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Lewis, CS - Narnia 1

Lewis, CS - Narnia 1

Titel: Lewis, CS - Narnia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Wunder von Narnia
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heimlich wohnt. Er kommt nur nachts heraus, mit einer trüben Laterne. Vermutlich finden wir eine gefährliche Verbrecherbande und kriegen eine Belohnung. Wenn ein Haus so lange leersteht, dann tut sich da bestimmt auch irgendwas Geheimnisvolles.«
    »Mein Vater sagt, es liegt an den Abwasserrohren«, erklärte Polly.
    »Puh! Die Erwachsenen haben immer so langweilige Erklärungen für alles!« schimpfte Digory. Jetzt, wo sie sich bei Tageslicht in der Rumpelkammer unterhielten, kamen ihnen die Gespenster in dem leeren Haus weit weniger wahrscheinlich vor als eben noch bei Kerzenschein in der Schmugglerhöhle.
    Als sie den Dachboden ausgemessen hatten, mußten sie sich einen Bleistift zum Addieren besorgen. Zuerst kam jeder auf eine andere Summe, und ich bin nicht so sicher, daß ihre Rechnung stimmte, selbst als beide zum gleichen Ergebnis kamen. Sie hatten es eilig, ihre Expedition in Angriff zu nehmen.
    »Wir müssen uns ganz mucksmäuschenstill verhalten!« befahl Polly, als sie bei der Zisterne wieder in den dunklen Gang krochen. Weil es so eine wichtige Sache war, holte sich jeder von ihnen eine Kerze aus Pollys Vorrat in der Schmugglerhöhle.
    Es war sehr dunkel und staubig in dem Gang, und es zog gewaltig. Schweigend stiegen sie von Balken zu Balken, und nur ab und zu flüsterten sie: »Jetzt müssen wir auf gleicher Höhe mit eurem Dachboden sein«, oder: »Jetzt haben wir etwa die Hälfte unseres Hauses hinter uns.« Keiner stolperte, die Kerzen gingen nicht aus, und schließlich kamen sie zu einer Stelle, wo rechts in der Backsteinmauer eine Tür lag. Eine Klinke gab es nicht, aber einen Riegel, so wie manchmal innen an den Schranktüren.
    »Soll ich?« flüsterte Digory.
    »Wenn du dabei bist, dann bin ich auch dabei«, flüsterte Polly. Beide spürten, daß es jetzt ausgesprochen ernst wurde. Aber keiner von beiden wollte einen Rückzieher machen. Digory schob mühsam den Riegel zurück, und die Tür öffnete sich. Sie mußten blinzeln, weil es plötzlich so hell wurde. Dann entdeckten sie zu ihrem großen Entsetzen, daß das keine leere Dachkammer war, sondern ein voll eingerichtetes Zimmer. Offensichtlich war keiner da. Alles war totenstill. Pollys Neugier siegte schließlich. Sie blies ihre Kerze aus und schlich mucksmäuschenstill in das Zimmer hinein.
    Vom Baulichen her sah der Raum natürlich aus wie eine Dachkammer, doch war er wie ein Wohnzimmer eingerichtet. An den Wänden standen überall Regale voll mit Büchern. Im Kamin prasselte ein Feuer–der Sommer war wirklich scheußlich in diesem Jahr. Davor stand ein Sessel, dessen hohe Rückenlehne in ihre Richtung zeigte.
    Zwischen dem Sessel und Polly stand ein riesiger Tisch.
    Er war vollgehäuft mit allen möglichen Sachen–da gab es Bücher, nicht nur solche zum Lesen, sondern auch solche, in die man etwas schreiben kann, Tintenfässer, Federhalter, Siegelwachs und ein Mikroskop. Aber was Polly als allererstes auffiel, war ein leuchtendrotes hölzernes Tablett mit einigen Ringen darauf. Jeweils ein gelber und ein grüner Ring lagen zusammen, zwei Paare. Von der Größe her waren sie völlig normal, aber sie funkelten so, daß man einfach hingucken mußte. Sie schimmerten und schillerten und waren so wunderschön, daß es kaum zu glauben war.
    Im Zimmer war es so still, daß man das Ticken der Uhr hörte. Doch nach einem Weilchen war da noch ein anderes Geräusch zu hören: ein leises, ganz hauchzartes Summen. Staubsauger gab es damals noch keine, sonst hätte Polly sicher gedacht, irgendwo weit weg sei einer in Betrieb–ein paar Zimmer weiter, ein paar Stockwerke tiefer. Aber eigentlich war es ein schöneres Geräusch als das Summen eines Staubsaugers. Musikalischer war es und so leise, daß man es kaum hören konnte.
    »Alles klar, hier ist keiner«, sagte Polly über die Schulter hinweg zu Digory. Jetzt redete sie schon ein wenig lauter. Digory trat blinzelnd und ausgesprochen schmutzig ein. Aber nicht nur er war so schmutzig–Polly sah nicht viel anders aus.
    »Irgendwas stimmt hier nicht«, sagte Digory. »Das Haus steht gar nicht leer. Wir sollten lieber verduften, bevor uns einer erwischt.«
    »Was meinst du, was das ist?« fragte Polly und deutete auf die bunten Ringe.
    »Ach, komm schon«, drängte Digory. »Je früher…«
    Er kam nicht mehr dazu seinen Satz zu beenden, denn in diesem Moment bewegte sich plötzlich der hohe Sessel vor dem Kamin, und die furchteinflößende Gestalt Onkel Andrews tauchte daraus hervor, geradeso, wie

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