Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
schlafenden Berg doch schon beim Feuerwald vernichtet, so wäre nicht so viel Blut vergossen wurden. Dann erinnerte sich die Halbelbin Dahnikgs Worte. Der Drache hatte Recht. Mit diesen sinnlosen Vorwürfen änderte sie nichts. Nun doch etwas ruhiger strebte sie schließlich wieder ihrer Stadt entgegen.
Während der nächsten Tage wurde es wärmer und heller. Der Winter verlor allmählich an Kraft und die Bäume begannen sich mit neuem Laub zu schmücken. Das Leben erwachte mit vermehrter Kraft. Die Vögel begrüßten die angenehmere Jahreszeit mit fröhlichem Geträller, während es in der Stadt der Könige sehr ruhig war. Die Elben hatten alle von der großen Schlacht erfahren. Und sie trauerten, so wie es die Prinzessin gefordert hatte. Alles andere aber ging seinen gewohnten Gang, nur wesentlich stiller als sonst.
Asnarin und ihre Enkelin befanden sich im Wald, als sich in ihrer Nähe ein leichter heller Dunst zeigte. Kurz darauf erblickten sie Regos, an seiner Seite Nhaslin mit Nha’a im Arm.
Der Krieger hatte sofort die Magierin entdeckt. Unwillkürlich ging seine Hand an die Klinge. Er schaffte es aber, seiner Wut nicht freien Lauf zu lassen. Nach kurzem Zögern hatten der Elb und seine Gemahlin die Königin begrüßt. Lewyn schenkten sie keinerlei Beachtung. Als sie sich schließlich in Richtung Stadt begaben, schritten beide an der einstigen Freundin vorüber. Unsanft rempelte der junge Weise gegen sie.
„Was hast du mir verschwiegen?“ Die Großmutter blickte der Vierundzwanzigjährigen sehr ernst in die Augen. Wenn Regos dermaßen auf die Anwesenheit der jungen Frau reagierte, musste etwas Furchtbares geschehen sein.
„Ich möchte darüber nicht reden.“
„Das will ich wohl glauben. Du wirst es dennoch tun. Deine Königin wünscht es zu erfahren. Es ist nicht gut, wenn ihr euch als Feinde gegenübersteht. Und er ist zu deinem Feind geworden. Der Wunsch nach deinem Tod war deutlich in seinen Augen zu erkennen.“ Die oberste Elbin musste einen Augenblick warten. Dann erzählte die Heimgekehrte widerwillig, wie es zu diesem Zerwürfnis gekommen war.
„Da sie unversehrt an seiner Seite stand, gehe ich davon aus, dass seine Schwäche von ihrer Heilung rührte. Er hat deinen Befehl missachtet und damit alle in große Gefahr gebracht. Was ist nur los mit ihm? Ich werde mit unserem Freund reden müssen.“ Asnarin war von dem Gehörten nicht angetan. Sicher konnte sie die Sorge, die Verzweiflung des jungen Mannes verstehen. Aber gerade Regos wusste ganz genau, was Granderakg nicht nur in den Landen der Elben hätte anrichten können. Der schlafende Berg wäre lediglich der Vorbote des Untergangs gewesen, hätte er bestehen dürfen. Diese Eigenmächtigkeit durfte sie nicht einfach so hinnehmen.
Weitere Tage waren vergangen, in denen die Thronerbin voller Ungeduld darauf wartete, ihrer nächsten Aufgabe nachkommen zu können. Es waren aber auch Tage, in denen sie weder Regos noch Nhaslin begegnete. Beide gingen ihr aus dem Weg. Da dies für sie kein erträglicher Zustand war, suchte sie die Nähe zu ihnen. Sie wollte die Situation klären.
„Verschwinde! Ich habe dir nichts mehr zu sagen.“ Demonstrativ legte Regos erneut seine Hand an den Griff der Waffe. Böse funkelten ihr seine Augen entgegen. Abermals kostete es ihn unglaubliche Überwindung, nicht dem Drängen seiner Wut nachzugeben.
„Du solltest deinen Weg mit dem unsrigen nicht mehr kreuzen. Du könntest es bereuen.“ Beinah lieblich und doch voller Gift wandte sich auch die Palianaerin der Thronerbin zu. Dabei hielt sie den Kopf gesenkt. Allerdings konnte sie nicht lange widerstehen und blickte der Kriegerin ebenfalls entgegen. Aber es war anders als bei ihrem Gemahl. Bei ihm war es reiner Hass, der aus dem Vergangenen geboren wurde. In Nhaslins Augen lag etwas, was sich Lewyn erst nicht erklären konnte. Schnell hatte sie allerdings eine Ahnung davon, was geschehen sein musste. Da sie aber selbst noch immer von Trauer und Wut begleitet wurde, hoffte sie sich geirrt zu haben. Doch die Vorsicht war in großem Maße erwacht. Die Halbelbin würde Nhahils Tochter genau beobachten. Jetzt entschwanden der Krieger und seine Frau aber vorerst ihren Blicken.
Ruhig verlief das Leben in der Stadt. Die Erbin der Macht begegnete dennoch wieder vermehrt dem gegen sie gerichteten Hass. Beinah hatte sie wirklich daran geglaubt, dass die Elben endlich verstanden und Vertrauen zu ihr gefunden hatten. Woher kam der erneute Wandel? Asnarins Enkelin
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