Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
werden. Dorthin werden wir jetzt aufbrechen.“
„Was, kein Willkommen mit einem leckeren Mahl? Dabei haben wir dir extra Kartoffeln mitgebracht. Wir konnten uns gut daran erinnern, wie sehr du diesen Früchten zugesprochen hast.“ Während des Gesprächs jonglierte Nirek mit einigen der Knollen und grinste ihr dabei breit entgegen. Thelan hatte ein Bündel Holz unter dem Arm und wartete nur noch auf das Zeichen, dass er ein Feuer entfachen konnte. Der Rest der Männer hatte alles Weitere für das vollständige Essen parat.
„Wie ihr wollt. Ihr scheint nicht besonders daran interessiert, euren König wiederzusehen.“ Schmunzelnd gab sie dem herzlichen Drängen nach.
„Nun, die letzten Male wurden wir so liebevoll empfangen und behandelt, er brachte so viel Verständnis auf, dass ich noch mehr davon ganz sicher nicht ertragen könnte. – Dieser Narr schickt sein Volk in den Abgrund!“
„War es der König, der euch derartig zusetzte, oder waren es seine Berater?“ Hörte Brargal auf die Männer, die ihm zur Seite standen, bestand die Möglichkeit, ihm die Augen noch zu öffnen. Dafür musste sie ihn allein sprechen. Lewyn hoffte, für diesen Zweck nicht weitere Magie verwenden zu müssen.
„Als wir uns nach Shin’anur trennten und dann in Burdlan eintrafen, ließen uns des Königs Getreue erst gar nicht zu ihm vor. Sie fragten nach dem Anliegen, welches uns zu ihm führte. Da wir ahnten, dass sie uns den Zutritt versagen würden, wüssten sie von unserer Bitte, wollten wir die natürlich nicht preisgeben. Aber ohne eine Antwort wollten sie uns ebenfalls nicht vorlassen. So sprachen wir letztlich von dem bevorstehenden gemeinsamen Kampf. Dylarodh wies uns augenblicklich die Tür. Wir folgten seinem Befehl nicht und wollten warten bis Brargal von unserem Anliegen erfuhr. Unsere Hartnäckigkeit trieb diesen bissigen Mann schließlich in die innerste Halle. Es dauerte nicht lange und er kam zurück. Dann folgte die Forderung, die Menschen nicht weiter aufzuwiegeln. Schließlich wurden wir mit Waffengewalt aus der Stadt gejagt. Ich glaube kaum, dass Brargal und seine Helfer über unsere Rückkehr erfreut wären.“
„Vielleicht ist das gar nicht nötig. Kennt ihr des Königs Angewohnheiten? Wisst ihr, wann und wo ich ihn allein antreffen kann?“
„Wenigstens einer seiner Berater ist immer bei ihm. Selbst im Schlaf wird er nicht ungeschützt gelassen. Mag es Vorsicht oder Wahnsinn sein, der Mann ist nie ohne seine Wachen.“
„Das macht das Ganze schwieriger. Ich hatte gehofft, ohne Magie zu ihm kommen zu können. Er ist wirklich nie allein?“
„Nie.“
„Auch nicht, wenn er sich entleeren muss?“
„Das freilich kann ich dir nicht beantworten. Aber ich könnte mir vorstellen, dass selbst dabei wenigstens einer seiner Männer für Sicherheit sorgt. Ich für meinen Teil würde das abscheulich finden. Das wäre nicht normal.“ Therani grinste erst, um sich dann zu schütteln. Dabei grübelte der Mann darüber nach, ob es vielleicht doch eine Möglichkeit gab, Tondiors Herrscher allein zu sprechen. Er sah zu Nirek. Der schien eine Idee zu haben.
„Versuche mit Enoandt zu reden. Er scheint mir wesentlich weiser als der König oder Dylarodh. Ihn wirst du allein antreffen, weilt er in Burdlan, wenn es beginnt zu dämmern, wenn alles in Zwielicht getaucht wird. Dann reitet er vor die Stadt, um zu sehen, dass sich in dessen Schutz kein Feind nähert. Kannst du den Heerführer für dich gewinnen, ist womöglich auch der Weg zu Brargal frei.“
„Gut. So werden wir vor der Stadt auf den Mann warten. Jetzt aber möchte ich endlich von den Kartoffeln kosten.“ Die lagen schon einige Zeit, in großen Blättern verpackt, in der Glut. Es konnte nicht mehr lange dauern und sie waren bereit, verspeist zu werden. Fleisch und Wurzeln würden ebenfalls gleich gar sein. Lewyn und ihr Vater freuten sich darauf. Obwohl es ihnen in letzter Zeit an nichts gefehlt hatte, dank der Gabe aus Farusia, war eine warme Mahlzeit eben doch etwas anderes. Zudem war der Proviant aus der Stadt der zwei Könige recht nüchtern im Geschmack. Das würde heute anders sein. Die Männer führten neben reichlich Vorrat auch Gewürze mit sich.
Das Essen war beendet und der Mond schickte sein trübes Licht durch den immer noch herrschenden Schneefall. So beschlossen die Gefährten, auch die Nacht im Schutze des Berges zu verbringen. Dort waren sie wenigstens etwas vor Kälte und den eisigen Flocken geschützt. Am Morgen konnte in
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