Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
bei der obersten Elbin breit.
„Glaube mir, das willst du gar nicht wissen. Vertraue mir. Ich werde es regeln.“ Die junge Frau wollte sich bereits eilends abwenden, wurde aber am Arm festgehalten.
„Glaube du mir bitte, dass ich sehr wohl erfahren möchte, was es schon wieder so Furchtbares gibt, dass du mir nicht davon berichten willst.“
„Lass uns ein Stück gehen. Ich will nicht riskieren, dass es jemand erfährt.“
Gemeinsam gingen die beiden Frauen durch Leranoths Straßen. Als sie das große Eingangstor und den wieder bestehenden Drachenzauber durchquert hatten, durfte die Prinzessin nicht länger zögern. Asnarin war unerbittlich.
„Er hat was?!“ Ihre Stimme überschlug sich. „Bist du dir ganz sicher? Ich kann, ich will nicht glauben, dass er das wirklich getan hat. Regos sollte es besser wissen. Er sollte weiser sein.“ Die Königin war tief erschüttert. Der junge Elb hatte also sämtliche Regeln gebrochen, das absolut Verbotene getan. Er riskierte für ein einziges Leben das vieler, vielleicht sogar aller.
„Ich werde dich begleiten. Ich fürchte, er würde dich sonst angreifen, wenn du verlangst, was notwendig ist.“ Die Herrin der Elben hatte sehr leise gesprochen. Ihr war äußerst unwohl bei dem Gedanken an das, was nun kommen würde. Doch gab es keine andere Möglichkeit, sollte nicht der Dunkelheit ein neuer Weg bereitet und sie gestärkt werden.
„Deine Anwesenheit wird ihn kaum zurückhalten. Regos wird so oder so gegen mich schlagen, doch bin ich darauf vorbereitet. Er hat die Finsternis gesehen, die seit Tagen, wohl eher seit ihrer Rückkehr, in Nhahils Tochter besteht. Dennoch blieb er untätig. Er wird nicht machen wollen, was ich von ihm verlange. Aber ich weiß ihn zu dem zu zwingen, was einzig durch seine Hand geschehen darf.
Willst du nicht lieber zurückkehren? Ich möchte nicht, dass du verletzt wirst. Es wäre zudem nicht gut, wenn noch mehr von Nhaslins Weg erfahren. Die Wachen sahen uns in die Wälder gehen. Suchen sie dich, wird Regos’ gefährliche Tat womöglich entdeckt.“
„Obwohl du weißt, dass er nach deinem Leben verlangt, schützt du ihn. Ich hoffe, dass er eines Tages erkennt, welch große Freundschaft du ihm entgegenbringst.
Wie geht es dir? Dieser Schritt wird sicher nicht nur für unseren jungen Freund sehr schwer, denn Nhaslin hat auch in deinem Herzen einen Platz. Du weißt, dass du die Freundschaft, die euch einst verband, gänzlich verlieren wirst. Du weißt, dass du ihm unendlich viel Schmerz bereiten musst. Und ich weiß, wie schlimm das alles für dich ist. Wirst du es dennoch verlangen können? Wirst du seinen Hass ertragen können?“
„Die Zeit wird Antwort geben“, wich sie aus. Sie wollte darüber nicht noch einmal nachdenken. Das hatte sie bereits getan. Alle Erkenntnis dabei missfiel der jungen Frau aufs Äußerste. Sie wollte nicht Regos’ Freundschaft verlieren. Das war aber immer noch besser, als ihn zu verlieren.
Asnarin verließ ihre Enkelin auf deren weiteres Bitten und kehrte in die Stadt zurück. Dort suchte sie augenblicklich Feregor auf. Sie ging einer Idee nach, die ihr Hoffnung geben sollte. Sie schickte den Weisen, ihren Heerführer holen. Vielleicht schaffte der es, den Uneinsichtigen zur Vernunft zu bewegen. Vielleicht entging Narias Tochter somit einem Kampf mit dem jungen Magier. Vielleicht.
Lewyn setzte ihren Weg in Richtung Treffpunkt fort. Unendlich schien sich diesmal der Weg zu ziehen, war er doch voller schwerer Gedanken. Aber irgendwann hatte sie den Platz ihres einstigen Kampfes erreicht. Sicher würde es auch der Ort eines neuen werden. Dieser war dann aber ganz sicher kein Spiel.
Die Halbelbin wartete seit Stunden. Die Nacht schlich sich bereits in die Wälder und allmählich schwand die Hoffnung, dass Regos noch erscheinen würde. So würde sie den Schritt gehen müssen, den sie hatte vermeiden wollen. Sie musste somit den einstigen Freund und mit ihm die Palianaerin in der Stadt stellen. Fragen würden aufkommen, die sie nicht beantworten wollte. Sie würden Regos’ Verbannung oder seinen Tod zur Folge haben. Aber Lewyn durfte nicht noch weiter auf eine günstige Gelegenheit warten. Das dunkle Gift verbreitete sich zusehends stärker.
In dem Moment, da sie sich zur Rückkehr abwenden wollte, vernahm Narias Tochter ein leises Rascheln in den Zweigen, an denen sich vorsichtig die ersten grünen Spitzen der kalten Welt zeigten. Gleich darauf entfalteten das Amulett und die Tränen des Morgens
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