Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
einigermaßen gut überstanden hatten, war der Prinzessin deutlich anzusehen.
„Meine Freunde, sagt, wie haben eure Heerscharen diesen ungleichen Kampf überwunden? Wie viele sind es, die den letzten Weg gehen müssen?“
„Höre auf, dir um uns Sorgen zu machen. Jeder von uns hat viel zu viele Freunde verloren. Unser Weg zeigt es sehr offen.“ Nevori und Jandahr waren auch jetzt an ihrer Seite. Sie verfluchten, dass es das Bündnis hatte geben müssen, dass es diese furchtbare Schlacht gegeben hatte. Beides hatte ihr Volk an den Rand eines Abgrundes gedrängt. Nur wenige lebten noch. Allerdings wussten sie auch, dass sie ohne das Bündnis gar keine Chance für ihr Überdauern gehabt hätten. „Lewyn, gestatte, dass wir Zwerge uns in das Shynn’talagk zurückziehen können, sobald wir unsere Toten geehrt und bestattet haben. Ich weiß, dass auch Aschiel und die anderen Menschen ihre Gefallenen noch auf die letzte Reise schicken wollen. Dann kommt der Zeitpunkt unserer Trennung.“
„Um uns hoffentlich in friedlicheren Zeiten an dieses Bündnis zu erinnern.“
„Ja, Aschiel. Wir alle sollten immer dieser Schlacht gedenken. Es war ein Kampf ohne Verrat. Wir standen wirklich alle geschlossen gegen den Feind.“ Soh’Hmil nickte dem neu gewonnenen Freund zu. Der nahm ihm die immer müder blickende Vierundzwanzigjährige ab. Ein Stück würde er sie nun tragen, da sich die Kräfte des Elben erschöpften. Aber der Nagranoer bemerkte ebenfalls sehr schnell, dass diese Anstrengung der Heilung seiner Wunde nicht unbedingt zuträglich war.
„In kommenden freundlichen Tagen dürfen wir dies nicht vergessen, keiner von uns. Diese Bedrohung, die wir gemeinsam abwenden konnten, hat uns Zwerge wohl etwas mehr Weisheit gelehrt. Von nun an werden auch wir erst nach Lösungen suchen, bevor wir zu unseren Äxten greifen“, grinste er leicht.
Lewyn reichte den beiden Zwergenherren die Hand zum Abschied. Ihr Dank und der der Menschen würden sie in das große Gebirge begleiten, wenn sie dorthin aufbrachen.
„Lass mich runter. Ich werde laufen. Ihr alle seid zu stark verletzt, um mich tragen zu können.“
„Einem jeden von uns geht es dennoch besser als dir.“ Teglamons Heerführer wollte die Geschwächte nicht loslassen, kam gegen ihr Aufbegehren jedoch nicht lange an.
„Tu, was ich dir sage! Bist du noch nicht schwach genug? Du wirst wieder bei Kräften sein müssen, wenn du deine Krieger zurück nach Agondhar führst.“ In diesem Augenblick sah der Mensch Nhaga auf die Gruppe zukommen. Er zeigte Spuren nur leichter Verletzungen, würde die Erbin der Macht also tragen können. Das tat er auch, nachdem er bei ihnen war.
„Nhaslin, wo ist sie? Ich sah meine Schwester an der Seite von Regos kämpfen.“ Unruhig suchte er nach der jungen Frau.
„Niemand weiß es. Sie ist bisher unentdeckt geblieben. Doch vermuten wir, dass sich ihr Gemahl mit ihr zurückgezogen hat. Sie ist verletzt.“ Lewyn sah, wie sehr den Palianaer diese Nachricht traf. Er zuckte zusammen. Für einen kurzen Moment verlor er sogar den Halt und stolperte.
„Weshalb habt ihr sie mit hierher gebracht?“, fragte er mit bitterem Vorwurf in der Stimme. „Sie ist nicht in der Lage, schon gar nicht jetzt, in einer Schlacht zu kämpfen.“
„Das wissen wir. Wir ahnten aber nicht, dass sie uns begleitete.“
„Sie kam ohne eure Einwilligung?! Welche Macht hat sie nur in diesen Wahnsinn getrieben?“ Er war verzweifelt. Nhaga liebte seine Schwester sehr. Dass ihr jetzt Unheil widerfahren war, traf ihn bis tief ins Herz. Er wollte nicht auch sie noch an den Tod verlieren. Nhahil hatte bereits vor Monaten sein Ende gefunden.
„Lewyn! Du lebst!“ Nirek erhob sich. Ein gequältes Lächeln zuckte kurz über sein blutverschmiertes Gesicht. Nerair blieb bei dem Freund am Boden, grüßte nur kurz. Thelan hingegen schaffte es nicht, den Kopf zu heben. Nun hatte er doch seinen Vater verloren. Mit Therani war auch Berando gefallen. Zudem war es ungewiss, ob der einzig Überlebende der Familie die kommenden Tage überdauern würde. Er trug tiefe Verletzungen.
Die Halbelbin verlangte, abgesetzt zu werden. Mit Tränen in den Augen ging sie zum Sohn ihres gefallenen Freundes. Sie legte ihm die Hand gegen die Stirn und wollte die zweite gegen seine Brust pressen.
„Nein!“ Er war aufgesprungen und stieß die Kriegerin von sich. „Verzeih. Ich will deine Gunst nicht.“ Lewyn war betroffen. War Thelan der Nächste, der ihr Vorwürfe machte? „Es ist
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