Lewis CS - Narnia 4
schwimmt noch herum, und deine Versprechen sind gebrochen. Bleib also beiseite und laß andere die Arbeit tun. Und darum…«
»Die Hilfe wird kommen«, meinte Trüffeljäger. »Ich stehe zu Aslan. Hab Geduld wie wir Tiere. Die Hilfe wird kommen, sie kann schon an der Tür sein.«
»Pah!« knurrte Nikabrik. »Ihr Dachse würdet uns warten lassen, bis der Himmel einstürzt und wir die Lerchen fangen können. Ich sage dir, wir können nicht mehr warten. Die Lebensmittel gehen zu Ende; bei jedem Zusammenstoß verlieren wir mehr, als wir uns leisten können; unsere Anhänger zerstreuen sich.« »Und warum?« fragte Trüffeljäger. »Ich werde dir sagen, warum. Weil es sich herumgesprochen hat, daß wir die Könige der vergangenen Zeit anriefen und daß die Könige der alten Zeit nicht geantwortet haben. Die letzten Worte, die Trumpkin sprach, bevor er sich entfernte und sehr wahrscheinlich in den Tod ging, waren: ›Wenn du glaubst, das Horn blasen zu müssen, so laß das Heer nicht wissen, warum du es bläst und was du dir davon versprichst.‹ Aber noch am gleichen Abend hatte es sich offenbar schon herumgesprochen.«
»Du solltest deine graue Schnauze lieber in ein Wespennest stecken als andeuten, daß ich ein Schwätzer bin«, erboste sich Nikabrik. »Nimm das zurück oder…«
»Haltet ein, alle beide«, sagte König Kaspian. »Ich möchte vor allem wissen, worauf Nikabrik dauernd anspielt und was wir eigentlich tun sollen. Aber vorher möchte ich noch wissen, was das für zwei Fremde sind, die er mit in den Rat gebracht hat und die dort mit offenen Ohren und geschlossenen Lippen stehen.« »Das sind Freunde von mir«, entgegnete Nikabrik. »Ihr selbst ständet nicht hier, wenn Ihr nicht ein Freund von dem Dachs und von Trumpkin wäret. Und der kindliche Greis in dem schwarzen Talar hat nur das Recht, hier zu sein, weil er Euer Freund ist. Soll ich etwa der einzige sein, der keine Freunde mitbringen darf?«
»Seine Majestät ist der König, dem du die Treue geschworen hast«, bemerkte Trüffeljäger ernst.
»Hofsitten, Hofsitten«, höhnte Nikabrik. »Aber in dieser Höhle können wir offen miteinander reden. Du weißt selbst - und er weiß es -, daß dieser Knabe aus Telmar in einer Woche König von niemand und nichts sein wird, wenn wir ihm nicht aus der Patsche helfen, in die er geraten ist.«
»Vielleicht«, nahm Doktor Cornelius das Wort, »möchten deine neuen Freunde für sich selbst sprechen? Du da, wer und was bist du?«
»Ehrenwerter Herr Doktor«, winselte eine dünne Stimme, »bitte, ich bin nur ein altes Weib, nichts weiter, und seiner ehrenwerten Zwergschaft sehr verbunden für seine Freundschaft. Gewißlich braucht doch Seine Majestät - gesegnet sei sein hübsches Gesicht keine Angst vor einer alten Frau zu haben, die vor Gicht ganz zusammengekrümmt ist und keine zwei Scheite unter ihren Kessel zu werfen hat. Ich verstehe mich nur ein bißchen auf Beschwörung und armselige Zauberei - nicht zu vergleichen natürlich mit Ihrer Kunst, Herr Doktor -, die ich gern gegen unsere Feinde einsetzen will, wenn es allen hier angenehm ist. Denn ich hasse sie. O ja, niemand kann besser hassen als ich.« »Das ist alles höchst bemerkenswert und - hm - zufriedenstellend«, sagte Doktor Cornelius. »Ich glaube, ich weiß jetzt, was Sie sind, Madame. Vielleicht möchte auch dein anderer Freund etwas über sich aussagen, Nikabrik?« Eine hohle, dumpfe Stimme, bei deren Klang Peter eine Gänsehaut bekam, antwortete: »Ich bin der Hunger. Ich bin der Durst. Wo ich hinbeiße, halte ich fest, bis ich sterbe. Ich kann hundert Jahre fasten, ohne zu sterben. Ich kann hundert Nächte auf dem Eis liegen, ohne zu erfrieren.«
»Und in der Gegenwart dieser beiden willst du deinen Plan mitteilen?« fragte Kaspian.
»Ja«, antwortete Nikabrik, »und mit ihrer Hilfe hoffe ich, ihn auszuführen.«
Trumpkin und die beiden Jungen hörten, wie Kaspian eine Weile leise mit seinen beiden Freunden sprach. Sie konnten aber nicht verstehen, was gesprochen wurde. Dann sagte Kaspian laut: »Gut, Nikabrik, wir wollen deinen Plan hören.« Es folgte eine Pause, die so lang war, daß die Jungen draußen sich fragten, ob Nikabrik je beginnen werde. Als er es tat, geschah es mit so leiser Stimme, als sei ihm das, was er sagte, selbst nicht lieb.
»Bei Licht besehen«, murmelte er, »kennt keiner von uns die Wahrheit über die alten Tage von Narnia. Zum Beispiel glaubte Trumpkin an keine der Geschichten. Ich war bereit, sie einer Probe zu
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