Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Gras, lag sie auf dem Rücken und schlief.
„Ihr solltet sie nicht wecken. Anders als ihr, konnte sie noch keine Erholung erfahren. Träume trieben sie von ihrem Lager.“
Etwas erschrocken, da sie vom Herren der Stadt überrascht wurden, drehten sie sich zu diesem um.
„Sie scheint eine schwere Last zu tragen. Ihr Schlaf ist noch immer unruhig.
Bitte folgt mir. Ich habe Speisen für euch auftragen lassen.“
„Danke, Herr. Wir würden gern auf unsere Gefährtin warten.“
„Dann werdet ihr Geduld haben müssen. Sie legte sich erst zur Ruhe, als die Sonne hoch über unserem Tal stand.“
„Wo war sie bis dahin? Ich begegnete ihr nicht.“ Der Elb war vom Morgen bis Nachmittag durch den Kessel und die Felsstadt gestreift. Die Kriegerin hatte er dabei nicht angetroffen.
„Sie ging einen Teil des Weges, den ihr noch gemeinsam mit dem Feind genommen habt.“
„Wie leichtsinnig! Wenn der seine Schergen dort hineingeführt hat…“
Therani schüttelte den Kopf.
„Er kann den Pfad nicht wiederfinden. Ihr sorgt Euch umsonst.“
„Anscheinend war es aber auch ihr Bedenken. Sie hätte es sonst nicht überprüft. Seid Ihr sicher, dass es nicht möglich ist? Dem Gegner stehen Kräfte zur Verfügung, von denen man nicht annimmt, dass es diese überhaupt gibt. Wir mussten dies leider schon mehrfach erfahren.“ Noch während er sprach, wandte sich der Gitalaner von der Schlafenden ab. Der neuerliche Hunger trieb Therani dazu, der Einladung zum Essen endlich zu folgen. Den anderen mochte es ähnlich gehen. Aber in dem Moment, da sie den Saal betreten wollten, wo ein leckeres Mahl auf sie wartete, hielten alle noch einmal inne. Hinter sich hörten sie ein Geräusch. Als sie sich umdrehten, konnten die Männer sehen, dass der Schlaf der Einundzwanzigjährigen wieder unruhig wurde. Plötzlich schreckte sie hoch und war auch gleich auf den Beinen. Ihr Gesicht war sehr bleich und die Augen zeugten davon, dass es ihr nicht gut ging.
„Was ist los?!“ Alle waren besorgt. Konnte der dunkle Magier hier vielleicht doch eindringen? Griff er die junge Frau an? Soh’Hmil trat zu ihr, legte seine Hände auf ihre Schultern und blickte in die etwas trüben Augen.
„Was ist?“, fragte er noch einmal, nachdem sie nicht antwortete.
„Es wird Zeit, wieder aufzubrechen. Verweilen wir noch länger, gibt es nichts mehr zu verteidigen.“ Völlig ruhig, aber in trauriger Gewissheit, dass der Krieg in der Heimat bereits wieder tobte, war die Stimme der entmachteten Thronfolgerin.
„Die Völker müssen sich schon wieder gegen die dunklen Horden wehren? Kann es nicht mal Jahre des Friedens geben? Das Böse erholt sich sehr schnell von seinen Niederlagen.“ Nirek nickte bedächtig. Allmählich verstanden die Freunde, warum die Halbelbin immer zur Eile drängte, weshalb sie voller Ungeduld war. Das Sammeln ihrer Macht dauerte zu lange.
Es war etwa zwei Jahre her, dass die Weisen Let’wedens eine vernichtende Entscheidung getroffen hatten. Sie hatten der Erbin der Macht ihre Fähigkeiten genommen. Sie hatten damit die einzige Kraft zunichte gemacht, die gegen das Böse hätte bestehen können. Weiterhin, vor allem aber ungehindert, würden Leid und Tod durch Garnadkan ziehen.
„Geben wir uns der Verzweiflung hin, werden wir nichts ausrichten. Habe doch Vertrauen. In den vergangenen Jahren wurden neue Allianzen geschlossen. Stehen die Reiche Seite an Seite, können sie die Dunkelheit vielleicht lange genug aufhalten.“ Der Elb versuchte, ihr etwas Zuversicht zu geben. Die brauchte hin und wieder selbst Lewyn.
„Aber wissen wir, ob es so ist? – Lasst uns jetzt essen. Dann will ich hören, ob wir diesen Menschen hier wirklich die Hilfe geben können, die sie von uns erwarten. Danach reiten wir.“
„Himmel, Ihr seid es wirklich. Ihr müsst es sein! Die Erbin der Macht in Hengreth! Entschuldigt mich. Ich muss die frohe Kunde verbreiten.“
Fesnuhr war völlig aufgelöst und wollte hinauseilen. Sie hielt ihn zurück.
„Das war einmal. Wenn wir nicht dem Gebot nach höchster Eile nachgehen, wird es so auch nicht wieder sein. Ich denke, es wäre besser, wenn niemand erfährt, wen Ihr zu Gast habt.“
„Ich fürchte, dafür ist es zu spät. Die Ahnung hatte jeder von uns. Die alte Prophezeiung verhieß, Ihr würdet kommen. Außerdem sind die Männer, die Eure Worte soeben hörten, sicher schon unterwegs.
Doch warum soll sich mein kleines Volk nicht an einem solch mächtigen Gast und seinen Begleitern
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