Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Doch er schüttelte leicht den Kopf. Dann blickte er der jungen Frau zweifelnd entgegen.
„Ich werde hören, was Ihr zu sagen habt. Vielleicht ist es von Belang für uns.“ Sich unwohl fühlend richtete sich der Mann auf. Kurz darauf blickte er äußerst ärgerlich um sich, als auch der Rest von Lewyns Begleitern auftauchte. Die Überlegenheit der Anzahl seiner Krieger war nahezu dahin. Andererseits hatte er gerade erfahren müssen, dass die Halbelbin auch allein sehr wohl in der Lage war, sich ihrer Haut zu erwehren.
„Ihr seid ein Vertrauter des Königs, so hörte ich.“
„Ah, Ihr versucht über mich an ihn zu gelangen.“ Seine Augen funkelten. Er war kein Dummkopf. Deshalb entschloss sich die Kriegerin, weiterhin offen zu reden.
„So ist es. Enoandt, Ihr kennt meine Freunde?“ Sie wies auf die beiden älteren Gitalaner.
„Ja. Und ich ahne Eure Gedanken. Der König wird auch jetzt nicht auf sie hören, nicht einmal, wenn ich sie zu ihm geleite.“
„Das sollt Ihr gar nicht. Aber Ihr habt gerade gezeigt, dass Ihr wisst, welches Anliegen sie bisher hatten. Gut. Da Euer Herr noch immer seine Ohren vor der Vernunft verschließt, bin ich es, die zu ihm zu gelangen sucht. Doch weiß ich, dass er nie ohne Wachen oder seine Berater ist. Nun, ich könnte meine Fähigkeiten nutzen, ihn zu erreichen. Das ist jedoch nicht meine Absicht. Ich würde gern mit ihm ohne Hilfe von Magie reden, allein. Denkt Ihr, dies wäre möglich?“
„Das würde voraussetzen, dass ich Euer Begehr unterstütze. Wie kommt Ihr darauf, dass es so ist? Euer Weg verheißt für viele den Tod. Und ich sehe meine Männer nicht gerne sterben.“
„Niemand tut das und niemand will es. Doch bedarf es des Kampfes, wollen wir nicht unserem Untergang entgegengehen. Damit meine ich nicht ein einzelnes Volk. Stehen wir jetzt nicht Seite an Seite, werden wir alle kaum das Morgen erreichen. Brargal muss das Vergangene ruhen lassen, will er die Zukunft nicht verlieren.“
Es herrschte einige Zeit Schweigen. Nicht nur Enoandt schien über die Worte nachzudenken. Seine Männer taten es ebenfalls.
Während des Aufeinandertreffens war es gänzlich dunkel geworden. Der Mond stand am Himmel und warf sein fahles Licht auf den einsetzenden Schneefall. Dunkle Wolken schoben sich allmählich vor den Himmelskörper, bis nur noch ein Strahl daraus hervorstach. Der traf direkt auf die Halbelbin. Die Männer mochten dies möglicherweise als ein Zeichen sehen.
Leranoths verstoßene Prinzessin gab den Burdlanern die Zeit, die sie zum Nachdenken brauchten. Dennoch vergaß sie nicht den Feind, der jederzeit zuschlagen konnte, wobei sie allerdings noch nicht mit der Rückkehr von Osgh rechnete. Vielleicht aber gab es weitere Zauberer, die in der Gunst der Finsternis standen. Nein, wohl eher nicht, nicht in der Stärke, wie sie es von dem jungen Magier kannte. Cadar hatte ja davon berichtet, dass auch dies dem einen Dunklen Kraft kostete. Aber da war immer noch der schlafende Berg. Vielleicht würde er doch früher geweckt. Vielleicht wurde der Schlag gegen die Völker zeitiger geführt, als sie erwarteten. Vielleicht.
„Es ist eine große Entscheidung, die Ihr von mir verlangt. Euer Anliegen erscheint mir aus Eurer Sicht gerechtfertigt. Doch mein König hat es bisher vermocht, sich gegen die Finsternis erfolgreich zu wehren. Wenn ich Euch nun Zugang verschaffe, wer sagt mir, dass dies auch für uns die richtigen Auswirkungen haben wird?“
„Egal, welche Entscheidung Ihr treffen werdet, sie wird Konsequenzen haben. Trefft Ihr aber keine, wollt Ihr lieber mit uns kämpfen, wird auch das nicht folgenlos bleiben. Bitte bedenkt dies. Noch mag Brargal Erfolg haben. Aber der Feind wird nicht vor seinen Grenzen halt machen, wenn er seinen Beutezug fortsetzt. Enoandt, bis jetzt hattet ihr nur Glück. Die Finsternis griff bisher nicht ernsthaft nach Tondior. Die Übergriffe auf den Norden waren nichts im Vergleich zu dem, was euer Reich noch erwartet. Der Feind kann nur im gemeinsamen Kampf geschlagen werden.“
„Ich weiß das“, erwiderte er nach einiger Zeit. „Der König wird kaum zu überzeugen sein. Viele seiner Berater reden dagegen, sie haben einen zu großen Einfluss auf ihn. Ich fürchte, ich kann nichts für Euch tun. Ich bin ebenso machtlos gegen königliche Sturheit wie Ihr. Als Eure Freunde erneut um Gehör baten, versuchte ich gegen die Berater anzukommen. Vergebens.“
„Das ist auch nicht das, was ich mir von Euch erbete. Sagt mir einfach, wann
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