Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
geben.“
„Was, wenn es nicht so ist?“
„Vielleicht weiß Ashargna Rat, vielleicht hat Wengor bis dahin die Antwort, nach der er sucht.“
„Dennoch ist der Weg gefährlich. Der Kelreos wird dich dem Feind verraten. Er hat dich nicht vergessen. Brahadel zeigte es.“
„Ich weiß, Soh’Hmil. Wir müssen vorsichtig sein. Aber da ist noch etwas. Die Menschen Renaors wandten sich ab von ihrer Heimat, um den dunklen Fängen zu entgehen. Ich möchte wissen, ob sie sich unterdessen in ihrem Reich davon befreien konnten. Ihr habt nicht Kunde darüber erhalten?“
„Derlei Nachrichten drangen nicht in die Stadt der Könige. Sie werden es nicht geschafft haben.“
Endlich saßen alle auf ihren Tieren und die Reise konnte weitergeführt werden. Die nächsten Tage gestalteten sich recht unbequem. Da sie sich weiterhin in dem kleinen Gebirge um die einstige Zufluchtsstätte der Weisen befanden, mussten sie die meiste Zeit gehen und ihre Pferde führen. Es kamen aber auch Momente, wo die Tiere äußerst hinderlich waren. Die Kletterei war dann extrem kräfteraubend. Manchmal mussten sie sogar umkehren, da an ein Weiterkommen nicht zu denken war. Nach fünf anstrengenden Tagen standen sie schließlich am Fuße der Berge. Von hier aus würde es weiter westlich gehen.
Lewyn hätte ihren Freunden aus Gitala gern eine kleine Pause gegönnt. Aber auch sie vergaß nicht, dass sie hier keineswegs sicher waren. Von den Elben befürchtete die junge Frau in diesem Teil des Landes allerdings recht wenig. Dazu befanden sie sich viel zu nahe an Parangor. Keiner ihres Volkes würde sich in seine Nähe begeben. Und seit Brahadel vernichtet war, würde sich auch kaum einer der Ältesten hier aufhalten. Der Feind aber hatte seine Heimat nicht allzu weit entfernt. Er wusste jedenfalls von der Anwesenheit der Gejagten. Sollte Whengra noch leben und ebenfalls davon erfahren, würde es äußerst eng werden. Der alte Elb hatte jedem seines Volkes den Tod geschworen, vor allem aber seiner Kontrahentin und denen, die treu an ihrer Seite standen.
Außerdem war zu erwarten, dass der schwarze Zauberer eines Tages zurückkehrte. Die Kriegerin erinnerte sich der Worte des großen Drachen, als sie ihn aus den Shen’enwas befreit hatten.
Die kleine Gruppe war demnach bestrebt, diese dunkle Gegend schnellstmöglich zu verlassen.
Zwei Tage nach der schlimmsten Kletterei standen sie am Ufer des Be’yahe. Er war so schon ein gewaltiger Strom, aber jetzt führte er zusätzlich Schmelzwasser.
„Hm. Das wird nicht ganz leicht.“
„Wir müssen eine flachere Stelle finden, sonst kommen wir nicht hinüber.“ Die beiden Männer hatten keine Lust, schon wieder ein kaltes Bad zu nehmen. Und es würde nicht nur kalt, sondern eisig sein. Dies konnten sie an den Uferrändern erkennen, die teilweise noch gefroren waren.
„Habt keine Sorge. Ich weiß von einer schmalen Brücke, die über den Fluss führen soll. Umodis erzählte mir einst davon.“
„Ich hoffe doch, dass wir dafür nicht weiter nördlich ziehen müssen. Wir sind Parangor ohnehin schon viel zu nahe.“
„Bis morgen werden wir dem Ufer in südlicher Richtung folgen. Dann sollten wir finden, wonach wir suchen.“
Lewyn behielt Recht. Am zeitigen Nachmittag standen die Gefährten im Schatten der Bäume, die sich hier bis an den Be’yahe zogen. Sie trugen selbst jetzt ein grünes Blätterkleid, wenn es im Augenblick auch recht dünn war. Die frischen Knospen aber wagten es bereits, sich der Sonne zu zeigen.
„Das nennst du eine Brücke?! Dies Ding wackelt schon, ohne dass wir uns darauf befinden! Auch habe ich Zweifel, ob ich es überhaupt betreten sollte, schmal, wie es ist, und nur von diesen dünnen Seilchen gehalten. Da kommt nicht das rechte Vertrauen auf. Ist das die einzige Möglichkeit, auf die andere Seite zu gelangen?“ Der Gitalaner schnappte nach Luft.
„Wenn wir uns nicht weiter bewohnten Gegenden nähern wollen, ja. Hab Vertrauen, es sind Elbentaue. Sie tragen.“
„Die Pferde? Eine Brücke, so eng und nur durch solch zarte Seile gehalten, sah ich noch nie. Nirek hat Recht. Sie wird fürchterlich schwanken und die Tiere werden sich sträuben.“
„Wenn wir sicher sind allein zu sein, solltet ihr gehen. Ich komme mit den Pferden nach. Sie werden mir folgen.“
Eine halbe Stunde später waren die drei Männer auf dem Weg über den reißenden Fluss. Vorsichtig und sich an den Stricken haltend, gelangten Nirek und Therani auf die andere Seite. Soh’Hmil ging
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