Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
der Sümpfe entschied anders. Sie hatte erkennen können, was sich in dem gewaltigen Leib der Schlange auszubreiten suchte. So wurde der Hüter der Ye’uschel ein weiteres Mal von den weißen Flammen aufgenommen. Sein Kampf darin dauerte nicht allzu lange. Im Anschluss wurde er von der alten Magie dieses Ortes zu den beiden wartenden Männern geschickt. Die hatten natürlich sofort wissen wollen, was mit Lewyn geschehen war. Ashnorog war schließlich ohne sie zurückgekehrt. Schnell mussten sie erkennen, dass es für Fragen viel zu früh war. Voller Ungeduld würden sie warten müssen, bis das Reptil aus dem tiefen Schlaf erwachte. Das konnte dauern. Es war innerhalb kürzester Zeit den mächtigsten Kräften dieser Gegend mehrfach ausgesetzt, hatte dadurch aber seine Reinheit bewahren können. Nur durch diesen Kraftakt würde das Tier dem Licht weiter dienen können.
Soh’Hmil und Cadar wurden allmählich mehr als unruhig. Längst stand die Sonne erneut hoch am Himmel. Aber weder war der Hüter der Ye’uschel wieder ansprechbar, noch die einstige Thronerbin Let’wedens zurückgekehrt. Die schlimmsten Befürchtungen machten sich breit. Beide Männer vermochten es nicht, diese zu unterdrücken. Verstärkt wurde die Angst durch die Sonne, die mehr und mehr unter die Ausläufer dunkelster Wolken geriet, bis letztendlich der Tag zur Nacht zu werden schien. Selbst das Leuchten, das seit Verschwinden der Kriegerin über den Sümpfen hing, war nicht mehr zu erkennen.
Wie gefangene wilde Tiere liefen die Wartenden unruhig neben der übergroßen Schlange auf und ab.
„Kannst du es denn nicht fühlen? Dich schickte das Licht zu ihrem Schutz! Du bist ihr Vater!“ Der Heerführer war direkt vor dem Mann aus Wyndor stehen geblieben und sah dem jetzt erwartungsvoll, gleichzeitig völlig verzweifelt, entgegen. Doch der schüttelte nur traurig sein Haupt.
„Die Magie der Sümpfe überlagert alle Empfindungen. Ich weiß nicht, ob meine Tochter noch am Leben ist.“ Er musste sich abwenden, stiegen doch die Tränen heiß empor. Endlich konnte er der Vater sein, der er bisher nie war. Jetzt hätte er für Lewyn einen festen Halt bieten können. Doch das Schicksal schien wieder einmal gegen die Erbin der Macht zu entscheiden. Er stand dem machtlos gegenüber. Tieftraurig und verzweifelt verließ der Renaorianer den kleinen Lagerplatz. Er schien seine Tochter verloren zu haben, bevor es ihm gestattet war, sie richtig kennen lernen zu können.
Erst am nächsten Tag hob Ashnorog den Kopf und blickte den beiden Männern mit trüben Augen entgegen.
„Die Zeit des Wartens ist vorüber. Ihr solltet nun gehen. Der Weg zu den Bergen der zwei Könige muss noch immer genommen werden.“ Müde senkte das Tier sein Haupt wieder auf den Boden. Es war noch immer schwach. Leranoths erster Heerführer und der Mann aus Wyndor hingegen starrten ihm ungläubig entgegen. Sie sollten gehen?! Wo aber war die Dreiundzwanzigjährige? Was war geschehen?
„Ich weiß es nicht. Doch die Magie der Sümpfe schickt euch weiter. Der Weg wird ein Geheimnis lüften. Und nun geht endlich. Eile ist weiter euer Gebot.“
„Wo ist sie, wo ist meine Tochter?! Ich werde nicht gehen, ohne zu wissen, was geschehen ist.“ Cadar stand unbeweglich und entsetzt vor dem Tier. Er hatte Angst vor der Antwort. Das Ausbleiben der Erbin der Macht und die Worte Ashnorogs konnten nur eines bedeuten. Sie hatte es diesmal nicht geschafft!
„Ich sagte doch, ich weiß es nicht. Noch während sich deine Tochter im Kampf mit den Flammen befand wurde ich zurückgeschickt. Aber nicht nur du fürchtest um ihr Leben. Sie war zu sehr geschwächt und das Böse schien noch immer in großer Stärke an ihr festzuhalten. Ihr Handeln war vergebens.
Ihr solltet endlich gehen. Die Magie der Sümpfe würde euch sonst den Tod bringen.“ Traurig schickte das Reptil die beiden Männer auf ihren weiteren Weg. Er musste Soh’Hmil einen kleinen Stoß mit dem Schwanzende versetzen, um den aus seiner Starre zu reißen. Der wollte nicht gehen. Er wollte diesen Ort nicht verlassen, ohne Gewissheit über das Schicksal der Freundin zu haben. Ashnorog und auch die Sümpfe ließen ihn jedoch spüren, dass seinem Wunsch nicht entsprochen werden konnte. Sie trieben ihn fort von dieser Stelle der Ungewissheit.
Wortlos nahmen die Verzweifelten ihre Decken auf, die drei Pferde am Zügel und gingen langsam ihrem Ziel entgegen, einem Ziel, das für sie keinen Sinn mehr ergab.
Der Kampf in den Flammen des
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