Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
war ein Verstoß gegen die Vorschriften. Jeglicher Kontakt mit den Anteilseignern hat über mich zu laufen.«
»Das heißt wohl, der Brief wurde nicht gesendet«, sagte Miller, was so viel bedeutete wie: Du hast mich überwacht.
»Nein, wurde er nicht«, bestätigte Shaddid. Und was willst du jetzt dagegen tun?
Nichts konnte er tun, gar nichts.
»Und die Protokolle von James Holdens Vernehmung?«, fragte Miller. »Wurden sie gesendet, bevor …«
Vor der Vernichtung der Donnager und der einzigen lebenden Zeugen, die auf der Scopuli gewesen waren. Bevor das System in einen Krieg gestürzt war. Miller war klar, dass die Frage erbärmlich geklungen hatte. Shaddid reckte das Kinn. Es hätte ihn nicht überrascht, ihre Zähne knirschen zu hören. Dawes brach das Schweigen.
»Ich glaube, wir können das etwas vereinfachen«, sagte er. »Detective, wenn ich Sie recht verstehe, dann glauben Sie, wir wollen den Fall unter den Tisch kehren. Das trifft nicht zu. Aber es liegt in niemandes Interesse, dass Star Helix die Antworten findet, die Sie suchen. Denken Sie doch mal darüber nach. Sie sind ein Gürtler, arbeiten aber für eine Firma der Erde. Im Moment ist die Erde die einzige Großmacht, die sich noch nicht festgelegt hat. Die einzige Macht, die möglicherweise mit beiden Seiten verhandeln kann.«
»Warum sollten sie denn nicht die Wahrheit erfahren?«, fragte Miller.
»Darum geht es nicht«, widersprach Dawes. »Das Problem ist, dass Star Helix und die Erde nicht den Eindruck erwecken dürfen, auf irgendeine Weise beteiligt zu sein. Beide müssen die Hände aus dem Spiel lassen. Diese Angelegenheit geht weit über Ihren Kontrakt hinaus. Juliette Mao befindet sich nicht auf Ceres. Vielleicht gab es mal eine Zeit, in der Sie auf ein Schiff springen und sie aufsuchen konnten, egal wo, um den Entführungsauftrag zu erledigen. Die Auslieferung oder Abschiebung, wie Sie es auch nennen wollen. Diese Zeiten sind vorbei. Star Helix betreut Ceres, einen Teil von Ganymed und ein paar Dutzend Asteroiden, die als Lagerhäuser dienen. Wenn Sie dieses Gebiet verlassen, bewegen Sie sich auf feindlichem Terrain.«
»Aber die AAP nicht«, sagte Miller.
»Wir haben die nötigen Ressourcen, um es richtig anzupacken.« Dawes nickte. »Mao ist eine von uns, genau wie es die Scopuli war.«
»Und die Scopuli war der Köder, mit dem die Canterbury vernichtet wurde«, ergänzte Miller. »Die Canterbury war wiederum der Köder für die Donnager . Wie sollte es irgendjemandem nützen, wenn Sie die Einzigen sind, die etwas untersuchen, das Sie möglicherweise selbst getan haben?«
»Glauben Sie wirklich, wir hätten die Canterbury in die Luft gejagt?«, fragte Dawes. »Die AAP mit ihren hochmodernen marsianischen Kriegsschiffen?«
»Immerhin hat man die Donnager dorthin gelockt, wo sie ihrerseits angegriffen werden konnte. Solange sie bei der marsianischen Flotte war, konnte man sie nicht entern.«
Dawes machte ein mürrisches Gesicht.
»Verschwörungstheorien, Mister Miller«, sagte er. »Wenn wir getarnte marsianische Kriegsschiffe hätten, würden wir nicht verlieren.«
»Sie hatten jedenfalls genug, um die Donnager mit nur sechs Schiffen zu erledigen.«
»Nein, haben wir nicht. Unsere Version des Ereignisses lautet so, dass eine Handvoll selbstständiger Prospektoren Nuklearwaffen geladen und sich auf eine Selbstmordmission begeben haben. Wir haben viele, viele Ressourcen. Was mit der Donnager passiert ist, geht jedoch nicht auf unsere Kappe.«
Nur das Summen des Luftaufbereiters war in der Stille zu hören. Miller verschränkte die Arme vor der Brust.
»Aber … ich verstehe eines nicht«, sagte er. »Wenn die AAP dies nicht getan hat, wer war es dann?«
»Das können uns hoffentlich Juliette Mao und die Mannschaft der Scopuli verraten«, erklärte Shaddid. »Genau darum geht es, Miller. Wer es war, warum er es getan hat, und wie, um Himmels willen, wir es aufhalten können.«
»Also wollen Sie die Verantwortlichen nicht wirklich finden?«
»Ich will nicht, dass Sie es tun«, berichtigte Dawes ihn. »Nicht, wenn jemand anders das besser erledigen kann.«
Miller schüttelte den Kopf. Es ging zu weit und er wusste es. Andererseits fand man manchmal etwas heraus, wenn man zu weit ging.
»Ich bin nicht überzeugt«, sagte er.
»Sie müssen nicht überzeugt sein«, erwiderte Shaddid. »Dies ist keine Verhandlung. Wir haben Sie nicht hergeholt, damit Sie uns einen Gefallen tun. Ich bin Ihre Vorgesetzte, und ich gebe Ihnen
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