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Lewis, Michael

Lewis, Michael

Titel: Lewis, Michael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Big Short
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tun,
empfanden kaum Verbundenheit zu ihr und fühlten und verhielten sich nicht wie
deren Angestellte - Eisman sagte oft, er wünschte, er dürfte gegen
Morgan-Stanley-Aktien spekulieren. Sie fühlten und verhielten sich wie Manager
ihres eigenen Fonds. Aber wenn Morgan Stanley pleitegehen sollte, würde deren
Anteil an ihrem Fonds in die Konkursmasse einfließen. »Ich dachte: Wir haben die Welt an den
Eiern, und das Unternehmen, für das wir arbeiten, soll Bankrott machen?«
    Plötzlich
merkte Danny, dass etwas mit ihm ernstlich nicht stimmte. Gegen 11 Uhr
vormittags tauchten schwarze Schlangenlinien zwischen seinen Augen und auf dem
Computermonitor auf. Der Bildschirm ging scheinbar an und aus. »Ich spürte
einen stechenden Schmerz im Kopf«, sagte er. »Ich habe nie Kopfschmerzen. Ich
dachte, ich hätte ein Aneurysma.« Jetzt erst fiel ihm sein Herzschlag auf - als
er nach unten sah, konnte er es tatsächlich gegen seine Brust schlagen sehen.
»Den ganzen Morgen hatte ich mich bemüht, diese ganze Energie und alle diese
Informationen in den Griff zu bekommen, aber ich hatte die Kontrolle verloren.«
    So
etwas hatte er bisher erst ein einziges Mal erlebt. Am 11. September 2001 um
8.46 Uhr hatte er an seinem Schreibtisch im obersten Stockwerk des World
Financial Center gesessen. »Es war, als würde in der Stadt einer dieser großen
Müllwagen vorbeifahren, und man denkt: >Was zum Teufel war das denn?<« Er
glaubte also, das Geräusch stamme von einem Müllwagen, bis jemand ihm sagte,
dass ein kleines Linienflugzeug in den Nordturm des World Trade Center gerast
war. Er ging ans Fenster und schaute zu dem Gebäude auf der anderen
Straßenseite hinauf. Eine kleine Linienmaschine war nach seiner Einschätzung
gar nicht groß oder stark genug, einen solchen Schaden anzurichten, und er
erwartete, das sie seitlich aus dem Gebäude herausragte. Aber er sah nur ein
schwarzes Loch und Rauch. »Mein erster Gedanke war: Das war kein Unfall. Auf gar
keinen Fall.« Er arbeitete damals noch bei Oppenheimer and Co. - Steve und Vinny
hatten bereits gekündigt -, und über Lautsprecher verkündete eine Stimme im
Befehlston, niemand dürfe das Gebäude verlassen. Danny blieb am Fenster. »Dann
fingen Leute an zu springen. Körper fielen hinunter«, sagte er. Wieder ein
Müllwagendonnern. »Als das zweite Flugzeug einschlug, dachte ich mir:
>Tschüs, alle miteinander.<« Als er den Aufzug erreichte, fand er sich
neben zwei Schwangeren wieder. Er begleitete sie zu Fuß in die Innenstadt,
brachte eine an ihre Wohnung in der 14. Straße, die andere ins Plaza
Hotel und ging nach Hause zu seiner schwangeren Frau in die 27. Straße.
    Vier
Tage später verließ er mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn fluchtartig New
York. Als sie nachts auf dem Highway in einen Sturm gerieten, überfiel ihn das
sichere Gefühl, dass ein Baum umstürzen und den Wagen zerquetschen würde. Vor
Angst fing er an zu zittern und zu schwitzen. Die Bäume waren 50 Meter entfernt, sie konnten
das Auto gar nicht treffen. »Du musst zum Arzt gehen«, hatte seine Frau gesagt,
und das hatte er getan. Er hatte gedacht, vielleicht habe er etwas am Herzen,
und hatte einen halben Tag an einem EKG-Gerät gehangen. Der Verlust der
Selbstkontrolle war ihm peinlich - er zog es vor, nicht darüber zu reden -, und
er war sehr erleichtert, als die Attacken seltener und schwächer wurden. Einige
Monate nach dem Terroranschlag hörten sie schließlich auf.
    Am 18. September 2008 kam er gar nicht auf den
Gedanken, seine gegenwärtige Verfassung mit der von damals in Verbindung zu
bringen. Er stand von seinem Schreibtischstuhl auf und suchte jemanden.
Normalerweise saß Eisman ihm gegenüber, aber er war bei einer Kon ferenz und versuchte Geld
aufzutreiben - was zeigte, wie wenig sie auf das Eintreten jenes Augenblicks
vorbereitet waren, auf den sie sich perfekt eingestellt zu haben glaubten.
Danny wandte sich an den Kollegen neben ihm: »Porter, ich glaube, ich habe
einen Herzanfall.«
    Porter
Collins antwortete lachend: »Nein, hast du nicht.« Eine olympische
Rudererkarriere hatte ihn ein bisschen unempfänglich für Schmerzen anderer
gemacht, da er glaubte, sie wussten gar nicht, was Schmerz sei.
    »Nein,
ich muss ins Krankenhaus«, beharrte Danny. Er war bleich, konnte sich aber noch
auf den Beinen halten. Wie schlimm konnte es dann sein? Danny war immer ein
bisschen ängstlich.
    »Deshalb
ist er ja so gut in seinem Job«, erklärte Porter. »Ich sagte immer wieder:
>Du hast

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