Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
meiner Seite stehst.“ Sie löste sich von ihrem Vater, griff Baklas Zügel und lenkte flink ihren Schritt in die Tiefen der Erde.
Sie mussten bereits mehrere Tage unterwegs sein, als die bekannte Müdigkeit nach ihnen griff. Lang und ruhig war beider Schlaf. Nach dem Erwachen wurde ihnen dann rasch, wie erhofft, eine ganz schwache Helligkeit entgegengeschickt. Dies reichte für die verstoßene Tochter Leranoths aber allemal, um von da an sicher durch die Höhlen zu gelangen.
„Was war das? Ich wurde von so großer Müdigkeit ergriffen, dass ich mich nicht einmal daran erinnern kann, mich zum Schlafen gelegt zu haben.“
„Gewöhne dich an die Magie des Berges. Er weiß, wann wir der Ruhe bedürfen. Folgen wir dem nicht von allein, werden wir gezwungen.“ Sie hatte sich aufgesetzt und reichte ihrem Vater etwas von dem Proviant, den sie in Farusia erhalten hatten. Wenn die junge Frau das nächste Mal danach griff, würde der Inhalt des kleinen Lederbeutels wieder vollständig sein, so als sei er unberührt.
„Magie. Noch vor Jahren habe ich mich ihrer bedient, ohne darüber nachzudenken. Jetzt weiß ich, dass sie etwas wirklich Wunderbares sein kann. Vom Falschen angewendet aber birgt sie Tod und Schrecken. Ich bin froh, nicht mehr zu jenen zu gehören. Ich bin traurig, meine Grausamkeiten nicht ungeschehen machen zu können. Doch wurde mir die Chance gegeben, noch zu helfen.“
„Nicht du hast den Schrecken verbreitet. Es war die Dunkelheit, die sich deiner bediente. Du weißt dies, so wie auch ich es jetzt weiß.“ Sie war aufgestanden, fasste ihn kurz am Arm und machte sich anschließend für den Aufbruch bereit.
Begleitet von dicken Moospolstern und großen Farnen, von Flechten, die den Fels in wirren Mustern bedeckten, ging es die nächsten Tage weiter. Griff der Schlaf mit Macht nach den Reisenden, hatten sie stets einen Platz erreicht, der ihnen ein bequemes Lager bot. Lange Bänder aus unbekannten Pflanzen hingen von der Decke und schienen schützend einen bunten Himmel über den beiden Suchenden zu spannen. Das waren aber alles Dinge, die anfangs nur die verstoßene Prinzessin Let’wedens erkennen konnte. Erst nach einigen Tagen nahm die Helligkeit der Höhlen so zu, dass auch Cadar das Wunder zu sehen in der Lage war.
Als die Mächte des Lichts ihn zurück auf ihre Seite holten, hatten sie ihn mit vielen Gaben ausgestattet, ihm nicht nur die Kraft der Zauberkunde gelassen. Er brauchte nicht mehr so viel Schlaf, wie es für einen Menschen notwendig war. Der Renaorianer würde kaum von Krankheit geplagt werden. Ebenso würde der Mann nicht so rasch altern, wie es seinem Volke entsprach. Die Sehkraft aber war anscheinend nicht der eines Elben angepasst. Weder schaffte es Lewyns Vater etwas in der Dunkelheit zu erkennen, noch konnten sich die Beiden auf seine Augen verlassen, wenn es darum ging, in großer Entfernung Feinde oder anderes erspähen zu wollen.
„Wir hätten doch den tiefen Fall bevorzugen sollen. Wir sind schon so lange unterwegs in den Tiefen der Erde und das Ziel scheint weiterhin nicht in Sicht“, stellte er ungeduldig fest.
„Wir nähern uns. Das Licht wird immer intensiver. Spürst du es nicht? Die Herrin dieser Welt weist uns auch jetzt den Weg.“ Beide hatten kurz innegehalten. Nun wollten sie eigentlich weiter. Aber wieder einmal zwang die magische Müdigkeit sie zu einer längeren Rast. Rasch hatten sich beide auf dem weichen Moos zur Ruhe gebettet.
„Mein Kind, wo bist du?“ Cadar hatte versucht, seine Tochter in der schummrigen Umgebung auszumachen, erfolglos. Als er erwacht war, fand er die junge Frau nicht mehr an ihrem Platz. Die dicken Polster hatten sich bereits wieder von der Last der Schlafenden erholt und bargen ebenfalls deren Wärme nicht mehr. Sie musste also schon längere Zeit unterwegs sein. Endlich kam die verstoßene Thronerbin Let’wedens langsam aus der vor ihm liegenden Dunkelheit auf ihn zu.
„Hattest du etwa Angst, ich hätte dich zurückgelassen?“
„Nein. Aber ich konnte dich nicht sehen. Und wir wissen beide, dass in den Tiefen das Böse seine Heimat hat. Sicher, dies sind die Höhlen, die zur Herrin des Lichtsees führen. Aber heißt das denn, dass die Dunkelheit nicht vielleicht dennoch einen Weg selbst hierher finden kann?“
„Wir würden gewarnt werden. Nun komm! Haben wir die nächste große Biegung hinter uns gebracht, wird es dir ebenfalls möglich sein, die Höhlen in ihrer ganzen Pracht zu erblicken.“ Sie warf dem Mann
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