Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Gemeinschaft dann der Weg nach Burdlan aufgenommen werden.
Ruf im Kampf
Langsam schob sich die Sonne immer weiter den westlich gelegenen Bergkämmen entgegen. Nicht mehr lange und die an eine Festung erinnernde Stadt würde im Halbdunkel des endenden Tages liegen. Das war der Zeitpunkt, zu dem sich Enoandt sehen ließ, sollte er gerade dem König in Burdlan zur Verfügung stehen. Die kleine Gemeinschaft, die jetzt wieder im Verborgenen wartete, hoffte natürlich auf die Anwesenheit des Heerführers. Vielleicht würden sie es über diesen Mann endlich schaffen, Tondiors Oberhaupt wachzurütteln.
Seit dem zeitigen Morgen befanden sich die Gefährten in den östlichen Regionen der Myralisbergkette. Als sie dort eintrafen, weckte die Sonne gerade golden die Stadt, die zwischen mehreren hohen Bergen lag. Schnell erwachte hinter dicken Mauern das Leben. Die Stadttore wurden geöffnet und rasch herrschte auch vor Burdlan reges Treiben. Bauern der außerhalb liegenden Höfe trafen ein, während andere dorthin unterwegs waren. Kleinere Viehherden wurden auf die knapp bemessenen Weiden getrieben. Unter der bereits dicken Schneedecke fanden sie dort aber noch immer genügend Futter.
Lewyn und ihre Begleiter warteten gespannt. Vielleicht zeigte sich Enoandt bereits jetzt. Doch war es vorerst vergebens. So beschlossen die Acht, sich aufzuteilen und die Stadt auszuspähen. Als sie am Nachmittag bei ihren Pferden wieder aufeinander trafen, waren sie sich einig, dass Burdlan recht gut geschützt war. Die umgebenden Mauern waren sehr hoch und dick, die Zugänge durch starke Tore versperrt.
Von ihrem erhöhten Standort aus hatte die Kriegerin einen Blick in das Innere riskieren können. Die Wege nach den Pforten waren verwinkelt, boten also weiteren Schutz. Sie würden von wenigen Männern zu halten sein, schaffte es der Feind einzudringen. Zudem wurden breitere Straßen immer wieder durch hervorstehende Häuser eingeengt. Die steinernen Gebäude schienen ebenfalls sehr wehrhaft errichtet zu sein. Der Stadtkern war durch einen zusätzlichen Wall geschützt. Der durchfließende Gebirgsbach davor teilte die königliche Ansiedlung. Ein breiter freier Streifen zu beiden Seiten begleitete das Flussbett. Das war die Zone, in der gerade im Frühjahr das Hochwasser tobte. Dann gab es nur einen einzigen schmalen Zugang in das Zentrum dieser wehrhaften Ortschaft. Bis dorthin würde ein Angreifer kaum Belagerungstürme oder Rammböcke bringen können. Die Gassen ließen einen solchen Einsatz nicht zu. Und doch hatte die Stadt einen Schwachpunkt: Die sie umgebenden Felsen waren recht gut zugänglich. Ein Angriff konnte also von oberhalb unterstützt werden. Brargal musste das noch nicht erkannt haben. Oder er unterschätzte diese mögliche Gefahr. Sicher, mit einem Bogen war nicht sehr viel auszurichten, dafür war die Entfernung zu groß. Auch würden nur kleine Katapulte dorthin gebracht werden können. Aber niemand wusste, welch andere Waffen es noch gab, sollte die Finsternis ihre Unterstützung gewähren. Jedenfalls gab es nur wenige Wachen im oberen Stein. So würde deren Fehlen erst bemerkt werden, wenn sie abgelöst werden sollten. Das ließ viel Spielraum für einen Angriff.
„Die Wand im Osten besteht nur aus losem Stein. Unbemerkt gelangt dort niemand hoch, wenn überhaupt. Kommen die Feinde aber auf anderem Wege an diese Stelle, mit dem richtigen Werkzeug, vermögen sie den Hang möglicherweise ins Rutschen zu bringen. Ein Teil der Stadt würde so wahrscheinlich begraben. Wir haben den König schon früher auf diese Gefahr hingewiesen. Ihr seht, er blieb untätig. Lieber verschanzt er sich weiter in diesem grauen Flecken und hofft, dass ihn die Gefahr dort nicht erreicht.“
„Welch überheblicher Leichtsinn. Sicher, diese starken Mauern bieten guten Schutz, aber nicht vor allem. Nirek, Therani, der Fluss, kann er einem Gegner Einlass verschaffen?“ Cadar spähte zu der Stelle, an der das Wasser Zutritt in die ziemlich große Anlage erhielt. Selbst jetzt sprudelte das eisige Nass munter unter dem Wall hindurch.
„Kaum. Starke Gitter wurden in seinem Bett verankert. Das ist jedenfalls der Grund, weshalb sich bei Hochwasser der Islaras immer so anstaut, dass außerhalb der Stadt alles überschwemmt wird. Tagelang erscheint sie dann wie eine Insel im Meer. Im Winter aber schützen die Mauern vor den Lawinen.“
„Bisher gab es dabei keine Opfer?“
„Nur wenn sich die Menschen außerhalb befanden.“
„Dennoch kann der
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