Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
eine Anordnung. Kennen Sie das Wort ›Anordnung‹?«
»Wir haben Holden«, sagte Dawes.
»Was?«, staunte Miller, und im gleichen Moment sagte Shaddid: »Darüber sollen Sie doch nicht reden.«
Dawes hob einen Arm und hieß Shaddid schweigen, und zu Millers Überraschung gehorchte sie.
»Wir haben Holden. Er und seine Crew sind nicht gestorben. Sie werden sich bald in Schutzhaft der AAP befinden. Verstehen Sie, was ich damit sage, Detective? Erkennen Sie es? Ich kann diese Untersuchung durchführen, weil ich die nötigen Ressourcen habe. Sie können nicht einmal herausfinden, was mit Ihrer Krawallausrüstung passiert ist.«
Es war eine Ohrfeige. Miller starrte seine Schuhe an. Er hatte Dawes gegenüber sein Wort gebrochen und weiterermittelt, was der Mann ihm bisher noch nicht einmal vorgehalten hatte. Das musste er dem AAP-Vertreter hoch anrechnen. Außerdem, wenn Dawes wirklich James Holden hatte, bestanden keinerlei Aussichten, dass Miller an der Vernehmung beteiligt würde.
Shaddid ergriff wieder das Wort, und auf einmal klang ihre Stimme erstaunlich sanft.
»Gestern gab es drei Morde und Einbrüche in acht Lagerhäuser, vermutlich waren es dieselben Täter. Sechs Leute liegen auf der ganzen Station mit Nervenschäden in Krankenhäusern, weil sie gepanschtes Pseudoheroin genommen haben. Die ganze Station ist nervös«, sagte sie. »Da draußen können Sie viel Gutes tun, Miller. Ziehen Sie los und schnappen Sie ein paar böse Jungs.«
»Klar, Captain«, sagte Miller. »Kein Problem.«
Muss lehnte an seinem Schreibtisch und erwartete ihn schon. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah ihn ebenso gelangweilt an wie Dos Santos’ an die Flurwand genagelte Leiche.
»Hat sie Ihnen den Arsch aufgerissen?«, fragte sie.
»Ja.«
»Das wächst schon wieder zusammen. Es braucht nur etwas Zeit. Ich habe uns einen Mordfall herausgesucht. Ein mittlerer Angestellter von Naobi-Shears, der vor einer Bar einen Kopfschuss abbekommen hat. Ich dachte, so was muntert Sie vielleicht auf.«
Miller nahm das Handterminal und las die Informationen. Er war nicht mit dem Herzen bei der Sache.
»He, Muss, ich hab da mal eine Frage.«
»Nur zu.«
»Wenn Sie einen Fall haben, den Sie nicht lösen wollen, was würden Sie tun?«
Seine neue Partnerin legte den Kopf schief, runzelte die Stirn und zuckte mit den Achseln.
»Ich würde eine Niete beauftragen«, sagte sie. »Wir hatten bei den Verbrechen gegen Kinder mal so einen Kerl. Wenn wir wussten, dass der Täter einer unserer Informanten war, haben wir ihm den Fall gegeben. Keiner unserer Spitzel hat jemals Ärger bekommen.«
»Genau«, stimmte Miller zu.
»Übrigens, wenn ich jemanden brauche, der einen beschissenen Partner akzeptiert, dann würde ich das Gleiche tun«, fuhr Muss fort. »Jemand, mit dem niemand sonst arbeiten will, weil er Mundgeruch oder einen widerlichen Charakter oder sonst was hat. Wenn so jemand einen Partner braucht, suche ich mir jemanden, der vielleicht früher mal gut war, aber dann eine Scheidung erlebt und zu saufen begonnen hat. Einen Mann, der sich immer noch für den Besten hält und sich so benimmt, obwohl seine Ergebnisse nicht besser sind als die der anderen. Dem gebe ich dann die beschissenen Fälle und den beschissenen Partner.«
Miller schloss die Augen, weil sein Magen bockte.
»Was haben Sie angestellt?«, fragte er.
»Um Ihnen zugeordnet zu werden?«, fragte Muss. »Ein Vorgesetzter hat mich angebaggert, und ich habe ihn niedergeschossen.«
»Dann hängen Sie jetzt fest.«
»Kann man wohl sagen. Kommen Sie schon, Miller, Sie sind kein Dummkopf. Sie haben es doch gewusst«, erwiderte Muss.
Er hätte wissen müssen, dass er das Gespött der Wache war. Der Kerl, der früher mal gut war. Der Kerl, der sich jetzt gehen ließ.
Nein, eigentlich hatte er es noch nicht gewusst. Er öffnete die Augen. Muss war weder glücklich noch traurig, sie freute sich nicht über sein Leiden, aber es machte ihr auch nicht viel aus. Es war einfach ein Teil ihrer Arbeit. Die Toten, die Verletzten, die Opfer. Es war ihr egal. Sie brachte es hinter sich, indem sie sich nicht darum kümmerte.
»Vielleicht hätten Sie ihn nicht abweisen sollen«, sagte Miller.
»Ah, so schlimm sind Sie nun auch wieder nicht. Außerdem hatte er Haare auf dem Rücken, und das hasse ich.«
»Freut mich zu hören«, sagte Miller. »Dann wollen wir mal für Gerechtigkeit sorgen.«
»Du bist betrunken«, sagte das Arschloch.
»Bin ’n Cop.« Miller zielte
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