Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
benötigte nicht lange, um herauszufinden, dass es gerade Nhaslin war, die Zwietracht unter die Bewohner brachte. Mit äußerst freundlichen Worten verstand sie es sehr gut und rasch, Angst und Wut gegen die Thronerbin zu verbreiten. Dabei war ihr die Erinnerung der Einwohner an vergangene Zeiten sehr hilfreich. Im Verborgenen schien weiterhin das Misstrauen überdauert zu haben. Die Vierundzwanzigjährige konnte dem Ganzen nicht länger tatenlos zusehen. Sie würde nicht zulassen, dass erneut ein Keil in die eigenen Reigen getrieben wurde. Das Handeln der Palianaerin bestärkte die Magierin leider in ihrer Vermutung. Sicher war sie sich dabei aber nicht. Um sich Gewissheit zu verschaffen, suchte sie abermals den jungen Krieger auf. Der war nicht allein. Seine Gemahlin stand an seiner Seite. Und wieder lag etwas Unheimliches in ihren Augen. Lewyn spürte plötzlich ein irrsinniges Brennen und Stechen in ihrer Brust, als würde ihr jemand das Herz herausreißen wollen. Dies hatten nicht einmal Amulett und Kristalle verhindern können. Sie sah augenblicklich zu der Frau, die an der Seite des Freundes stand. Die lächelte ganz sanft.
„Was hast du getan?!“, fragte sie entsetzt. Das Ganze war wie eine Bestätigung ihrer Vermutung. „Regos, bitte! Ich kann deinen Schmerz wirklich verstehen, aber das ist nicht das, was du willst. Du bringst damit ganz Garnadkan in Gefahr!“
„Erzähle du mir nicht, was ich will!“, donnerte er ihr entgegen. Und diesmal hielt er seine Klinge in der Hand, um sie auf die junge Frau vor sich zu richten. „Es war deine Entscheidung, die mich zu diesem Schritt zwang. Ich wollte sie doch nur in Sicherheit wissen. War das zu viel verlangt?!“
„Ich brauchte deine Stärke. Ich erklärte es dir bereits.“
„Du brauchtest, natürlich! Immer geht es nur darum, was du willst. Denkst du hin und wieder auch mal an die, die in deiner Nähe sind, die treu zu dir standen, egal wie dein Weg verlief?! Nein. Das ist für die Erbin der Macht sicher unter ihrer Würde. Das Wohl der anderen ist für dich nicht von Belang. Oder wie soll ich mir deine Arroganz erklären? Wenn du mit mir nicht die Klinge kreuzen willst, dann geh mir endlich aus dem Weg!“ Sein Schwert hielt nachdrücklich auf sie zu, ging in Richtung ihrer Kehle. Augenblicklich begann das Sonnenamulett seinen Schutz zu entfalten. Sein rotes Leuchten drängte den Erzürnten zurück.
„Himmel, Regos! Du weißt, dass es so nicht ist. Es ist meine Sorge nicht nur um einen einzelnen, sondern um alle, die mir verbot, dich deinen Wunsch erfüllen zu lassen. Bitte, so glaube mir doch.“ Sie war verzweifelt. Er wollte die Notwendigkeit nicht einsehen. Ebenso wenig schien der Freund nicht zu erkennen, was mit der Frau geschah, die hämisch grinsend neben ihm stand. Dunkelheit zuckte durch ihre Augen und ein finsterer Schatten legte sich über sie.
„Du solltest die Gelegenheit nutzen und gehen“, sagte Nhaslin leise, aber äußerst bedrohlich. Dabei hielt sie ebenfalls ihr schlankes Schwert in der Hand. Auch darauf lag ein schwarzer Glanz. Während sich Regos wortlos von der Kriegerin abwandte, konnte die junge Mutter nicht mehr an sich halten. Ihr ganzer Hass schien sich in ihre Klinge zu ziehen und sich dort zu sammeln. Ganz leicht nur zeigte sich der aufsteigende schwarze Dunst, um dann auf sein Opfer zuzuschnellen. Diese finstere Entwicklung war von der Vierundzwanzigjährigen jedoch nicht unbeobachtet geblieben. Sie war auf den Angriff vorbereitet. Eine kleine Handbewegung reichte Lewyn aus, um die feindliche Magie abzuwenden. Zornesrot drehte Nhaslin um und folgte eilig ihrem Gemahl. Der sah die Mutter Nha’as recht verwundert an. Er hatte ebenfalls gesehen, was gerade geschehen war. Die Liebe aber ließ ihn die Wandlung seiner Angetrauten nicht erkennen. Vielleicht wollte er es auch einfach nicht wahrhaben. Er blieb untätig und nahm sie schließlich in den Arm. „Nicht. Wir werden uns nicht mit ihrem Blut beflecken. Ich werde für dies selbstsüchtige Weib nicht mein Volk aufgeben und du ebenso wenig.“ Dann waren sie weg.
Die junge Magierin war sprachlos. Eine ganze Weile stand sie noch wie angewurzelt im Wald. Aber eines war ihr klar. Egal wie schwer es werden würde, egal wie sehr Regos sie dafür hassen würde, sie musste etwas unternehmen. Nein, ihr Freund würde Nhaslin zurück in das Reich der Toten schicken. Er hatte das Verbotene getan. So war er es, der dafür Sorge tragen musste, dass sein Handeln nicht weiteren
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