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Lewis, CS - Narnia 1

Lewis, CS - Narnia 1

Titel: Lewis, CS - Narnia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Wunder von Narnia
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wirklich gibt. Vermutlich beruhen also auch die ganzen alten Märchen mehr oder weniger auf Wahrheit. Und so wie in diesen Märchen bist du ganz einfach ein böser, grausamer Zauberer. Aber ich habe noch nie ein Märchen gelesen, in dem so jemand wie du nicht am Ende seine gerechte Strafe bekommt. Ich wette, so ist das auch bei dir. Und das geschieht dir ganz recht.«
    Alles, was Digory bis jetzt gesagt hatte, schien Onkel Andrew nicht berührt zu haben. Doch nun zuckte er zusammen, und auf seinem Gesicht lag ein derartiges Entsetzen, daß man fast Mitleid kriegen mußte mit ihm, auch wenn er ein solch gräßlicher Kerl war. Doch schon einen Augenblick später glätteten sich seine Züge wieder, und er sagte mit einem gezwungenen Lachen: »So, so. Daß ein Junge so denkt, ist wohl ganz normal–ein Junge, der wie duunter Frauen aufgewachsen ist. Altweibergeschichten sind das. Oder? Ich glaube nicht, daß du dir Sorgen zu machen brauchst über die Gefahr, in der ich schwebe. Findest du nicht, du solltest dir eher Sorgen machen, in welcher Gefahr deine kleine Freundin schwebt? Sieist schon ziemlich lange weg. Wenn an diesem anderen Ort Gefahren drohen–tja, es wäre jammerschade, wenn du ein paar Sekunden zu spät kämst.«
    »Dir ist das ja sowieso egal!« gab Digory wütend zurück. »Aber ich habe die Nase voll von deinem Gequassel. Was soll ich tun?«
    »Du mußt wirklich lernen, dich zu beherrschen, mein Junge«, gab Onkel Andrew gelassen zurück. »Andernfalls wirst du mal so wie deine Tante Letty. Also paß ganz genau auf.«
    Er stand auf, zog ein Paar Handschuhe an und ging hinüber zu dem Tablett mit den Ringen.
    »Sie funktionieren nur, wenn sie auch wirklich die Haut berühren. Wenn man Handschuhe trägt, kann man sie anfassen–siehst du?–, ohne daß etwas passiert. Solange du einen in der Tasche hast, geschieht gar nichts: aber natürlich mußt du achtgeben, daß du nicht die Hand in die Tasche steckst und ihn aus Versehen berührst. Sobald du einen gelben Ring anfaßt, verschwindest du aus dieser Welt. Wenn du an diesem anderen Ort bist, dann nehme ich an–das habe ich natürlich noch nicht ausprobiert, aber ich nehme es an–, daß du von dort wieder verschwindest und hierher zurückkehrst, sobald du den grünen Ring berührst. Nehme ich jedenfalls an. Also. Ich stecke dir jetzt die beiden grünen Ringe in die rechte Hosentasche. Merke dir gut, in welcher Tasche sie sind. G für Grün, R für rechts. G. R.: die ersten beiden Buchstaben von grün. Einen für dich, einen für das kleine Mädchen. Und jetzt nimmst du dir noch einen gelben. An deiner Stelle würde ich ihn an den Finger stecken, sonst läßt du ihn vielleicht noch fallen.«
    Digory wollte gerade gehorchen, doch dann zog er die Hand noch einmal zurück.
    »Und was ist mit meiner Mutter? Was ist, wenn sie nach mir fragt?« ,Je schneller du verschwindest, desto schneller bist du wieder hier«, erklärte Onkel Andrew munter.
    »Aber du weißt doch gar nicht genau, ob ich wiederkomme!«
    Onkel Andrew zuckte die Achseln, ging zur Tür, öffnete sie weit und sagte: »Na gut. Ganz wie du willst. Geh nach unten und iß. Soll das kleine Mädchen doch von wilden Tieren aufgefressen werden oder ertrinken, oder verhungern in dieser anderen Welt, oder für immer dort verlorengehen, sofern dir das lieber ist. Mir ist es egal. Vor dem Nachmittagstee solltest du vielleicht Mrs. Plummer einen Besuch abstatten und ihr erklären, daß sie ihre Tochter nie mehr wiedersieht. Und zwar deshalb, weil du zu feige warst, einen Ring anzustecken.«
    »Herr im Himmel!« seufzte Digory. »Wäre ich doch nur groß genug, damit ich dir eins in die Rübe knallen könnte!«
    Dann knöpfte er seine Jacke zu, atmete tief ein und nahm den Ring. Mir bleibt ja wohl gar nichts anderes übrig, dachte er dabei.
     

DER WALD ZWISCHEN DEN WELTEN
     
     
     
    Onkel Andrew und sein Arbeitszimmer verschwanden auf der Stelle. Einen Augenblick lang verschwamm alles. Das erste, was Digory bemerkte, war ein sanftes grünes Licht, das von oben auf ihn herabfiel. Unter ihm war alles dunkel. Er stand nicht, saß nicht, lag nicht–nein, er schien frei zu schweben, ohne etwas zu berühren. Ich glaube, ich bin im Wasser, sagte sich Digory. Vielmehr unter Wasser. Einen Moment lang bekam er Angst, doch dann spürte er, daß er aufwärtsschoß. Er durchbrach mit dem Kopf die Wasseroberfläche und kletterte auf das glatte, grasbewachsene Ufer eines kleinen Teichs.
    Beim Aufstehen stellte er fest,

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