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Lewis, CS - Narnia 1

Lewis, CS - Narnia 1

Titel: Lewis, CS - Narnia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Wunder von Narnia
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ins Verderben gestürzt hatte. Ihre Zähne blitzten, ihre Augen leuchteten wie Flammen, und ihr langes Haar flatterte hinter ihr wie ein Kometenschweif. Erbarmungslos peitschte sie auf das Pferd ein. Es hatte die geröteten Nüstern weit aufgerissen, und seine Flanken waren schaumbefleckt. In wilder Jagd galoppierte es zur Haustür, verfehlte um ein Haar den Laternenpfahl und bäumte sich dann hoch auf. Die Droschke schmetterte gegen die Laterne und zerbarst in tausend Stücke. Doch mit einem prachtvollen Sprung war die Hexe gerade im richtigen Augenblick vom Dach der Droschke auf den Rücken des Pferdes gesprungen. Dort setzte sie sich zurecht, beugte sich nach vorn und flüsterte dem Pferd etwas ins Ohr. Die Worte, die sie flüsterte, schienen nicht dazu bestimmt, das Pferd zu beruhigen. Ganz im Gegenteil. Sofort bäumte es sich wieder auf, und sein Wiehern klang wie ein Schrei. Es schien nur noch aus Hufen, aus Zähnen, aus Augen und aus einer wirbelnden Mähne zu bestehen. Nur ein erstklassiger Reiter konnte sich auf seinem Rücken halten.
    Bevor sich Digory von seinem ersten Schreck erholt hatte, passierte noch vieles mehr. Eine zweite Droschke kam angejagt, aus der ein dicker Mann im Frack und ein Polizist kletterten. Dann folgte eine dritte Droschke mit zwei weiteren Polizisten, und johlend und schreiend sausten etwa zwanzig Leute (meist Laufburschen) auf Fahrrädern daher, gefolgt von einer Schar von Fußgängern, alle mit hochroten Köpfen, weil sie so hatten rennen müssen. Aber offensichtlich machte ihnen die Sache großen Spaß. In der ganzen Straße gingen die Fenster auf, an allen Haustüren erschienen Dienstmädchen oder Butler, und alle wollten wissen, was es da zu sehen gab.
    Inzwischen rappelte sich ein alter Herr aus den Trümmern der ersten Droschke. Ein paar Leute eilten herbei und wollten ihm behilflich sein, aber da ihn der erste in die eine und der zweite in die andere Richtung zerrte, hätte er es ohne Hilfe vermutlich genauso schnell geschafft. Digory nahm an, daß es sich bei dem alten Herrn um seinen Onkel handelte, doch da dem Mann der hohe Zylinder übers Gesicht heruntergerutscht war, konnte man sein Gesicht nicht sehen.
    Digory rannte nach draußen.
    »Das ist sie! Das ist sie!« rief der dicke Mann und deutete auf Jadis. »Tun Sie Ihre Pflicht, Konstabler! Sie hat mir Waren im Wert von Hunderten, nein Tausenden von Pfund aus meinem Geschäft entwendet! Sehen Sie sich diese Perlenkette an, die sie um den Hals trägt! Die gehört mir! Und ein blaues Auge hat sie mir auch noch geschlagen!«
    »Ja, das hat sie, Konstabler!« bestätigte einer aus der Menge. »Ein prächtiges blaues Auge! Hervorragende Arbeit! Teufel–die muß Kräfte haben!«
    »Legen Sie sich ein schönes rohes Beefsteak darauf, Sir. Das tut gut!« riet ein Metzgerjunge.
    »Also!« erklärte der ranghöchste Polizist. »Was ist hier eigentlich los?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, sie…« begann der fette Mann, doch da rief ein anderer: »Laßt den Alten aus der Droschke nicht entwischen! Der hat sie nämlich angestiftet!«
    Dem alten Herrn war es endlich gelungen, sich aufzurichten. Es war tatsächlich Onkel Andrew, der sich da seine Schrammen rieb. »Nun denn«, meinte der Polizist und wandte sich zu ihm. »Was soll das alles?«
    »Wumpel–Pumpel–Schwumpel«, klang unter dem Hut Onkel Andrews Stimme hervor.
    »Schluß damit!« befahl der Polizist streng. »Ich finde das Ganze absolut nicht spaßig! Nehmen Sie sofort das Ding ab! Verstanden?«
    Doch das war leichter gesagt als getan. Nachdem Onkel Andrew ein Weilchen vergeblich mit seinem Zylinder gekämpft hatte, traten zwei andere Polizisten hinzu, packten den Hut an der Krempe und rissen ihn herunter.
    »Herzlichen Dank, herzlichen Dank«, sagte Onkel Andrew mit versagender Stimme. »Vielen Dank. Ach herrje, ich bin völlig außer mir! Wenn vielleicht einer der Herren ein kleines Schlückchen Brandy für mich hätte…«
    »Sie hören mir jetzt zu, wenn es recht ist!« befahl der Polizist. Er nahm ein riesiges Notizbuch und einen winzigen Bleistift aus der Tasche. »Sind Sie verantwortlich für diese junge Frau hier?«
    »Achtung!« ertönten da Stimmen, und der Polizist machte gerade noch rechtzeitig einen Satz nach hinten.
    Das Pferd war eben im Begriff, ihm einen Tritt zu versetzen, der ihn vermutlich das Leben gekostet hätte. Dann ließ die Hexe das Pferd im Kreis wirbeln, bis es mit den Hinterbeinen auf dem Gehsteig stand und sie die Menge sehen konnte.

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