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Lex Warren E-Book

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Titel: Lex Warren E-Book Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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zu zeigen, damit sie Dolex nicht näher inspizierten. Benahra hatte die beiden Jahre ihrer Amtszeit ebenfalls in dem Sinne gehandelt, bevor sie sich gedanklich von den strengen Regeln ihres Heimatplaneten hatte abwenden können. Sie wusste, wie viel sie gerade Lex in der Hinsicht zu verdanken hatte. Von ihm hatte sie endgültig gelernt, frei zu denken und die Stimmen in ihrem Kopf zuzulassen, die sich gegen ein Leben als Dolexidin sträubten. Benahra bedauerte, dass sie ihm nie gesagt hatte, wie wichtig er in dem Punkt für sie gewesen war … und in vielen anderen Dingen. Sie hatte stets nur angedeutet, was auf ihrem Heimatplaneten geschah, da sie gefürchtet hatte, er würde sie mit anderen Augen sehen, wenn er das ganze Ausmaß kannte. Und doch hoffte sie, dass es genug gewesen war, damit er begreifen konnte, dass sie ihn nicht freiwillig im Stich gelassen hatte.
    Lilana blickte von ihrer Zeitschrift auf und strahlte Benahra an. „Du bist wach. Das ist schön! Ich wollte so gerne mit dir reden, bevor du in deine eigene Behausung ziehst.“
    „Das wird noch dauern“, sagte Benahra.
    Ihre Schwester sah sie belustigt an. „Du wirst noch heute umziehen. Mutter hat alles vorbereitet und Torlat wartet auf dich.“
    „Torlat?“
    „Ja, dein zukünftiger Mann.“
    Benahra stöhnte genervt auf. Ihre Schwester blickte sie verständnislos an. Ihr langes, grünlich schimmerndes Haar war zu Zöpfen geflochten und sie trug ein Baumwollkleid, das am Rockteil einige Flecken aufwies – Blut, wie Benahra erkannte.
    „Worüber möchtest du mit mir reden?“, fragte sie.
    Lilana schien einen Moment lang verlegen zu sein und wandte den Blick ab, bevor sie ihn wieder auf Benahra richtete. Ihre schlanke Gestalt versteifte sich, sie rang die Hände. „Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Es geht um dein Leben … dein Leben auf der Erde.“
    Benahras Herz schlug ein paar Takte schneller. Lilana interessierte sich für das Leben auf der Erde? War es möglich, dass sie in ihr eine Verbündete finden würde, und sie dem Schicksal der dolexidischen Frauen gemeinsam entkommen konnten? Benahra bemühte sich, ruhig zu bleiben. Ihre Schwester war bereits aufgeregt genug und würde Angst vor der eigenen Courage bekommen, wenn Benahra zu enthusiastisch reagierte.
    „Was möchtest du über das Leben auf der Erde wissen?“
    „Du würdest mir wirklich davon erzählen? Selbst wenn du weißt, dass Mutter es verboten hat?“
    „Hat sie das?“
    „Sie hat gesagt, dass dieses dunkle Kapitel unserer Familie endgültig der Vergangenheit angehören muss, und dass sie es nicht dulden wird, wenn du davon sprichst. Aber es gibt so vieles, das mich interessiert.“
    „Das verstehe ich. Frag mich, was du möchtest. Ich werde dir gerne antworten.“
    Als Lilana sich aus dem Schaukelstuhl erhob, sah Benahra sie verwirrt an. Der Blick ihrer Schwester hatte sich völlig verändert. Sie ging zur Tür, öffnete sie und verließ wortlos das Zimmer. Ehe Benahra richtig begriff, was geschah, betrat ihre Mutter gemeinsam mit Benahras Schwestern Tawena und Sehina den Raum. Sie zerrten einen Mann hinter sich her, der einen eisernen Ring um den Hals trug, an dem eine Kette befestigt war. Er war nackt und sein Körper war übersät mit Striemen; einige davon schienen frisch zu sein und bluteten noch. Benahra dachte an die Flecken auf Lilanas Kleid. Tiefe Abscheu erfasste sie. Der Nackte richtete seinen Blick kurz auf Benahra, bevor er ihn senkte und vor ihr auf die Knie ging. Benahra hörte ihre Mutter zischen: „Du solltest lernen, dich meinen Wünschen nicht zu widersetzen, Benahra. Lilana hatte dir gesagt, dass es mein ausdrücklicher Wunsch ist, dass du dein Wissen über die Erde für dich behältst. Du hast den Wunsch ignoriert. Dein Ungehorsam muss bestraft werden.“
    Benahra konnte nicht glauben, dass ihre eigene Schwester sie in eine Falle gelockt hatte. Als Lilana den Raum betrat, trug sie einen Stock in der Hand, den sie ihrer Mutter reichte.
    „Es ist nur zu deinem Besten, glaube mir, Benahra“, flüsterte Lilana. Im gleichen Moment holte Benahras Mutter mit dem Stock aus und hieb ihn dem Mann auf den Rücken.
    „Nein!“ Benahra sprang auf und hielt den Arm ihrer Mutter fest.
    „Geh weg! Es ist seine Aufgabe als dein Zukünftiger, deine Schmerzen zu ertragen“, fauchte ihre Mutter.
    Benahra entwand ihr den Stock und hob ihn drohend. „Lass ihn in Ruhe! Wir haben kein Recht, Männer so zu behandeln! Sie sind nicht schlechter als

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