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Lewis, CS - Narnia 5

Lewis, CS - Narnia 5

Titel: Lewis, CS - Narnia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Reise auf der Morgenroete
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geschnitzte Heck, der Drachenschwanz, einfiel. Es war völlig unmöglich, das Ungeheuer darüber hinwegzuschieben.
    »Eine Axt!« schrie Kaspian heiser. »Und weiterschieben!«
    Lucy, die auf dem Hauptdeck stand und zum Achterdeck hinaufschaute, hörte ihn. Sie wußte, wo alles verstaut war. In Sekundenschnelle war sie unter Deck, ergriff die Axt und raste die Leiter zum Achterdeck hinauf. Aber gerade als sie oben ankam, erklang ein lautes Krachen wie von einem umfallenden Baum. Das Schiff schwankte und schoß vorwärts. Denn im selben Augenblick war der ganze geschnitzte Teil des Hecks abgebrochen, und das Schiff war frei–entweder weil sie die Seeschlange so fest geschoben hatten oder weil diese törichterweise beschlossen hatte, die Schleife zuzuziehen.
    Die anderen waren zu erschöpft, um zu sehen, was Lucy sah. Dort, ein paar Meter hinter dem Schiff, wurde die Schleife des Seeschlangenkörpers immer kleiner und verschwand im aufspritzenden Wasser. Lucy behauptete hinterher, sie hätte auf dem Gesicht des Ungeheuers einen Ausdruck von idiotischer Befriedigung gesehen. (Aber natürlich war sie in diesem Augenblick sehr aufgeregt, und vielleicht bildete sie sich das nur ein.) Doch es ist sicher, daß die Seeschlange ein sehr dummes Tier war, denn anstatt das Schiff zu verfolgen, drehte sie den Kopf nach hinten und beschnupperte ihren ganzen Körper, als erwarte sie, dort das Wrack der »Morgenröte« zu finden. Aber die »Morgenröte« segelte vor einem frischen Wind und war schon weit weg. Die Männer lagen und saßen keuchend und stöhnend an Deck, bis sie in der Lage waren, über das ganze Abenteuer zu reden und dann auch darüber zu lachen. Und als ein wenig Rum verteilt worden war, erklang sogar ein Hurraruf. Alle lobten den Mut von Eustachius (obwohl er nichts genutzt hatte) und den von Riepischiep.
    Danach segelten sie drei Tage lang weiter, ohne etwas zu sehen außer Meer und Himmel. Am vierten Tag drehte sich der Wind nach Norden, und die Wellen wurden höher. Bis zum Nachmittag war der Wind schon fast zum Sturm geworden. Aber zu dieser Zeit sichteten sie Land in Richtung Backbord.
    »Wenn Ihr gestattet, Herr«, sagte Drinian, »werden wir versuchen, in den Windschatten der Insel zu rudern und dort vor Anker zu liegen, bis der Sturm vorbei ist.«
    Kaspian stimmte zu. Aber sie mußten mühsam gegen den Sturm rudern, und so erreichten sie die Insel erst am Abend. Im letzten Licht des Tages steuerten sie in einen natürlichen Hafen und ankerten. Doch in dieser Nacht ging keiner an Land. Am Morgen fanden sie sich in der grünen Bucht einer zerklüfteten, einsamen Insel, die sich zu einem felsigen Gipfel erhob. Aus dem windigen Norden hinter dem Gipfel wurden rasch Wolken angetrieben. Sie ließen das Boot ab und beluden es mit all den Wasserfässern, die inzwischen leer waren.
    »In welchem Bach sollen wir Wasser fassen, Drinian?« fragte Kaspian, als er im Heck des Bootes Platz nahm. »Es scheint zwei Bäche zu geben, die in die Bucht münden.«
    »Es macht nicht viel Unterschied, Herr«, sagte Drinian. »Aber ich glaube, der Bach in Richtung Steuerbord, dort im Osten, liegt näher.«
    »Es fängt an zu regnen!« bemerkte Lucy.
    »Und ob!« bestätigte Edmund, denn es hatte schon angefangen, kräftig zu schütten. »Ich würde vorschlagen, zu dem anderen Bach zu rudern. Dort gibt es Bäume, und wir können uns unterstellen.«
    »Ja, das sollten wir tun«, sagte Eustachius. »Wir brauchen nicht nasser zu werden als unbedingt nötig.«
    Doch Drinian steuerte unentwegt nach steuerbord, so wie starrköpfige Autofahrer, die mit sechzig Stundenkilometern weiterfahren, während man ihnen erklärt, daß sie falsch gefahren sind.
    »MeinFreundhatrecht,Drinian«,sagteKaspian.
    »Warum wendet Ihr nicht und haltet auf den westlichen Bach zu?«
    »Wie Eure Majestät wünscht«, entgegnete Drinian kurz angebunden. Von Landratten ließ er sich nicht gerne Ratschläge erteilen. Aber er änderte den Kurs, und später stellte sich heraus, daß er damit gut beraten gewesen war.
    Ehe sie mit dem Wasserfassen fertig waren, hatte der Regen aufgehört, und Kaspian, Eustachius, Edmund, Lucy und Riepischiep faßten den Entschluß, zur Bergspitze hochzusteigen und sich umzuschauen. Es war eine anstrengende Kletterei durch grobes Gras und Heidekraut. Sie sahen keine Menschenseele und auch keine Tiere, abgesehen von ein paar Seemöwen. Als sie die Spitze erreichten, stellten sie fest, daß es nur eine kleine Insel war, die sich

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