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Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)

Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)

Titel: Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Sandrock
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mehr verlangen würde.
    „Solch bange Gefühle für den Mann, der so viel Leid und Tod brachte, den du so sehr verabscheust?“
    „Das war einmal. Es lag nicht in seiner Macht, die List der Dunkelheit zu durchschauen und sie niederzuringen. Nicht ihn hasse ich, sondern das, was sich seiner bediente.“
    „Das ist schön zu hören. Er wird dich nämlich auch weiterhin begleiten. Eines Tages wird er es sein, der dir den Weg zum Feind der Völker weist. Und ich sprach soeben nicht von seinem Tod. Du würdest ohne ihn nur schwer an dein Ziel gelangen. Nun komm! Der See des Lichts wartet auf dich.“ Die kaum wahrnehmbare Gestalt der Sprecherin gab den Weg in das gleißende Nass frei. Kaum hatte die Dreiundzwanzigjährige ihren Fuß hineingesetzt, als die Magie des Berges sie weiter in die Mitte des außergewöhnlichen Gewässers zog. Dort warteten die bekannten Qualen auf sie. Nachdem der Schmerz erst durch die Augen und später den ganzen Körper Zutritt fand, zeigten sich rasch die furchtbaren Bilder der vielen Kämpfe. Abermals durchlebte die junge Frau den Tod von Mutter und Freunden. Auch jetzt blieb ihr das Elend der vergangenen Jahre nicht erspart. Noch immer konnte sie daran nichts ändern. Aber anders als beim ersten Mal, hielt die Quälerei wesentlich länger an, der Schmerz schien sich in seiner Intensität weiter zu steigern. Als sie den Tod von Naria und Umodis, ihrem Großvater, und auch Soh’Hmils Opfer wieder und wieder vor Augen geführt bekam, glaubte die Kriegerin schließlich doch zusammenzubrechen. Ihre Stärke hatte wohl die Grenzen des Erträglichen erreicht.
    Der magische See hüllte die Erbin der Macht gänzlich in seine weißen Flammen. Die von den endlosen Quälereien Gepeinigte schien von ihnen gehalten zu werden. Dann begannen die kaum sichtbaren Feuer in wildem Spiel um sie zu kreisen, sie zu durchdringen, bis sich die Bänder zu einem gewaltigen Lichtstrahl zusammenschlossen. Mit ungeheurer Wucht fuhr der nach einiger Zeit in den Körper der Halbelbin.
    „Cadar, es wird Zeit deiner Tochter zu reichen, weshalb sie hier ist. Erhebe die Kristalle des Himmels.“ Das Lichtwesen war an den Menschen herangetreten und riss ihn aus seinem Schrecken.
    Er war bis dahin vor Sorge völlig starr gewesen, hatte er doch beobachten müssen, was sein Kind alles über sich ergehen lassen musste. Von der Erscheinung aus seiner Hilflosigkeit getrieben, griff der Mann rasch unter sein Hemd. Ein kleiner Lederbeutel entließ dessen Inhalt auf seine Handfläche. Dort aber verblieb er nicht. Verschiedenfarbene, tanzende Lichter hielten sogleich auf den sorgenvollen Vater zu und umschlossen sogleich die vier Tränen des Morgens, wie die Himmelskristalle auch noch genannt wurden. Die grellen Lichter nahmen ihren Weg zu dem Strahl, der noch immer durch die junge Magierin fuhr. Über ihr vereinigten sie sich. Einen Moment lang schien Ruhe zu herrschen. Cadar hatte schon die Hoffnung, dass die Grausamkeiten endlich ihr Ende fanden, die junge Frau nicht länger gequält wurde. Dieser Schluss war trügerisch. Nach wenigen Augenblicken zog sich die gleißende Quelle abermals mit fürchterlicher Macht in den Körper der Kriegerin zurück. Die Kristalle wurden bei diesem Stoß mitgenommen. Sie hielten auf beide Seiten, zwischen Brust- und Schlüsselbein, in Nähe des Sonnenamuletts zu. Schmerzhaft fügten sie sich dort ein. Das nahm einige Zeit in Anspruch. Als sich das gleißende Element von Lewyn schließlich zurückzog, warf es sie zu Boden und schnellte sich der Höhlendecke entgegen. Dort entschwand die Magie des Berges funkelnd und allmählich verblassend den beobachtenden Augen.
    Die Erbin der Macht hingegen war von der Herrin des Sees aufgefangen und zum Ufer gebracht wurden. Vorsichtig legte die Gestalt sie dort ab.
    „Folge mir Cadar! Deine Tochter benötigt jetzt viel Wasser.“
    „Dann werde ich sie tragen.“ Er konnte sehen, dass die junge Frau glühte. Es war, als würde sie weiterhin in dem Feuer kämpfen und durchdrungen werden.
    „Du kannst es probieren, doch wäre es zum Scheitern verurteilt. Dieser Versuch würde dir das Leben nehmen, du würdest verbrennen. – Nun komm. Eile treibt uns. Sorgen wir nicht rasch für Abkühlung, wird das Feuer des Berges Lewyn in den Tod führen.“ Die Stimme war leise geworden. Cadar befürchtete schon, dass es bereits zu spät war. Doch ein Blick in das lächelnde Gesicht aus Helligkeit verriet etwas anderes. Sofort beugte er sich zu der am Boden Liegenden.

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