Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
erfreuen?“
„Der Feind hat seine Späher überall. Hier scheint es nicht möglich, noch nicht. Aber irgendwann wird die Dunkelheit selbst diesen Ort erreichen.“
„Sicher nicht. Es ist unmöglich.“
„Wir mussten feststellen, dass es für die Finsternis nichts gibt, was nicht zu schaffen ist. Für manches braucht sie nur etwas länger. – Sagt, von welcher Prophezeiung sprecht Ihr?“
„Von der, die uns Hoffnung gibt. Von der, die sagt, dass Ihr es seid, die das Dunkel unserer Welt vernichten kann.“
„Wie ist das möglich? Dies gehört nach Garnadkan.“
„So wie wir. Wir lebten nicht immer hier. Vor vielen tausend Jahren kamen Menschen und andere Völker über das Shynn’talagk in die südlichen Lande. Damals war das Gebirge noch nicht unüberwindbar. Alle hofften, hier eine friedliche Heimat zu finden, gab es doch da, von wo sie kamen, nur Krieg. Doch waren es die, die in den Süden zogen, die das Böse in ihren Herzen mitnahmen. Sie führten Kriege gegen jene Völker, die in diesen Landen schon länger ansässig waren. Als sie sich selbst gegen die Drachen stellten, sorgten die dafür, dass die Berge nicht mehr überschritten werden konnten. Nun, seither sind mehrere Zeitalter vergangen. Die Völker hatten irgendwann genug vom Kampf. Aber die Dunkelheit fand einen Weg, immer wieder Zwietracht zu säen. Als dies dem Bösen nicht mehr reichte, schickte es seine finsteren Geschöpfe hierher. Kampflose Zeiten sind in diesen Landen sehr rar. Das Schicksal hatte ein Einsehen mit einem kleinen Volk der Menschen. Es lenkte ihre Schritte zwischen diese Felsen und gewährte ihnen ewigen Schutz. Ihr seht hier die letzten Überlebenden. Wir sind ein aussterbendes Volk, wenn wir dieses Tal nicht bald verlassen können. Wir haben nicht mehr genügend junge Männer und Frauen, die nicht miteinander verwandt sind. Ihr versteht, was ich meine? Gut. Denn unsere ganze Hoffnung liegt nun bei Euch. Ihr seid es, die uns hier herausführen soll. Obwohl wir hier friedlich und glücklich leben können, sind wir doch Gefangene.“
„Gefangene? Ihr braucht lediglich den geheimen Weg gehen. Er scheint euch vor dem Feind zu schützen. Er konnte ihn nicht finden, obwohl er direkt hinter uns war.“ Thelan verstand nicht, wo das Problem lag.
„Niemand von uns kann das Tal verlassen. Der Fels ist nicht nur eine optische Grenze. Wir vermögen nicht sie zu überschreiten. Auch würden wir den Pfad nicht mehr finden, der uns aus diesem Labyrinth heraus führt.“
„Wenn ihr das Tal nicht verlassen könnt, wie sollten wir dann vermögen euch zu helfen?“
„Die Erbin der Macht brachte euch hierher. Ohne sie hättet ihr niemals Zugang gefunden. Ohne sie würdet ihr Hengreth nicht mehr verlassen. Denkt an eure Ankunft. Ihr versuchtet zu ihr zu gelangen, als sie dem dunklen Zauberer gegenüberstand. Das Tal aber ließ euch nicht gehen.“ Fesnuhr hatte sich wieder Lewyn zugewandt. „Werdet Ihr helfen?“ Flehentlich war sein Blick auf die junge Frau gerichtet.
„Ihr wollt euch uns anschließen, wenn wir gehen.“ Lange sah sie schweigend auf den Mann. Sie verstand seine Lage. Allerdings würde es viel Zeit in Anspruch nehmen, diese Menschen mit sich zu nehmen. Es mochte nur ein kläglicher Rest eines Volkes sein, ihre Zahl aber betrug dennoch mehrere hundert. „Wo wollt ihr hin? Ich werde euch nicht ewig zur Verfügung stehen. Und bedenkt, dass die Welt da draußen gefahrvoller ist, als ihr es vielleicht erwarten würdet. Hier seid ihr jedoch sicher.“
„Das wissen wir. Wir wissen, es ist hier schön und geschützt. Dennoch sind wir Gefangene. Bald schon wird Hengreth eine verlorene Stadt sein, da keiner mehr in ihr lebt.“
„Wenn wir morgen aufbrechen, werden wir niemanden hindern, der uns begleiten will.“
„So schnell?! Niemand wird Zeit zum Packen haben. Zudem wollten wir ein letztes Mal in Sicherheit feiern.“
„Verzeiht. Wir sind in Eile. Ich muss versuchen, so schnell wie möglich meine Kräfte zurückzugewinnen. Die Prophezeiung wird sonst keine Erfüllung finden.“
„Sie ist auch zum Scheitern verurteilt, kannst du dem Gegner entkräftet nicht standhalten. Gib uns allen noch diesen einen Tag. Du wirst ihn ebenfalls brauchen.“ Soh’Hmil war an sie getreten und legte ihr die Rechte auf die Schulter. Sein Blick war durchdringend. „Denke an die Mahnung der En’dika, bitte.“
„So soll es sein.“ Die Kriegerin nickte Fesnuhr zu und wandte sich schließlich zum Gehen. Sie kehrte zu ihrem Lager
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