Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
lose Hang eine tödliche Nachlässigkeit bedeuten. Folgt dort ein großer Abgang, wird die Höhe des Walls sicher nicht mehr genügen. Die Wucht wird gewaltiger als die der Lawinen. Brargal sollte ihn Stück für Stück zum Rutschen bringen. So würde er gar kein Risiko von dieser Seite haben.“ Soh’Hmils Augen ruhten mittlerweile auf der schneebeladenen Flanke der Felsen.
„Das war unser Vorschlag. Der König glaubt aber, dass der Berg dadurch zu nah an Burdlan gelänge, er vom Feind als Brücke benutzt werden könnte.“
„Brargal ist in der Tat sehr schwach. Er kann weder sehen, noch besitzt er Weisheit.“ Lewyn schüttelte leicht den Kopf. Wieder hoffte sie auf die Vernunft Enoandts. „Das Geröll kann völlig entfernt werden oder sie benutzen es als weiteren Wall. Es gibt viele Möglichkeiten, es sinnvoll zu verwenden. Wenn Tondiors Herrscher tatsächlich so wenig Verstand besitzt, wie ich es nach dem Gehörten vermute, wird es äußerst schwierig werden, seine Unterstützung zu erlangen.“
„Die Sonne geht unter. Beobachten wir, wer die Stadt jetzt noch verlässt.“
Nirek wies gen Westen, wo die schneebedeckten Berge in rotgoldenes Licht getaucht wurden. Anschließend kehrten die Blicke zurück zu dem großen Haupttor.
„Ich glaube nicht, dass er diesen Ausgang benutzen wird. Er ist zu gut zu beobachten.“ Die Vierundzwanzigjährige spähte den Wall entlang, hoffte einen geschützten Zugang zu entdecken.
„Du hast Recht. Enoandt wählt meist einen kleinen Durchlass am Flussufer. Wir sollten uns trennen und auch die dritte Pforte nicht aus den Augen lassen.“ Therani sah zu der Freundin und wandte sich mit seinen Söhnen der rechten Seite entgegen. Dann hielt er noch einmal inne. „Wirst du uns hören können, wenn wir ihn entdecken sollten?“
„Nein. Es muss von mir ausgehen. Ich werde in einigem Abstand fragen. Dann kann ich auch die Antwort verstehen.“ Die Magierin entschwand daraufhin mit Cadar und Nirek zur anderen Seite, dorthin, wo sie Burdlans Heerführer erwarteten.
Soh’Hmil und Nerair verblieben bei den Pferden. Von da aus behielten sie weiter das große Tor im Auge.
Die Kriegerin hatte die Freunde seit der Trennung bereits mehrfach nach dem Gesuchten gefragt. Jedes Mal hatte sie dieselbe Antwort erhalten.
„Vielleicht führt er die Männer außerhalb in einem Kampf.“
„Dann müssen wir einen anderen Weg zum König finden.“
„Verwenden wir Magie, verraten wir uns.“ Cadar schüttelte heftig den Kopf. Das wollte er nicht riskieren.
„Wir werden morgen die Stadt betreten. Sie werden Reisenden kaum den Zutritt verwehren. Nirek, du, Therani und mein Vater, ihr werdet hier auf uns warten. Ich möchte dem Ärger möglichst lange aus dem Weg gehen.“ Sie hatte ihren Gedanken noch nicht ganz beendet, als sich ihre beiden Begleiter in Deckung begaben. Natürlich war auch die junge Frau den angreifenden Männern ausgewichen. Gleich darauf aber hatten sie die Schilde vor sich und hielten auf Enoandt und seine kleine Eskorte zu. Diese waren aus den Bergen gekommen, wo sie in den letzten Tagen, nach gerade überstandenem Angriff, flüchtende Goriebs gejagt hatten. Bei ihrer Rückkehr waren die Soldaten auf die Halbelbin und deren Begleiter gestoßen.
„Die Waffen runter!“ Cadar hatte mit einigen gewaltigen Sätzen die Distanz zwischen sich und dem Anführer der kleinen Truppe überbrückt. Nun ging sein Schwert in Richtung des Burdlaners. Doch der hatte nicht vor, sich so einfach besiegen zu lassen. Enoandts Fuß schnellte am Schild des Mannes aus Wyndor vorbei und traf den hart unter dem Kinn. Sofort war er vom Pferd und wollte nun seinerseits die Klinge an den Hals des Gegners setzen. Der Rest seines Trupps wandte sich gegen Nirek.
„Legt die Waffen beiseite, bitte. Ich möchte niemanden verletzen. Ich wünsche nur in Ruhe mit Euch reden zu können.“ Die Kriegerin stand unterdessen hinter dem braunhaarigen Mann aus der nahen Stadt und drückte ihm ihren Dolch in den Rücken. Dabei gab sie acht, ihn nicht zu verletzen. Das schien er zu bemerken. Er gab seinen Männern einen Wink. Die ließen sofort ab von dem Gitalaner und Cadar. Doch dann fielen die Blicke auf Defalgen. Sofort erwachte der Widerstand aufs Neue.
„Waffen weg!“ Der Druck im Rücken wurde stärker und der Heerführer musste fühlen, wie das Messer nun doch leicht ins Fleisch drang. Er versuchte, sich noch einmal loszureißen. Aber Lewyn war darauf gefasst und vermochte es, ihn in fester
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