Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
diese Freude einfach nicht gutheißen. Die Verluste waren so unglaublich hoch.
„Zürne ihnen nicht, mein Kind. Glaube mir, jeder einzelne weiß, dass die kommende Zeit nur durch großen Schmerz erworben wurde. Sie alle haben jemanden verloren. Doch wissen sie auch von den friedlicheren Tagen. Sie freuen sich darauf, mit denen, die ihnen verblieben sind, wieder ein freieres Leben führen zu dürfen. Sie sind glücklich, dass sie eines Tages unbehelligt durch unsere schönen Wälder wandeln können, dann wenn auch der letzte Feind aus Let’weden vertrieben wurde.“
„Verzeih, ich war ungerecht. Doch ist die Trauer für mich einfach noch zu groß. Ich kann ihr Lachen nicht ertragen.“
„Willst du mir davon berichten?“
„Nein. Aber dennoch musst du erfahren, was geschehen ist. Auch du hast einen Freund verloren. Du wirst Therani nicht wiedersehen, ebenso wenig Berando. Mein Vater kehrte bisher nicht zurück. Er scheint verloren“, fügte sie kaum hörbar mit erstickender Stimme an. Sie erzählte so kurz wie möglich, was sich am Fuße des grünen Gebirges ereignet hatte. Asnarin wurde immer blasser. Sie begriff, dass nur sehr wenige ihrer Krieger zurückkehren würden. Natürlich war auch sie über den Tod der Freunde bestürzt. So wollte sie sich vorerst in ihre Gemächer begeben, um dort allein ihrer zu gedenken.
Allmählich gelangten Lewyns Worte aus den Mauern des Palastes. Die Königin sorgte dafür, dass ihr Volk von den ruhmreichen Taten der Gefallenen erfuhr. Sie hatten ein Recht darauf. Vielleicht würden sie zudem so die Reaktion ihrer zurückgekehrten Prinzessin verstehen.
Die junge Frau suchte den Sarkophag Narias auf, nachdem sie sich von der Großmutter getrennt hatte. Das brachte ihr aber diesmal nicht die ersehnte Ruhe. Schnellen Schrittes eilte sie dem großen Tor entgegen, um kurz darauf in den angrenzenden Wäldern zu verschwinden. Lheassa hatte ihr folgen wollen. Niemand wusste, wer vielleicht noch in der Nähe weilte. Sie untersagte ihm seine Begleitung.
„Nein. Du wirst von der Mauer aus weiter Ausschau halten. Sorge dafür, dass die Aufmerksamkeit Veränderungen gegenüber nicht nachlässt. Um mich brauchst du dich nicht mehr sorgen. Ich bin gut geschützt.“ Sie wies kurz in Richtung der magischen Hilfen, die seit einiger Zeit zu ihr gehörten.
Als die Halbelbin mit Einbruch der Dunkelheit sich der Stadt wieder näherte, war sie noch übler gelaunt. Dahnikg hatte schlechte Neuigkeiten für sie. Hatte er Let’wedens Thronerbin erst etwas Zeit gelassen, um sich zu sammeln und ruhiger zu werden, so waren diese Bemühungen am späten Nachmittag schnell wieder zunichte gemacht.
„Wie ist das möglich? Ashargna sagte mir einst, dass es die Dunkelheit nicht schaffen wird, diese Stätten des Lichts zu erreichen. Nun sagst du, dass sowohl die Taseres wie auch die Ye’uschel vernichtet sind. Nein, das will ich nicht glauben!“
„Dennoch ist es so. Aber es besteht die Möglichkeit ihrer Rettung. Die liegt einzig bei dir.“
„Bei mir?! In meiner Nähe gibt es keine Rettung. Unheil und Tod sind meine Begleiter. Ich …“
„Das reicht! Du solltest aufhören, dich in Selbstmitleid zu baden! Vielleicht kannst du dann endlich erkennen, was du schon alles erreicht hast. Du wusstest von deinem schweren Weg. Und du hast ihn viel weiter beschritten, als je einer wirklich geglaubt hätte. In all der vergangenen Zeit war niemand in der Lage, den einen Dunklen so sehr in die Enge zu treiben, ihn dermaßen zu schwächen, wie du es vermochtest.
Wenn dich die Trauer wieder klar denken lässt, wirst du einsehen, dass es nicht in deiner Macht stand, jeden zu schützen. Zudem ist der Tod nicht nur dein Begleiter. Doch nun bist du es, die auch Leben entstehen lassen kann. Gib den Sümpfen und der Halbwüste ihre Magie zurück, säubere sie von der Dunkelheit, die sich noch immer dort befindet.“
„Wenn ich Leben geben kann, was ist mit den vielen Gefallenen, mit meinen Freunden?“ Hoffnung regte sich.
„Das ist dir nicht gestattet. Bitte versuche es erst gar nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass du damit der finsteren Seite zufällst, sie mit diesem Tun unglaublich stärken würdest, ist viel zu groß. Versprich mir, dass du deinem Wunsch nicht nachgeben wirst, sonst kann ich nicht gehen. Ich müsste dich zuvor vernichten.“
„Gehen, wohin? Was wird aus Leranoth, wenn du nicht mehr über die Stadt wachst?“
„Mein Schutz über die Stadt der Könige ist nicht mehr vonnöten. Dein
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