Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
immer ohne Erfolg ihrer Bemühungen blieben, schlichen sich allmählich Zweifel ein. Hatte die Freundin den Sieg doch mit dem Leben bezahlt?
„Nein, das will ich nicht glauben. Sicher hat sie einen Ausweg gefunden. Nirgends sieht man die dunklen Blumen des Todes.“ Jandahr blickte abermals in den Krater zu seinen Füßen. Hier hatten sie schon mehrfach gesucht. Dies war schließlich die Stelle, an der sie die Halbelbin zuletzt, sich von Granderakg nehmen lassend, gesehen hatten.
„Cadar sagte, sie würde nicht in das Reich der Toten eingehen, wenn sie fällt. Die Erbin der Macht soll dann dem Schutz des Lebens dienen. Vielleicht sehen wir deshalb nirgends, was uns Antwort geben würde.“ Auch Soh’Hmil ließ seine Augen wieder und wieder über die verletzte Erde gleiten. „Da unten! Seht, da ist Bewegung!“ Flink stieg er ein weiteres Mal in das gewaltige Erdloch. Er war zur rechten Zeit angekommen, um Regos aus seiner misslichen Lage zu helfen.
„Ihr lebt! Dem Himmel sei Dank. Aber wie ist das möglich? Ihr wart bewusstlos, als die Bestie fiel.“ Aschiel reichte ihm ebenfalls die Hand. Beide Männer zogen den jungen Elb nun gänzlich aus der Erde hervor.
„Der Schutz des Amuletts und der Tränen des Morgens. Der Drachenstein gab mir Stärke durchzuhalten“, sagte er schwach.
„Dann ist Lewyn auch da unten? Lebt sie?“
„Ich denke, ja. Soll sie aber nicht in einen weiteren Kampf finden, haltet sie fern von mir.“ Wieder lag seine Hand an der Waffe. Die umstehenden Männer waren entsetzt. Was war geschehen? Regos war der Freund der jungen Frau, nicht ihr Feind! Niemand wollte glauben, dass es etwas gab, was diese beiden je entzweien konnte. Dennoch musste da etwas sein. Unbändige Wut gegen die Prinzessin stand in seinen Augen.
Soh’Hmil wollte dem Freund hinaus aus dem Krater helfen, kam aber nicht mehr dazu. Regos hatte traurig den Kopf geschüttelt. Gleich darauf hingen nur noch helle Nebelfetzen über dieser Stelle.
„Wo ist er hin?“ Nevoris Erstaunen war recht groß. Er wusste wohl davon, dass der junge Elb der magischen Fähigkeiten habhaft war, nicht aber, dass die so groß waren. Er hatte den erschöpften Krieger gesehen. Der hatte sich kaum auf den Beinen halten können, umso verwunderlicher war jetzt die Anwendung eines Zaubers.
„Ich denke, ich weiß, was geschehen ist“, meinte Nagalenos zu den anderen, die gemeinsam mit ihm nach Asnarins Enkelin gruben. „Ich sah Nhaslin zu seinen Füßen liegen. Er wird versuchen, sie zu heilen.“
„Nhaslin, seine Gemahlin?! Welch Irrsinn trieb sie in diese Schlacht?“ Teglamons Heerführer war verständnislos.
„Liebe, Aschiel, Liebe.“
„Dennoch war es Irrsinn. Selbst wenn sie eine gute Kämpferin ist. Sie erwartete ihr Kind!“ Soh’Hmil unterbrach seine Arbeit für einen Moment. Er blickte zu seinem treuen Heermeister. „Du irrst dich nicht?“
„Nein. Deshalb wirst du auch seinen Schmerz verstehen.“
„Weshalb dann die Wut gegen Lewyn?“, wunderte sich Andail.
„Vielleicht kann sie uns die Antwort geben, wenn wir sie endlich von der Erde befreit haben.“ Aschiel kratzte die letzten Erdklumpen zur Seite. Dann zeigte sich allen der flimmernde Schutz, der wie ein Mantel um die Vierundzwanzigjährige lag.
„Was hat euch so lange aufgehalten?“, fragte sie leise. Zu einem Lächeln aber konnte sie sich nicht durchringen. Sie sah immer noch die vielen Gefallenen, über die sie am vergangenen Tag hatte hinwegsteigen müssen. „Es ist doch nicht die immer noch tobende Schlacht gewesen?“
„Wir fanden dich nicht. Du hast dir ein gutes Versteck gesucht. Der Kampf war schnell vorüber, nachdem du Granderakg vernichten konntest.“
„Dann fand der Tod also keine Opfer mehr? Es sind ohnehin zu viele, die den Pfad in das Reich der Toten antraten.“
„So ist es. Tausende sind gefallen. Ebenso viele sind verletzt.
Wie hast du es fertig gebracht? Wie fand der schlafende Berg sein Ende? Wir sahen, wie dich die Bestie nahm und glaubten dich verloren.“ Andail erblickte wieder, wie sich diese dunkle Schöpfung über die Freundin neigte. Nach der machtvollen Vernichtung des Feindes aber war von der jungen Frau nichts mehr zu sehen.
„Die magische Waffe, die ich vom blinden Seher der Andaanas erhielt, bereitete ihrem boshaften Treiben das Ende. Ich werde euch später davon erzählen. Jetzt verlangt es mich zu wissen, wie die Schlacht verlaufen ist. Was wisst ihr über unsere Freunde aus Gitala. Als ich sie zuletzt sah,
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