Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Soh’Hmil hatte im Stillen mit der Freundin gesprochen.
„Therani, Nirek. Vielleicht ist es besser, ihr kümmert euch um unseren Aufbruch. Auch die Pferde sollten noch einmal gut versorgt werden.“ Damit, ohne das Einverständnis abzuwarten, waren die beiden Elben unterwegs.
„Typisch“, grinste Therani. Er war keineswegs böse, dass er die Beiden nicht hatte begleiten können. Dem Rest ging es ähnlich. Es würden sicher noch genug Tage kommen, an denen sie auf den Pferden saßen.
„Nun tu nicht so, als ob du darüber verärgert wärst. Du freust dich doch unübersehbar, dass du nicht mit musstest. Selbst deine Ohren scheinen zu grinsen.“ Sein Sohn schlug ihm herzlich auf den Rücken. „Komm schon, das Frühstück wartet!“ Die fünf Gitalaner kehrten gemütlich ins Innere der Felsstadt zurück.
„Versuche, ob du allein hindurch kannst.“ Die Enkelin Asnarins ließ den Heerführer vor. Am Eingang zu der Schlucht, durch die sie gekommen waren, war aber erst einmal Schluss.
„Ich sagte Euch doch, nur in Eurer Gegenwart ist es möglich die Grenze zu überwinden.“ Fesnuhr beobachtete weiterhin die Bemühungen des Kriegers. Er war nicht wenig erstaunt, als der Stück für Stück weiterkam, wenn auch nur sehr langsam. Umgehend versuchte er den gleichen Erfolg zu erlangen, vergeblich. „Es muss daran liegen, dass Ihr ein Elb, vielleicht aber daran, dass Ihr ein Freund der Erbin der Macht seid.“
„Wollt Ihr uns begleiten? Wir wollen ein Stück reiten, sehen, ob der Weg frei ist.“ Die Kriegerin reichte dem Fürst die Hand und half ihm auf das Pferd. Dankbar nahm er die Gelegenheit war.
Als sie um die nächste Ecke waren, atmete er tief durch. Es war das erste Mal, dass er diesen Teil der Schlucht sah, obwohl er kaum fünfhundert Schritt vom Tal entfernt lag.
Lewyn und der Elb baten die Pferde nun um die Kraft deren Magie. So würden sie wesentlich schneller das Ziel erreichen. Am Nachmittag des nächsten Tages hatten sie den Punkt erreicht, an dem ein leichtes Lüftchen die junge Frau in den geheimen Zugang wies. Sie zügelten zur gleichen Zeit die Tiere. Fesnuhr schnappte nach Luft, hütete sich aber, einen Laut von sich zu geben. Es war ohnehin recht sonderbar, dass die Feinde ihre Anwesenheit nicht bemerkten. Die beiden Elben staunten ebenfalls. Da draußen, vor dem geheimen Labyrinth, befand sich nicht nur die kleine Streitmacht, die ihnen gefolgt war. Sie wurde zudem von riesigen fleischigen Kreaturen begleitet, die an einen Troll erinnern mochten. Diese hier aber ertrugen sogar hellsten Sonnenschein.
Den Rückweg gestalteten die Drei etwas ruhiger. So kam es, dass sie erst gegen Abend des fünften Tages zurück in Hengreth waren. Dort war es sehr still. Die Menschen standen jedoch alle an der Grenze zu ihrem Tal. Sie warteten voller Ungeduld auf ihren Fürsten und dessen Begleiter. Als die Hengrether die Reiter erblickten, war die Freude groß.
„Wir haben keinen Grund zum Jubeln!“ Schlagartig herrschte wieder die unnatürliche Stille. „Der Weg ist versperrt. Wir werden weiter Gefangene bleiben.“ Er berichtete seinem kleinen Volk von dem, was er da draußen gesehen hatte. Alle waren sogleich niedergeschlagen.
Fesnuhr kannte die Aufzeichnungen seiner Ahnen. So kannte er auch die früheren Feinde. Das, was er aber zwischen den Felsen erblickte, war nichts Bekanntes.
„Die kleineren Kreaturen mögen aus unserer Welt stammen. Ich fürchte, Onxeregh brachte sie hierher. Die anderen Geschöpfe aber müssen diesen Landen entspringen.
Nun, meine Freunde: Wir werden morgen sehen, was die anderen Auswege für uns bereithalten.“
„Ich fürchte, ich habe keine guten Neuigkeiten. Aus den alten Schriften weiß ich, dass sie alle denselben Endpunkt haben. Ihr seid hier jetzt Gefangene, wie wir.“
„Wir werden sehen. Doch sollten wir erst morgen darüber nachgrübeln.“ Die Kriegerin drehte sich um und ging in Richtung der Stadt. Leise kam der Fluch über ihre Lippen.
„Du wirst einen Weg finden. Das hast du immer.“ Therani legte eine Hand auf ihren Arm. So gingen sie gemeinsam weiter.
Vor dem großen Eingangsportal griff plötzlich aufkommender Wind in die Haare der jungen Frau. Die sah zu ihren Freunden. Sie blieben von dem Hauch unberührt. Lewyn spähte nach einem weiteren Zeichen. Schnell hatte sie ein paar Blätter entdeckt, die sich kreisend zur linken Talwand bewegten.
Die Sonne verabschiedete sich mittlerweile von diesem Tag. Ihre letzten matten Strahlen trafen auf das
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