir später reden«, bellte Kelly. »Alex Kamal, Sie haben auf RMMR-Schiffen gedient. Können Sie dieses Ding hier fliegen?«
»Klar, Leutnant«, erwiderte Alex. Er nahm sogar Haltung an. »Warum ich?«
»Unser anderer Pilot wird da draußen gerade umgebracht«, erwiderte Kelly und gab ihm die Metallkarte. »Nehmen Sie das. Die anderen schnallen sich an. Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren.«
Aus der Nähe war der Schaden an Kellys Anzug noch besser zu erkennen. Er musste schwere Brustverletzungen davongetragen haben, und nicht alles, was herausquoll, war Hydrauliköl. Es war eindeutig auch Blut dabei.
»Lassen Sie mich helfen.« Holden wollte zu ihm.
»Rühren Sie mich nicht an«, erwiderte Kelly mit einer Wut, die Holden überraschte. »Schnallen Sie sich an und halten Sie die Klappe. Los jetzt.«
Holden widersprach nicht. Er löste die Fangseile von seinem Anzug und half Naomi, Amos auf die Druckliege zu bugsieren und anzuschnallen. Kelly blieb auf dem Deck über ihnen, doch sie hörten seine Stimme über die Sprechanlage des Schiffs.
»Mister Kamal, können wir fliegen?«, fragte er.
»Alles klar, Leutnant. Der Reaktor war schon heiß, als wir
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